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Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit-Pfalz |
Die Gesellschaft ist eine von über 80 Christlich-Jüdischen
Gesellschaften, die im Deutschen
Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
zusammen geschlossen sind. Der Koordinierungsrat vertritt die Gesellschaften
im International Council of Christians and Jews.
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"Die Hausbewohner schrieen jämmerlich" - Zeitzeugen berichten von der Reichspogromnacht in Dahn |
Lehrer im Ruhestand Otmar Weber hat über viele Jahre hinweg akribisch
Unterlagen über die Geschichte der Juden im Wasgau gesammelt. Darunter
befinden sich auch einige historisch wertvolle Zeitzeugenberichte über
die Vorgänge am 10.11.1938. Aus erster Hand erfährt man über
die Plünderung jüdischer Anwesen: "Die Straße war
mit Gegenständen aus dem Hause Julius Levy übersät. Mancher
Dahner bediente sich." |
Bei der Versammlung vor der Synagoge Saarbrücken
nach dem Angriff Irans auf Israel, am 16.4.2024, 18 Uhr hat Kirchenrat
Frank-M. Hofmann, Sprecher der LAG Erinnerungsarbeit im Saarland, seine
Solidarität mit dem Judenstaat zum Ausdruck gebracht. „Wer
Israel antastet, der tastet Gottes Augapfel an“. Mit diesem Wort
des Propheten Sacharja (2,12) beginnt sein Statement, mit dem er die Verpflichtung
der christlichen Kirche zum Ausdruck bringen will. Die Existenz von Israel
sei für uns ein Zeichen der Treue Gottes zu den jüdischen Menschen,
aber auch zu uns allen, die wir an den Gott Israels und Vater Jesu Christi
glauben. "Der Angriff des Iran auf Israel mit Raketen und Drohnen
ist für uns inakzeptabel", so Hofmann. Nicht hinzunehmen sei
es, wenn Israel das Existenzrecht abgesprochen wird und es delegitimiert
werden soll. Nicht hinzunehmen sei es, wenn in der Charta der Hamas und
der mit ihnen verbandelten anderen Fanatiker immer noch gefordert wird
Jüdinnen und Juden ins Meer zu treiben und Vernichtungsfantasien
deren realpolitische Agenda bestimmen. Nicht hinzunehmen sei es, wenn
auf deutschen Straßen und Plätzen öffentlich die Vernichtung
des Staates Israel und der Jüdinnen und Juden gefordert wird. |
Der „Weg Jüdische Kultur“ führt an Stätten und Gebäuden
vorbei, wo nachweislich Juden lebten und wirkten. Der Rundwanderweg startet
und endet am "Jüdischen
Museum" in Steinbach am Glan und führt durch Geschichte
der jüdischen Bevölkerung in der Region um Steinbach am Glan.
Die Ortschaft Steinbach am Glan war im 19.Jahrhundert das Zentrum jüdischen
Lebens in der Westpfalz - fast jeder dritter Einwohner war damals Jude.
Der Schutzbrief des Juden Jakob Levi aus dem Jahre 1728 - ausgestellt
durch den Herrn des Amtes Münchweiler, Carl Caspar Graf von und zu
der Leyen - ist der erste schriftliche Beleg für die Ansässigkeit
von Juden in Steinbach am Glan. Doch bereits Jahrzehnte zuvor müssen
jüdische Familien hier gelebt haben. In der Folgezeit entwickelte
sich die Ortschaft Steinbach zu einem Zentrum jüdischen Lebens im
Münchweiler Tal. 1725 wurde ein Bethaus in Steinbach errichtet, eine
der frühesten Synagogen jüdischer Landgemeinden der Pfalz. Das
Gebäude stand an der Hauptstraße und verfügte neben 90
Männerplätzen auch über etwa 50 Frauensitze auf den Emporen. |
Ein Fest für alle Konfessionen: Die Synagogeneinweihung in Dahn vor 150 Jahren |
Damals war es ein Fest für alle Einwohner, egal
ob Juden oder Katholiken. Als die Dahner Synagoge vor 150 Jahren eingeweiht
wurde, feierte der gesamte Ort mit. Ganz anders in den 1930er Jahren,
als der NS-Mob das Gotteshaus anzünden wollte. Dass es erhalten blieb,
ist einer Dahner Familie zu verdanken. In dieser Woche wird das Jubiläum
gefeiert. Über die Einweihung der Dahner Synagoge am 4. Juli 1873
wusste der Kantonsanzeiger Erstaunliches zu berichten: Glaubensgenossen
aus nah und fern waren gekommen, alle Häuser des Dorfes waren beflaggt,
von den Bergen donnerten Böller, der Männergesangverein und
eine Kapelle begleiteten den nicht enden wollenden Festzug zur neu erbauten
Synagoge. Es war ein herrliches Fest im Geiste der Duldung und Nächstenliebe.
Religiöse wie konfessionelle Unterschiede schwanden und das Band
der Bruderliebe umschlang alle gleich einer großen Familie. Es war
bereits die dritte Synagoge, die vor 150 Jahren in Dahn eingeweiht wurde.
Die erste 1813 amtlich erwähnte Synagoge befand sich in einem Privathaus,
nach mündlicher Überlieferung im Haus Kirchgasse 5. Die zweite
Synagoge wurde 1822 in der Schäfergasse 8 (Judengasse) errichtet.
1872/1873 wurde sie wegen Baufälligkeit abgerissen und an gleicher
Stelle die dritte Synagoge errichtet. Direkt daneben war schon 1843 die
israelitische Schule mit Mikwe fertig gestellt worden. Synagoge und Schulhaus
sind in ihrer Substanz noch gut erhalten. Von der ersten Synagoge gibt
es weder Abbildungen noch sind Reste der zweiten Synagoge zu finden. |
Otmar Weber erhält das Bundesverdienstkreuz |
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1700 Jahre Judentum in Deutschland - ein Rückblick das das Festjahr |
Aus dem Dezember des Jahres 321 datiert ein konstantinisches
Edikt, das jüdischen Bürgern der römischen Colonia Agrippina
das Recht verleiht, Ämter in der Verwaltung der Stadt zu bekleiden.
