Wer Israel antastet, tastet Gottes Augapfel an“

von F.M. Hofmann

 

Solidaritätsadresse Kirchenrat Frank-M. Hofmann, Sprecher der LAG Erinnerungsarbeit im Saarland bei der Versammlung vor der Synagoge Saarbrücken nach dem Angriff Irans auf Israel, 16.4.2024, 18 Uhr

„Wer Israel antastet, der tastet Gottes Augapfel an“, heißt es beim Propheten Sacharja im 2.Kapitel im 12. Vers.

Das ist auch für uns als christliche Kirche verpflichtend. Jesus war Jude. Für ihn war das Leben in und mit seinem Volk ganz selbstverständlich. Die Existenz von Israel ist für uns ein Zeichen der Treue Gottes zu den jüdischen Menschen, aber auch zu uns allen, die wir an den Gott Israels und Vater Jesu Christi glauben. Der Angriff des Iran auf Israel mit Raketen und Drohnen ist für uns inakzeptabel. Nicht hinzunehmen ist es, wenn Israel das Existenzrecht abgesprochen wird und es delegitimiert werden soll. Nicht hinzunehmen ist es, wenn in der Charta der Hamas und der mit ihnen verbandelten anderen Fanatiker immer noch gefordert wird Jüdinnen und Juden ins Meer zu treiben und Vernichtungsfantasien deren realpolitische Agenda bestimmen. Nicht hinzunehmen ist es, wenn auf deutschen Straßen und Plätzen öffentlich die Vernichtung des Staates Israel und der Jüdinnen und Juden gefordert wird.

Wir müssen dem als Kirche, Gesellschaft und Staat geschlossen entgegentreten und mit Israel und den Juden bei uns solidarisch sein. Lasst uns für den Frieden beten und uns aktiv für ihn einsetzen für ein schnelles Ende der Gewalt. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt, lautet ein altes deutsches Sprichwort. Von „bösen Nachbarn“ ist Israel zur Genüge umgeben. Die Mullahs haben sich leider auch die iranische Gesellschaft mit Gewalt unterwürfig gemacht, die beileibe nicht in Gänze das Mullah Regime unterstützt. Glücklicherweise gibt es aber auch Nachbarn Israels wie Jordanien, die bei der Abwehr der Raketen mitgeholfen haben und die keine weitere Destabilisierung im Nahen Osten durch radikale Islamisten wollen. Glücklicherweise haben sich die Muslime im Saarland zuvor deutlich und öffentlich von den Taten der Hamas distanziert. Lasst uns alle gemeinsam auch hier im Saarland das gemeinsame Humanum suchen und nicht das, was uns trennt. Wir sind hier als Religionsgemeinschaften im Saarland für das gesellschaftliche Miteinander verantwortlich und sollten uns dessen bewusst sein. Deshalb habe ich auch zwei Ideen mitgebracht im Gepäck und richte mich gerne an Sie, liebe Frau Kunger, als Repräsentantin der Jüdinnen und Juden im Saarland: Zum einen biete ich gemeinsam mit Frau Ordinariatsdirektorin Göbel vom Katholischen Büro an, dass wir bei einem angedachten interreligiösen Friedensgebet auf Landesebene als christliche Kirchen jederzeit bereit sind mitzuwirken. Derartige Friedensgebete auf Landesebene hatten wir bereits dreimal in der Stadthalle Lebach unter Mitwirkung von der Rumänisch-orthodoxen Kirche, der Aleviten, der Muslime und der Judenheit.

Gemäß des alten lateinischen Spruches „Ora et labora“ wollen wir es nicht nur beim Beten belassen, sondern uns auch für den Frieden und die interreligiöse Verständigung bei uns im Saarland engagieren. Sie haben mit den Muslimen das Projekt „Meet respect“ verabredet, das sich vor allem aus Kapazitätsgründen auf die Grundschulen bezieht. Wir als christliche Kirchen bieten Ihnen zum anderen an, auch den genuinen Ort für eine solche Verständigung, den Religionsunterricht, zur Verständigung für den interreligiösen Dialog weiter zu öffnen. Schon immer sind in den Lehrplänen Begegnung mit dem Islam, dem Unterschied zum Islamismus, den sieben Säulen des Islam und den Grundüberzeugungen des Judentums enthalten. Dabei stehen in den kirchlichen Bildungszentren im Saarland etwa Lernkoffer bereit zu den Themen Islam und Judentum, die jederzeit abgerufen werde können mitsamt ausgearbeiteten, durchdachten methodischen und didaktischen Begleitmaterialien für unterschiedliche Klassenstufen. Gerne wirken wir bei diesem Projekt mit unseren vorhandenen Kapazitäten und Kompetenzen mit und bieten Ihnen und den Muslimen im Saarland ausdrücklich unsere Mitwirkung bei Projekten an, die der interreligiösen und -kulturellen Verständigung und dem Kennenlernen untereinander dienlich sind. Wir sollten diese vorhandenen Kapazitäten und Kompetenzen nutzen für die gemeinsame Aufgabe auf allen Ebenen den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, gerade auch bei jungen Menschen.

Auch dem an uns herangetragenen Gedanken, einen „interreligiösen Rat“ auf Landesebene zu gründen, stehen wir offen gegenüber. Lasst uns friedlich und menschlich miteinander umgehen. Denn Gott, den wir anbeten, ist ein Gott des Friedens und nicht der Zwietracht. Er will, dass wir leben und nicht sterben - auch nicht einander bedrohen. Eine darauf aufbauende planetarische Ethik, ein alle Religionen verbindendes Weltethos, ist nötiger denn je. So mögen auch Israel und seine Nachbarn Wege des Ausgleichs und des Friedens suchen und finden. Denn wer Israel antastet, der tastet Gottes Augapfel selbst an.

Am Jisrael chai - Das Volk Israel lebe!


 


Hier finden Sie eine im Jahr 2006 erschiene Thesenreihe: "Israel: Staat - Land -Volk" des Arbeitskreises "Kirche und Judentum" der Evangelischen Kirche der Pfalz.
Weitere Informationen zum Thema Israel und Nahost finden Sie in einem 2008 erschienen "Ressource-Guide"
Hier geht es zu einem zweiteiligen Aufsatz von Stefan Meißner unter dem Titel: "Israel - ein Staat wie jeder andere?"