Ingenheim

Synagoge Ingenheim, alte Postkarte

Synagoge Ingenheim, innen

Etwa auf halbem Weg zwischen Landau und Bad Bergzabern liegt der Ort Ingenheim. Dieses kleine Gemeinwesen beherbergte um die Mitte des 19. Jhd. die bedeutendste jüdische Gemeinde der Pfalz. Die 578 jüdischen Bürger (1847) stellten damals etwa ein Drittel der damaligen Gesamtbevölkerung. Nicht umsonst sprach der Volksmund von "Klein-Jerusalem".

In diese Blütezeit der Gemeinde fällt auch der Bau der Synagoge, die vom bekannten Münchener Architekten Friedrich Gärtner entworfen und bald zum Vorbild für andere jüdische Gotteshäuser nicht nur in der Pfalz wurde. Weil der Bauplatz sumpfig war, mußten als Fundament 320 Stahlpfähle 4m tief in die Erde gelassen werden. Am 10.12.1832 war es dann so weit: Das 125m2 große und 10m hohe Gebäude war fertiggestellt.

Es bot 240 Männern und 170 Frauen (auf der Empore) Sitzplatz. Die Vorderfront wurde dominiert durch ein mächtiges Hufeisenportal, das dem Gotteshaus ein orientalisches Gepräge verlieh. Darüber schloß sich ein Stufengiebel an, dessen Spitze die zwei Gesetzestafeln bildeten. Im Innenraum, der von August von Voigt gestaltet worden war, war die Toralade gerahmt von einem zweisäuligen altarartigen Aufbau mit Flachgiebel und reichhaltiger Gesims- und Akroterienornamentik.

Synagoge Ingenheim, außen

 

Gut 100 Jahre nach seiner Einweihung, während der Reichspogromnacht, fiel das Ingenheimer Gotteshaus fanatisierten Nazihorden zum Opfer. Der Polizeibericht vom 10. November 1938 hält fest: "Die Synagoge dürfte schon vor 5 Uhr angezündet worden sein. In aller Eile entfernte man einen Tankwagen aus der Nähe der Brandstelle, um eine Explosion zu verhüten. Die Feuerwehr wurde nicht zum Löschen zugelassen. Erst gegen 10 Uhr bekam das Feuer in der Synagoge Luft, darauf stürzte sehr schnell der Dachstuhl ein und das Gebäude brannte völlig aus."

August Becker schreibt über die Ingeheimer Juden:
"Die Juden geben dem Ort erst seine rechte Bedeutung ... Die Synagoge imponiert sogar mehr als die beiden Kirchen, obgleich sie eben nur ein großes geschmackloses Gebäude ist, aus dem man nicht klug wird. ... Hier sind die Juden im Besitz aller bürgerlichen Rechte ... und man hat noch nicht gehört, daß dies der Gemeinde ingendwie geschadet hätte"
("Die Pfalz und die Pfälzer").

Links
Der Judenfriedhof in Ingenheim
Hier finden Sie weitere Bilder und Informationen zum jüdischen Ingenheim
(Schülerprojekt des Gamnasiums Bad Bergzabern 2003)
Lebenslauf einer Ingenheimer Halbjüdin

Gestapo-Akte über die Reichspogromnacht in Ingenheim
Lebenslauf des Ingenheimer Rabbiners Anselm Schopflich Lévi

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.alemannia-judaica.de/ingenheim_synagoge.htm (externer Link)