Es ist dies die älteste urkundliche Erwähnung, dass schon vor
1700 Jahren Juden in dem Gebiet, das heute Deutschland heißt, Jüdinnen
und Juden lebten und die Gesellschaft mitgestalteten. An dieses Datum
erinnerte das Festjahr 2021, das bundesweit mit vielen Veranstaltungen
begangen wurde. Lebendig und interessiert, selbstbewusst und auf Zukunft
ausgerichtet - so konnten sich die jüdischen Gemeinden trotz Corona
präsentieren. Das Jahr bot viele Gelegenheiten zu erkunden, was es
bedeutet, als Jude oder Jüdin heute und hier zu leben. Auch im laufenden
Jahr 2022 finden noch immer Veranstaltungen statt. |
"Zwei Götter im Himmel" - Rezension eines Buches von Peter Schäfer |
Gemeinhin gilt das Judentum als eine Religion des Monotheismus. Aber
bis weit in die Spätantike hinein ist die Idee eines einziges Gottes
ein Wunschbild ist, das einer unvoreingenommenen Überprüfung
nicht standhält. Das zumindest behauptet der katholische Judaist
Peter Schäfer in seinem Buch "Zwei Götter im Himmel".
Bis weit ins 20. Jhd. behauptete die christliche Forschung, die hohe Christologie
eines Paulus oder eines Johannes, speise sich v.a. aus heidnischen Quellen.
Durch diesen Prozess der Inkulturation sei die Botschaft des Juden Jesus
von Nazareth universalisiert und somit der ganzen Menschheit zugänglich
gemacht worden. Eine spätere Generation von Wissenschaftlern korrigierte
dieses latent antijüdische Klischeebild durch die Feststellung, dass
sich auch das Judentum um die Zeitenwende an vielen Punkten bereits dem
Hellenismus geöffnet hatte. Dass sich die neutestamentlichen Autoren
bei ihrer Deutung der Person Jesu an vielen Punkten an das Judentum des
Zweiten Tempels anlehnen konnten, ist heute bereits weitgehend konsensfähig.
Dass aber auch das klassische Judentum talmudisch-rabbinischer Prägung
dem entstehenden Christentum in vielem näher steht als man lange
Zeit glaubte, ist eine noch recht junge Einsicht. Die Kenntnis der binitarischen
Strömungen im Judentum, in die Schäfers Buch einführt,
wird der neutestamentlichen Forschung, aber auch dem christlich-jüdischen
Gespräch in den nächsten Jahren sicher neue Impulse geben. Man
wird sich dabei allerdings von einigen liebgewordenen Vorstellungen verabschieden
müssen. |
Es gibt in jedem Zeitalter Spekulationen über Judas und seine
Motive. Nach zweitausend Jahren ist es an der Zeit, dass Judas selber
spricht: In einer selbst inszenierten Show begeht er einen letzten Versuch,
seine Tat wieder auf ein menschliches Maß zurück zu bringen
und sein Publikum dahin zu führen, wo es lieber nicht sein möchte:
zu dem Judas in sich selbst. Das ist die Handlung des Ein-Mann-Stücks
"Judas" von Lot Vekemans, gespielt im Chawerusch-Theater, Herxheim
von Ben Hergl. In der Presse stieß es auf ein großes Echo.
So jubelte die Wormser Zeitung (4.11.2021): "Für alle, die zuschauten,
wurde es ein eindringlicher, ja, unvergesslicher Abend". Der SWR
(7.10.2021) lobt ebenfalls: „Aus dem Stereotyp Judas wird ein Mensch aus
Fleisch und Blut." Nach der Premiere des Stücks in Herxheim
folgte 2021 eine Gastspiel-Tournee mit vielen Aufführungen, u.a.
in der Dreifaltigkeitskirche Speyer. Übrigens kann man das Stück
auch buchen: Kirchen, Synagogen, aber auch andere Räumlichkeiten
sind geeignet. |
Bereschit: Im Anfang - eine Auslegung der Genesis im christlich-jüdischen Kontext |
Es gibt kaum Bibeltexte, die in der bildenden Kunst und in der Literatur
so stark rezipiert wurden wie die beiden Schöpfungsgeschichten. Aber
nur wenig Texte sind in ihrer Auslegung auch so umstritten wie 1 Mose
1-3. In zwei kurzen, gut verständlichen Beiträgen hat sich Stefan
Meißner zur Aufgabe gemacht, die vielfältigen Bedeutungebenenen
der biblischen Botschaft herauszuarbeiten - und das im Dialog mit der
jüdischen Schriftauslegung. Aber auch Erkenntnisse der modernen Natur-
und Humanwissenschaften werden mit einbezogen. So wird der Blick freigelegt
auf tiefsinnige bleibende Wahrheiten, die unter dem zeitbedingten Gewand
des antiken Mythos heute wieder entdeckt werden wollen. |
Die Aufforderung, die in Genesis 1,28 an die Menschen ergeht: „…bevölkert
die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres,
über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich
auf dem Land regen“, hat in der Auslegung zu zwei extremen Positionen
geführt. Entweder wurde die gesamte heutige ökologische Krise
auf diesen Auftrag, den Gott den Menschen gab, zurückgeführt,
oder aber man tilgte jeglichen Gedanken von Gewaltausübung aus dieser
Aussage, weil es offenbar unvereinbar schien, die Bibel mit aggressivem
Handeln in Einklang zu bringen. So deutete man, das „Unterwerfen“
und „Herrschen“ in eine friedliche „Urbarmachung“
und sorgfältigen Umgang mit der Erde um. Die Ägyptologin Gabriele
Gierlich will nicht leugnen,dass hier zur Gewalt aufgefordert wird. Sie
gibt aber auch zu bedenken, dass wir in anderen alttestamentlichen Ausführungen
durchaus zu schonendem Umgang mit der Natur angeleitet werden. Außerdem:
Genauso wenig wie sich Mesopotamien, Ägypten, Griechenland und Rom
bei ihrem Vorgehen gegen die Natur an Gen.1, 28 orientiert haben, lässt
sich die heutige Naturzerstörung, mit der wir zu kämpfen haben,
auf die Aufforderung Gottes an den Menschen, sich die Erde untertan zu
machen, zurückführen. Unser ausbeuterischer Umgang mit der Natur
und der Klimawandel haben ihre Ursache gerade in der Loslösung des
„Dominium terrae-Gedankens“ aus dem jüdisch-christlichen
Bedeutungszusammenhang seit der Renaissance wie auch in den neuen technischen
Errungenschaften des 19. Jhs. |
Die breitere Öffentlichkeit wurde
auf das Buch "Religionen für Gerechtigkeit in Palästina-Israel"
erst aufmerksam, als es der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in einer Presseerklärung
als „ein zutiefst israelfeindliches Machwerk“ bezeichnete. Es sei „unfassbar“,
so heißt es in einer Stellungnahme, „dass ein deutscher Theologe
heute mit einem derartigen Feindbild über Israel an die Öffentlichkeit
tritt!“ Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein,
hält das Buch ebenfalls für „deutlich antisemitisch“. Der Chef
des LIT-Verlags Wilhelm Hopf gab in einer Stellungnahme gegenüber
der Jüdischen Allgemeinen zu, der Band „hätte in unserem Verlag
nie erscheinen dürfen“. Auch die "distanziert sich (..) inhaltlich
ausdrücklich". Das Buch wurde vom Markt genommen, damit könnte
das Thema eigentlich erledigt sein. Aber nun hat sich in der Pfalz ein
Buchhändler egfunden, der es wieder auflegen will. Stefan Meißner,
der Vorsitzende des Arbeitskreises Kirche und Judentum der Evang. Kirche
der Pfalz zeigt in seiner Besprechung noch einmal auf, warum das alles
andere als wünscheswert wäre. Für Antisemitismus dürfe
die Kirche kein Podium zur Verfügung stellen, wie er meint. |
1995 hielt der 2005 verstorbene Pfarrer Paul Werron,
selbst aktives Mitglied der Bekennenden Kirche (BK), einen Vortrag bei
der Senioren-Akademie Melanchthonkirche. Dort erinnert sich der Zeitzeuge
an die Vorgänge in der evangelischen Kirche, die er als junger Vikar
in Ludwigshafen miterlebt hatte. |
Mehr als nur eingeschlagene Fensterscheiben: Die Reichspogromnacht am 9.11.1938 |
Am 9.11.2018 jährte sich zum 80. Mal jener Tag, an dem in Deutschland
Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen
verwüstet wurden und Menschen verhöhnt, schikaniert, geschlagen
und umgebracht wurden. Was die Nazis beschönigend "Kristallnacht"
nannten und als spontaner Ausbruch des Volkszorns angesichts des Attentats
auf einen deutschen Botschaftsrat hinstellten, war in Wahrheit ein schon
lange geplanter Versuch, das Judentum in Deutschland auszuschalten.
Es war der Anfang der auf der Wannseekonferenz 1942 dann beschlossenen
"Endlösung der Judenfrage". |
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"Menschen
unter Gejohle aus dem Haus gezerrt", von Heinz Kronauer Der Pogrom vom November 1938 in Homburg, von Dieter Blinn Die 'Reichskristallnacht' in Landau, von Otto Brunner Die Reichspogromnacht in Schifferstadt, von Heinz Berkel Die Reichspogromnacht in Ingenheim, aus einem Vernehmungsprotokoll Zeitzeugenbericht über die Judenverfolgung in Haßloch, von Hannelore Risch "Heute will niemand mehr dabei gewesen sein, von Cordelia Kuhn |
Die
Bedrängnisse Bad Dürkheimer Juden in der Nazizeit und die Ereignisse
in der „Kristallnacht“ 1938, von Georg Feldmann Der Abriss der Kaiserslauterer Synagoge, von Roland Paul Reichspogromnacht - Reichskristallnacht, von Sven Siener "Sie verbrennen Dein Heiligtum", von Stefan Meißner Der 9. November aus der Sicht einer Jüdin, von Schoschana Maitek-Drzevitzky Brief von Rudolf Godmann (1981) über die Ereignisse in Ludwigshafen |
Die Bedeutung der jüdischen Ärzte in der Medizin der Antike und des Mittelalters |
Ärzte kommen schon in der Hebräisch Bibel
vor. So heißt es in Jesus Sirach 38,1-4: „Schätze den Arzt,
weil man ihn braucht; denn auch ihn hat Gott erschaffen. Von Gott hat
der Arzt die Weisheit, vom König empfängt er Geschenke. Das
Wissen des Arztes erhöht sein Haupt, bei Fürsten hat er Zutritt.
Gott bringt aus der Erde Heilmittel hervor, der Einsichtige verschmähe
sie nicht“. Jüdische Ärzte hatten einen ausgezeichneten Ruf
und praktizierten überall in der damals bekannten Welt. Sie hatten
einen großen Anteil am Transfer des griechischen Medizinwissens
aus dem Orient ins Abendland. Als im 7. Jh. die Araber immer mehr Gebiete
im Osten eroberten (Ägypten, Palästina, Syrien, Zweistromland,
Nordafrika, Persien), da kamen sie auch mit der griechischen Medizin in
Kontakt. Durch das weitere Vordringen der Araber nach Westen profitierte
ab dem 11. Jhd. auch das Abendland von diesem Wissen. Im Abendland war
die mittelalterliche Medizin zunächst ausschließlich Sache
der Kirche; Klöster galten als Zentren der Heilkunde, Priester waren
als Ärzte tätig. Das machte es für die Juden schwierig,
in dieser Profession im Mittelalter zu arbeiten. Dennoch finden wir immer
wieder jüdische Ärzte, die als Stadtärzte und am Hofe von
geistlichen Würdenträgern, Fürsten und Königen praktizierten.
Neugierig geworden? Dann lesen Sie doch weiter... |
Joseph in Ägypten - Die Josephsgeschichte in der Bibel und bei Thomas Mann |
Während die Josephsgeschichte in der Bibel nur eine
sehr kurze Episode darstellt, hat Thomas Mann Josephs „Biografie“
in einer gewaltigen Tetralogie nacherzählt, deren Bearbeitung 16
Jahre in Anspruch nahm. In aller epischen Breite, mit ausführlichen
Dialogen und philosophisch-theologischen Gedankengängen, verlebendigt
er die biblische Geschichte und lässt den Leser in die Welt und das
Kolorit des alten Ägypten eintauchen. Als Höhepunkt des Buches
hat der Autor das Gespräch Echnatons mit Joseph konzipiert, die in
dem Roman Neb-nef-nezem und Osarsiph heißen. Der Gedankenaustausch
der beiden Protagonisten über das Wesen des alleinigen Schöpfergottes
zeigt den Unterschied zwischen hebräischem und ägyptischem Monotheismus
auf: Der hebräische Gott ist transzendent, der Gott des Echnaton
dagegen ist weltimmanent, da als Schöpfer von allem die sichtbare
Sonnenscheibe verehrt wird, die keinen unsichtbaren Schöpfer mehr
über sich hat. Zwar ist der Echnaton in Manns Werk geneigt, jenseits
der Sonnenscheibe einen transzendenten Gott für möglich zu halten.
Doch macht er deutlich, dass er diese Gottesauffassung nicht dem Volk
vermitteln könne, weil sie zu radikal sei, zumal schon seine Abschaffung
des polytheistischen Pantheons genug Sprengstoff biete. Diese Auffassung
hat allerdings mit dem historischen Echnaton nichts zu tun. Der suchte
über dem „Aton am Himmel“ keinen „Herrn des Aton
im Himmel“. |
Israel ist ein Land zwischen zwischen zwei Welten, zwischen Orient
und Okzident. Israel ist ein moderner säkularer Staat und zugleich
Fluchtpunkt der religiösen Sehnsüchte von drei Weltreligionen.
Aber nicht nur kulturell und religiös, sondern auch politisch ist
die Region zutiefst gespalten. Stefan Meißner berichtet von einer
Reise mit der "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen
und Juden" (KLAK), die Gelegenheit zu vielen spannenden Begegnungen
bot. Im Mittelpunkt der Gespräche stand immer wieder die Stadt Jerusalem
mit ihren heiligen Stätten. Neben den Vorträgen und Diskussionen
war aber immer auch noch Zeit zur Begegnung mit gelebtem Judentum. In
den besetzten Gebieten gab es Ansätze einer Graswurzelrevolution
zu beobachten, die nicht mehr auf die große Politik, sondern auf
Gespräche mit "dem Feind" setzt. |
Endlich ist ein kleiner, kompakter Kulturreiseführer
aufgelegt worden, der die verstreuten Informationen über jüdische
Lernorte in der Pfalz wie Mikwen, Synagogen und Gedenkstätten übersichtlich
und gut lesbar zusammenfasst. Die Autoren sind ausgewiesene Kenner der
Materie, das von ihnen präsentierte Material ist reich bebildert.
Jedes der zehn Kapitel umasst einen historischen Teil und einen Teil,
in dem Vorschläge für eine Rundfahrt oder einem Rundgang auf
jüdschen Spuren gemacht werden. Regionale Karten und nützliche
Listen, sowie ein Glossar runden das ganze ab. |
Die Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) hat sich am
11.11.2015 in Bremen einstimmig von den judenfeindlichen Aussagen Luthers
und anderer Reformatoren distanziert. Im Vorfeld des Reformationsjubiläums
könne man an dieser Schuldgeschichte nicht vorbeigehen, heißt
es in dem Text. In seinen judenfeindlichen Spätschriften verlangte
der Reformator beispielsweise die Ausweisung aller Juden aus seinem Geburtsort
Eisleben oder das Niederbrennen von Synagaogen, falls sie sich nicht zum
Christentum bekehren sollten. |
Die »Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise
Christen und Juden« (KLAK) artikuliert aus Anlass des Reformationsjubiläums
2017 einen Zwischenruf im Sinne einer reformatorischen Theologie im Angesicht
Israels. In dem Papier widmet sie sich der Aufgabe einer Neuformulierung
reformatorischer Theologie, will "das Wichtigste neu sagen";
dass unser "Leben gratis" ist. Der Zwischenruf bleibt nicht
stehen beim dunklen Schatten, den der Reformator durch seine judenfeindliche
Äußerungen wirft, sondern zeigt neue Wege des Schriftverständnisses.
"Das 'Ja' auf die Schrift in Christus meint: Sie ist in Geltung,
nicht im Sinne einer Sammlung erfüllter und damit abgetaner Verheißungen,
sondern bestätigter, bekräftigter, durchaus auch offener Zusagen
Gottes." So könne der neue Bund nur in Kontinuität zum
alten Bund verstanden werden. Luthers »Solus Christus« versteht
die KLAK so: "Jesus von Nazareth personifiziert für uns Christinnen
und Christen die sichtbare Seite Gottes, Immanuel – 'Gott mit uns'. Er
nimmt damit strukturell die Stelle ein, die für Jüdinnen und
Juden Bund und Tora einnehmen." |
Am 22. Oktober 1940 wurden über 6.500 Juden aus
Baden, der Pfalz und der Saarland auf Betreiben des badischen Gauleiters
Robert Wagner und seines pfälzischen Kollegen Joseph Bürckel in das im
unbesetzten Frankreich gelegene Internierungslager Gurs deportiert. Für
viele von ihnen war dies nur eine Zwischenstation in die Vernichtungslager
des Ostens. Die Deportation der pfälzischen Juden bedeutete gleichsam
das Ende der jüdischen Gemeinden in den Städten und Dörfern der Pfalz,
die 1933 noch 6.487 jüdische Einwohner zählten. Bedingt durch die 1933
einsetzende Entrechtung und Verfolgung hatten etwa 5.000 jüdische Menschen
die Pfalz verlassen, sind ins Ausland emigriert oder waren in größere
Städte geflüchtet. |
Es gibt viele Motive, Jesus aus dem jüdischen Volk zu lösen
und zum Arier zu machen. Die "Deutschen Christen" wollten
so die jüdischen Wurzeln ihres Religionsstifters kaschieren, die
zu ihrem Rassentisemtismus so gar nicht passen wollten. Sublimer waren
die Versuche im 19. Jhd., durch eine überkonfessionelle Religion
auf jesuanischer Basis, das deutsche Volk zu einen. Wieder andere Motive
stehen im Hintergrund, wenn Franz Alt oder jüngst der SPIEGEL Jesus
in Kontrast zur jüdischen Religion rücken. Wolfgang Fenske,
Autor einer Monografie zum gleichen Thema, warnt: Eine Missachtung Jesu
als Jude war und ist "Ausdruck der Missachtung von Menschen"
– und verband sich stets Angriffen gegen Juden oder Judenchristen.
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Evangelische Kirche Deutschlands verzichtet offiziell auf Judenmission |
In einer Kundgebung mit dem Titel „Juden
und Christen als Zeichen der Treue Gottes“ hat die EKD-Synode in Mageburg
(November 2016) erstmals
offiziell bekundet, Juden nicht mehr missionieren zu wollen. Das Thema
der Judenmission wurde nicht zuletzt deshalb angegangen, weil der Vorsitzende
des Zentrates der Juden, Joseph Schuster dies bei der Synode 2015 angeregt
hatte. Bei einem Studientag im Folgejahr wurde der Meinungsbildungsprozess
weiter voran getrieben. Dann schließlich formulierte ein Ausschuss
einen Entwurf, der aber bei der Synode an einem entscheidenden Punkt noch
einmal modifiziert wurde. Nur in der zuletzt gewählten Formulierung
schien die angestrebte Einstimmigkeit erreichen gewesen zu sein. Allerdings
haben evangelikale Kreise bereits bekundet, dass der Beschluss ihre bisherige
Praxis nicht in Frage stelle, da die Bekehrung von Juden zu Christus angeblich
kein Religionswechsel darstelle. Jüdische Stimmen sehen das allerdings
ein wenig anders. Joseph Schuster schien trotzdem zufrieden zu sein, er
ließ verlauten: "Diese eindeutige Abkehr von der Judenmission
bedeutet der jüdischen Gemeinschaft sehr viel". |
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Anhand einer gedruckten Talmudseite läßt sich prima
das Wachstum der jüdischen Tradition verfolgen. Mit Hilfe vieler Grafiken
und Hilfefenster werden Schlüsselbegriffe des rabbinischen Judentums erklärt.
Lassen Sie sich entführen in diese für Nichtjuden oft noch fremde Welt! |
Aus dem biblischen Israel heraus entwickelten sich
in einem langen Prozess Judentum, sowie Christentum. Seine Geschichte
führt von den noch nomadisch lebenden Erzeltern,
über die Sklaverei in
Ägypten und die Landnahme
hin zum Königtum, das unter David
und Salomo seine größte Ausdehnung fand. Nach der Reichsteilung
fiel erst das Nordreich
Israel den assyrischen, dann das Südreich
Juda den babylonischen Großmachtsambibionen zum Opfer. Nach
dem babylonischen Exil
entsteht unter der Vorherrschaft der Perser
und der Griechen das Judentum
als eine der großen Weltreligionen. |
Die Augen schließen, um wach zu werden für das, was jenseits des
vordergründigen Eindrucks liegt. Die Augen schließen, um dadurch
den Blick für Wesentliches zu öffnen. Die Mystik hat wieder
Kultur - vielleicht eine Gegenbewegung zur allzu verkopften Zivilisation,
in der wir heute leben. Wolfgang Pauly, kathol. Theologe an der Universität
Koblenz-Landau, stellt am Beispiel von Isaak Luria zentrale Grundgedanken
der jüdischen Mystik dar: Etwa die Schöpfung durch eine Selbstzurücknahme
des göttlichen Lichtes, die Lehre vom Adam Kadmon, der
Mythos vom Bruch der Gefäße, die Erlösungslehre,
die auf eine Wiederherstellung des Urzustandes (Tikkun Olam) abzielt.
Was den Beitrag so lesenswert macht: Der Autor bleibt nicht in der Historie
stecken, sondern schlägt Brücken in die Gegenwart. |
David
Seldner, ehem. Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe
und Delegierter im Oberrat der Israelitischen Religionsgemeindschaft Baden,
ist ein knapper und dennoch präziser Überblick über das
Judentum in allen seinen Nuancen gelungen. |
Glaube, Wahrheit, Wissen - anhand dieser Stichworte
führt Jobst Paul in Leben und Wirken des Landauer Rabbiners Elias
Grünebaum (1807– 1893) ein. Der in der Nordpfalz (Repoltskirchen)
geborene Jude war einer der Wortführer der Reformbewegung. Aber seine
Gegner waren nicht nur die Orthodoxen in den eigenen Reihen, sondern auch
die christliche Mehrheitsgesellschaft, die immer wieder mit dem Hinweis
auf die christliche Nächstenliebe die jüdische Ethik herabzusetzen
versuchte. Diesem antijüdischen Zerrbild setzte Grünebaum das
Primat der gerechten Gesellschaft entgegen, das er aus dem mosaischen
Rechtsverständnis entwickelte. Die Sozialethik Grünebaums und
seiner deutsch-jüdischen Mitstreiter - davon ist Paul überzeugt
- könnte uns heute angesichts der sich zuspitzenden ökonomischen
Krisen einen wichtigen Fingerzeig geben. Insofern ist es nur konsequent,
dass Grünebaums Hauptschrift 2010 wieder neu augelegt wurde. Jobst
Paul ist der Koordinator der Gesamtausgabe. |
Geschichte
der Juden in der Pfalz - vier exemplarische Portraits |
Die vier biographischen Portraits
von Stefan Meißner bieten eine gut lesbare, kurzweilige Einführung
in die jüdische Regionalgeschichte. Jedes Portrait steht dabei exeplarisch
für eine ganze Epoche. Am Anfang steht ein Kantor aus dem mittelalterlichen
Speyer zur Zeit der Kreuzzüge: |
In seinem Aufsatz "Die Kirche und das Alte Testament" plädiert
der Berliner Systematiker N. Slenczka dafür, dem Alten Testament
keine kanonische Bedeutung mehr einzuräumen. Es sei nicht in gleicher
Weise Ausdruck des "christlichen Selbstbewusstseins" wie die
Schriften des Neuen Bundes. Nun hast der evangelische Präsident des
Deutschen Koordinierungsrates, Friedhelm Pieper (Bild), diese Forderung
einen „theologischen Skandal im deutschen Protestantismus“
genannt, der bislang in beschämender Weise ohne Kritik und Widerstand
im protestantischen Raum schweigend geduldet oder ignoriert worden sei.
Der Koordinierungsrat der GCJZ hofft, mit dieser theologischen Stellungnahme
diese Mauer des Schweigens durchbrechen und eine kritische Debatte in
der evangelischen Kirche anregen zu können. |
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Was denken Jugendliche aus Israel und Palästina über ihr
Leben, über ihre Zukunft, ihre Hoffnungen und Ängste, ihre Alltagssorgen
und Träume? Im Kontext einer Reihe zu "Auf der richtigen Seite?
Der Nahost-Konflikt im Alltag von Jugendlichen ", die PD Dr. Annette
Kliewer für den Religions- und Ethikunterricht der 9./10. Klasse
entwickelt hat, wurden einerseits 19 Antworten von israelischen Jugendlichen
der Ginsburg
Ha'Oren-High School in Yavne und andererseits fünf Antworten
palästinensischer Jugendlicher von der christlichen Schule "Talitha
Kumi" in Beit Jala gesammelt. Beiden Gruppen wurde der gleiche
Fragebogen vorgelegt. Ihre Antworten sind absolut lesenwert, verdeutlichen
sie doch wie unterschiedlich ihr Narrativ hinsichtlich des Nahostkonflikts
ist. Sie zeigen aber ihre gemeinsame Sehnsucht nach Frieden. |
Heute leben in Berlin gut 15.000 Jüdinnen und Juden. Das ist
wenig im Vergleich zur Weimarer Republik, als die Zahl noch 173.000
betrug. Es ist aber ein Vielfaches der etwa 5.000 Menschen, die es nach
dem 3. Reich noch waren. Dank der Einwanderung russicher Juden nach
dem Mauerfall mausert sich Berlin heute wieder zu einer jüdischen
Metropole mit zahlreichen Synagogen, koscheren Läden und Restaurants.
Sogar eine Jeshiva, eine orthodoxe Hochschule, besitzt die Stadt wieder.
Eine bunte Szene entsteht, nicht nur rund um den Hackeschen Markt und
die Oranienburgerstraße, sondern auch in anderen Vierteln der
Stadt. |
Der heutige Staat Israel und der Konflikt mit den Palästinensern
sollte zunächst aus der Perspektive der betroffenen Menschen und
Gesellschaften wahrgenommen werden. Das ist das Plädoyer von Kirchenrat
Thomas Niederberger. Dabei seien biblische und kirchliche Traditionen
von „Israels“ sauber zu trennen von der politisch-völkerrechtlichen
Realität des heutigen Staates Israels. Dabei kommen es v.a. auf "eine
redliche gedankliche Verarbeitung der biblischen Land- und Bundesverheißungen"
an. Wer sich dem komplexen Thema Israel und Naher Osten stellt anstatt
resigniert wegzuschauen, kann an diesem Themenfeld die Dialog- und Debattenkompetenz
seiner Schülerinnen und Schüler stärken. |
Etwa auf halbem Weg zwischen Landau und Bad Bergzabern liegt der Ort
Ingenheim. Dieses kleine Gemeinwesen beherbergte um die Mitte des 19.
Jhd. die bedeutendste jüdische Gemeinde der Pfalz. Die 578 jüdischen
Bürger (1847) stellten etwa ein Drittel der damaligen Gesamtbevölkerung.
Zum 70. Jahrestag der Reichspogronacht fand hier eine Gedenkfeier statt,
auf der sich die Verantwortlichen fragten, wie ein angemessener Umgang
mit diesem reichen jüdischen Erbe aussehen könnte. Das einzige,
was bisher daran erinnert, ist eine Gedenktafel am Ort der einstigen
Synagoge. Wie könnte es weiter gehen, damit nichts dem Vergessen
anheim fällt? |
Im Dezember 2006 hat der landeskirchliche
Arbeitskreis "Kirche und Judentum" in der Pfalz eine Thesenreihe
mit dem Titel „Israel: Staat – Land – Volk“ der Öffentlichkeit zur
Diskussion vorgelegt. In einem politisch-historischen Teil wird die Bedeutung
des Staates Israel als „Schutzgehäuse“ für Jüdinnen und
Juden gegen Verfolgung betont, aber auch das Recht der Palästinenser
auf einen eigenen Staat. Im zweiten Hauptteil steht die Auslegung der
Bibel, besonders der alttestamentlichen Landnahmetraditionen, im Mittelpunkt.
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Hier
können Sie die Thesen zu Israel nachlesen.
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Weitere
Informationen zum Ressource-Guide |
Vergast, verschleppt, verschollen - so enden die meisten der Portraits, die
Frank Eschrich, Mitglied des Arbeitskreises "Geschichte der Juden
in Pirmasens" erarbeitet hat. Nur wenige der erwähnten Personen
überlebten den Holocaust. Selbst wem wie Emil Schwarz (Bild) rechtzeitig
die Flucht ins benachtbarte Frankreich gelang, war damit noch längst
nicht gerettet. Auch er wurde von Frau und Kindern getrennt, die ganze
Familie endete in den Gaskammern des Ostens. Am Beispiel der Familien
Rubin, Schwarz und Kusel erhält man einen Eindruck, wie sich die
Lebensverhältnisse der Juden in der Südwestpfalz nach der Machtergreifung
Hitlers radikal veränderten. Aus gut situierten Bürgern wurden
innerhalb kürzester Zeit Opfer einer menschenverachtenden Ideologie. |
Kaum ein anderes Thema ist in der kirchlichen Öffentlichkeit
derzeit umstrittener als der seit Jahrzehnten schwelende Nahostkonflikt.
Vor allem der Teilaspekt „Land und Staat Israel“ war immer
wieder Gegenstand heftiger Auseinandersetzung. Insofern war es überfällig,
dass sich der gemeinsame Ausschuss „Kirche und Judentum“ von
EKD, UEK und VELKD nun auch hierzu zu Wort gemeldet hat. Wer freilich
von dem gut einhundert Seiten starken Büchlein einen Befreiungsschlag
erwartet hatte, der nun alle Fragen beantwortet, wird enttäuscht
sein. Herausgekommen ist ein Büchein, das man einerseits sicher als
ausgewogen bezeichnen kann, das aber genau deshalb die Debatte kaum weiter
bringen wird. Vor allem theologisch wird zu wenig Farbe bekannt, über
bereits bekannte Formeln kommt man selten hinaus. Auch wenn das Büchlein
einen schnellen Überblick über ein recht komplexes Thema bietet
und manche Kritik an ihm sicher über das Ziel hinausschießt,
hält sich der orientierende Wert dieser "Orientierungshilfe"
doch in Grenzen. |
Bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers, am 01.04.1933,
fand in Deutschland ein Boykott gegen jüdische Waren und Geschäfte
statt. Dieser Boykott war der Anfang der Verdrängung von Juden aus
dem deutschen Geschäftsleben, den die Nazis heuchlerisch als Notwehr
gegen die übermächtige jüdische Konkurrenz hinstellten.
Anlässlich des 80. Jahrestages dieser Ereignisse blickt Michael Volkmann
zurück, was damals geschah. Aber auch das Schweigen der Kirchen wid
thematisiert in seinem Kurzbeitrag. Der Theologe und Dichter Jochen Klepper
schrieb damals in sein Tagebuch: „Zu der ganzen jüdischen Boykottangelegenheit
habe ich nur eins zu sagen: Ich trauere um die evangelische Kirche“.
Heute werden wieder Juden boykottiert, wenn auch aus anderen Gründen.
Wieder können oder wollen sich die Kirchen nicht klar positionieren. |
Widerstand und Trost in schweren Zeiten - Martin Buber und die Heilige Schrift |
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Der große jüdische Religionsphilosoph Martin
Buber hat die hebräische Bibel einmal die "Gemeinsame Urwahrheit"
von Christen und Juden genannt. Ihre Übersetzung ins Deutsche war
sein großes Lebenswerk - zusammen mit dem schon früh verstorbenen
Franz Rosenzweig. Diese Arbeit fiel ironischerweise genau in eine Zeit,
in der fast alle Jüdinnen und Juden deutscher Sprache durch den Genozid
Hitlers ausgerottet oder vertrieben wurden, sodass Gerschom Scholem bei
Abschluss der Übersetzung 1961 sagen konnte: "Die Juden, für
die Sie übersetzt haben, gibt es nicht mehr.“ Dennoch: Bubers
Schriftübersetzung war ein Dokument des Widerstandes gegen das NS
- Regime, das leise, aber doch unüberhörbar das wegweisende
Wort Gottes zu Gehör bringt -dort , wo die menschliche Stimmen zu
verstummen drohen. |
Keine Stolpersteine in Pirmasens - vorläufiges Ende einer "Provinzposse" |
Die wochenlange heftige Kotroverse wegen der Stolperstein-Initiative
in Pirmasens ist vorerst beendet. Obwohl sich die jüdische Kultusgemeinde
kurz vor der entscheidenden Abstimmung im Stadtrat am 28.01. 2013 positiv
für eine Verlegung aussprach, lehnte der CDU-geführte Stadtrat
unter Führung von OB Bernhard Matheis mit einer Stimme Mehrheit die
Initiative ab. Die Begründung: Das Ansehen der Opfer werde damit
mit Füßen getreten. Stattdessen plant man nun ein Mahnmal vor
dem Leibniz-Gymnasium. |
Stolpersteine in der Pfalz - einge gelungene Beispiele |
Schon seit Jahren erinnert der Kölner Künstler
Gunter Demnig an die Opfer der Nazi-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten
Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. Bis heute
gibt es Tausende von Steinen in über 500 Ortschaften, auch in der
Pfalz. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist",
sagt Gunter Demnig. Die Steine vor den Häusern soll die Erinnerung
an die Menschen lebendig halten, die hier einmal wohnten. Finanziert wird
die Herstellung und Verlegung der Steine durch private Patenschaften,
die einmalig € 120,- kosten. |
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Manche Menschen sprechen in Blick auf Christentum und Judentum von
Mutter- und Tochterreligion. Angemessener wäre es eigentlich von
Geschwisterreligionen zu sprechen, denn nach der Katastrophe des jüdisch-römischen
Krieges erfand sich das Judentum völlig neu. An die Stelle der Tieropfer
im zerstöten Jerusalemer Heiligtum trat eine die Torafrömmigkeit
jedes Einzelnen. Doch nicht nur das klassische rabbinische Judentum, sondern
auch das entstehnde Christentum ist ein Kind des biblischen Israel. So
sehr die beiden Geschwister gemeinsame Wurzeln haben, so sehr wurde ihr
Verhältnis in der Geschichte geprägt von Neid und RIvalität.
Erst nach der Katastrophe der Shoa beginnt man nach einer neuen, positiven
Verhältnisbestiummung zwischen den beiden Religionen zu suchen. In
seinem dreiteilgen Beitrag "Fremde Geschwister" beleuchtet Stefan
Meißner das christlich-jüdische Verhältnis unter historischen
und theologischen Gesichtspunkten. |
Sind die Palästinenser die wahren Juden? - Mitri Raheb, Shlomo Sand und der Chasarenmythos |
Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland hatte
vergeblich Ex-Bundespräsident Roman Herzog davon abgeraten, die
Laudatio anlässlich der Verleihung des Deutschen Medienpreises
an den lutherischen Pfarrer Bethlehems Mitri Raheb zu halten. Der Koordinierungsrat
kritisierte, Raheb belebe mit seiner Theologie "jahrhundertealte
judenfeindliche Stereotypen palästinensisch neu". Jüdische
Institutionen rund um den Globus wie das American Jewish Committee ,
das Simon Wiesenthal Center oder die jüdische Gemeinde Berlins
versuchten die Preisverleihung an den judenfeindlichen „Friedensstifter“
zu verhindern - ohne Erfolg. Nun droht Raheb neuer Ärger: Seine
spekulativen Äußerung über die DNA des israelischen
Ministerpräsidenten Netanjahu erinnern in vielem an die Chasarenthorie,
die bei Islamisten und Rechtsradikalen dazu dient, die Legitimität
Israels in Frage zu stellen. |
Markus Sternlieb - genialer Architekt und Wegbereiter der Bauhausidee |
Markus Sternlieb, Sohn des jüdischen Kaufmanns Mayer Sternlieb,
war ein genialer Bauhausarchitekt mit sozialer Kompetenz. Er wollte "nicht
nur 'Wohngelegenheiten', sondern auch gesunde 'Dauerwohnungen‘ schaffen".
Was ihn von den namhaften Bauhauskollegen unterscheidet, ist nach Auffasssung
von Walter Braun, dass er für breite Bevölkerungsschichten geplant
und gebaut hat. sei näher an den Bedürfnissen der Menschen gewesen
als andere. Sein Wirken in hat das Stadtbild Ludwigshafens verändert:
Er plante nicht nur Großbauten wie das Stadthaus Nord, sondern auch
viele Arbeitersiedlungen, etwa im Hemshof oder am Ebertpark. Die „Bauhausschule“
wurde in der Nazi-Zeit (1933) verboten, ihre Lehrer und Schüler als
Staatsfeinde - „undeutsch, artfremd und bolschewistisch“ -
verfolgt. Am 23. Oktober 1934 verstarb Sternlieb im Alter von 57 Jahren
in Ludwigshafen, wo er auf dem Hauptfriedhof bestattet ist. Die Todesursache
war unklar, allerdings gab es Gerüchte über einen Selbstmord
aus Verzweiflung über die NS-Verfolgung. |
"Sein Reichtum an bedeutenden Grabmählern (...) verleiht
dem Essinger Friedhof einen Rang vor allen anderen jüdischen Friedhöfen
der Pfalz," so urteilte Hermann Arnold in seinem Buch über die
Südpfäzer Juden nicht ohne Grund. Ein schier unerschöpflicher
Reichtum an Formen und Ornamenten begegnet uns auf dieser letzten Ruhestätte,
die mit über ein Hektar zugleich einer der größten in
der Region ist. Hier wurden Juden aus gut 30 Gemeinden beigesetzt. Das
ältetste Grab von 1647 lässt vermuten, dass der Essinger Friedhof
schon vor dem 30-jährigen Krieg existierte. |
"...
gelitten unter Pontius Pilatus" - Wer war der Mann, der Jesus kreuzigen
ließ? |
„Was ist Wahrheit?“ lässt der Evangelist Johannes
(18,38) Pilatus fragen, als dieser Jesus verhört, und dieselbe Frage
könnten wir auch an Pilatus richten. Was ist Wahrheit an der Schilderung
seiner Person und seines Handelns in der Passionserzählung? |
Warum mußte Jesus sterben? Was warf man ihm
vor? Und: Wer war schuld an seinem Tod? Jahrhunderte lang hat man die
Juden als Christusmörder aus ihren Häusern gejagt, sie totgeschlagen
in der Meinung, so den Tod Jesu an ihnen zu rächen.
Umstritten sind aber nicht nur die historischen Umstände seines Sterbens,
sondern auch die theologische Deutung desselben. In letzter Zeit immer
wieder in der öffentlichen Debatte ist die Deutung des Kreuzes als
Sühne. |
"Schulterschluss mit der Hamas" - Umstrittener Artikel im Deutschen Pfarrerblatt |
Deutschlandweit schlagen die Wogen hoch wegen eines Artikel
des Würtemberger Theologen Jochen Vollmer, in dem er die staatliche
Verfasstheit des Judentums in Frage stellt und Israel des Landraubs anklagt.
Viele Kritiker sehen in solchen Thesen die Grenze zum Antisemitismus überschritten.
So etwa Stefan Meißner, Vorsitzender des Arbeitskreises Kirche und
Judentum der Evang. Kirche der Pfalz. Noch schärfer fällt der
Vorwurf von von Ricklef Münnich aus. Der evangelische Präsident
des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische
Zusammenarbeit meint: "Das Deutsche Pfarrerblatt geht einen Schulterschluss
mit der Hamas ein". Der Pfarrverband verteidigt sich: Das Deutsche
Pfarrerblatt sei ein „öffentlicher Sprechsaal“, in dem jeder zu Wort
kommen kann. |
Ein Dokument, verfasst von einigen palästinensichen
Christen als Aufschrei gegen die immer bedrückender werdende israelische
Besatzung, wird derzeit in vielen Kirchen der Welt kontrovers diskutiert.
Die einen begrüßen es als ein beeindruckendes Wort des Glaubens
und bekunden ihre Solidarität. Der Generalsekretär des Ökumenischen
Rates Samuel Kobia etwa nennt es einen "Bezugspunkt im im erneuerten
Kampf für Gerechtigkeit".“ Andere stellen an seine einseitige
Israelkritik und seine Theologie kritische Rückfragen. |
Ein Menschenalter ist es nun her, dass die Herxheimer Synagoge zunächst
verwüstet, dann abgebrochen und schließlich dem Erdboden gleich
gemacht wurde. Heute erinnert fast nichts mehr an dieses jüdische
Kultgebäude. Ein Ornamentstein, ein Foto, ein silberner Thorazeiger,
ein Paar Kristalle des Kronleuchters... Das ist alles, was vom jüdischen
Gotteshaus an der Oberen Hauptstraße übrig geblieben ist. Anlässlich
des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht hat der Historiker Andreas Imhoff
eine kleine Geschichte dieses fast vergessenen Gotteshauses und seiner
ehemaligen Gemeinde verfasst. |
Abschied vom Provisorium - Jüdische Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1945 bis heute |
Die jüdischen
Gemeinden entllang des Rheins zählen zu den ältesten in ganz
Deutschland. Nach der Shoah sah es so aus, dass das Ende dieser ehrwürdigen
Tradition gekommen sei. Die wenigen im Land verbliebenen oder hierher
zurückgekehrten Juden sahen jüdisches Leben im "Land
der Täter" nur noch als Provisorium an. Viele wanderten nach
Israel aus - oder machten aus dem Provisorium einen Dauerzustand. Die
junge Generation von Juden in Deutschland versteht sich mehrheitlich
als postzionistisch, will hier ein neues Judentum schaffen, in dem der
Jude "Prototyp des Fremden" ist. Spätestens seit der
Zuwanderung russischer Juden - trotz aller Spannungen, die sie mit sich
brachte - scheint die Zukunft der jüdischen Gemeinden gesichert.
Peter Waldmann, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz
, untersucht die verschiedenen Phasen dieses permanenten Wandels und
zieht Konsequenzen für die aktuelle Situation. |
Jüdisches Leben in Speyer - Einladung zu einem Stadtrundgang |
In der Grabungskampagne von März bis Mai 2001 wurden
in der Nähe des Doms Reste einer mittelalterlichen Synagoge zu Tage
gefördert. Sie ist der älteste aufrecht stehende jüdische Kultbau in
Mitteleuropa. Auch ein jüdisches Ritualbad (Mikwe) ist erhalten mit
z.T. schön erhaltenen Steinskulpturen. Also: Nichts wie hin und mal
selbst angeschaut! Eine große Hilfe bei dieser Exkursion stellt
die gerade erschienene Broschüre „Jüdisches Leben in Speyer“
dar. Mit Hilfe dieses von Johannes Bruno und Eberhard Dittus erarbeiteten
Heftes lassen sich hervorragend Gemeindeveranstaltungen/-fahrten planen,
auch für den Unterrricht stellt es eine wertvolle Hilfe dar. |
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betreut von Dr. Stefan Meißner.
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Rechtshinweis |
Peter
Burg Bau
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