Judentum im Überblick (2)

Die jüdischen Speisegebote

von David Seldner


Erlaubt ist nur das Fleisch von Tieren, die sowohl Wiederkäuer sind als auch gespaltene Klauen besitzen, zum Beispiel Schafe, Kühe, Ziegen, Hirsche. Nicht erlaubte Tiere dagegen sind das Schwein, das Pferd, das Kamel, der Hase. Da jeglicher Genuß von Blut strengstens verboten ist, müssen Tiere (die im übrigen absolut gesund sein müssen) so geschlachtet werden, daß im Tierkörper so wenig Blut wie möglich zurück bleibt. Dazu wird das Tier geschächtet, d.h. durch einen einzigen raschen Schnitt mit einem haarscharfen Messer wird die Halsschlagader durchtrennt. Dies hat zur Folge, daß das Tier keinen Schmerz verspürt und binnen kürzester Zeit das Bewußtsein verliert. Anschließend wird das Fleisch außerdem noch gründlich mit Salz und Wasser gereinigt, um auch das restliche Blut aus dem Fleisch zu entfernen. Der Schochet (derjenige, der das Tier schächtet) muß ein religiöser Mann sein und die rabbinische Erlaubnis zum Schächten besitzen.

Zum Verzehr erlaubt sind nur Fische, die Schuppen und Flossen besitzen. Nicht gestattet sind Schalentiere (Meeresfrüchte), Insekten, Raubvögel sowie auch Produkte nicht erlaubter Lebewesen mit Ausnahme von Bienenhonig, der ausdrücklich gestattet ist. Die nächste weitreichende Vorschrift bezieht sich auf die Trennung von Fleisch und Milch. Beides darf weder zusammen gekocht noch gegessen werden beziehungsweise in zu kurzem zeitlichem Abstand verzehrt werden. Desweiteren gibt es noch zahlreiche weitere Ge- und Verbote, wie beispielsweise das Gebot des „Orla“: Nur Obst von mindestens vier Jahre alten Bäumen darf geerntet werden, dies ist zum Schutz der jungen Pflanzenwelt.

In der Praxis haben diese Vorschriften weitreichende Konsequenzen, will man sie genau beachten. Denn heutzutage enthalten die meisten Lebensmittel Konservierungsmittel, Emulgatoren, Geschmacksverstärker, usw., die oft aus tierischen Produkte bestehen. Auch die meisten Käsesorten sind genau genommen nicht koscher, da sie Laab – ein tierisches Produkt – enthalten. Essen in einem nichtjüdischen Restaurant scheidet aus, da man nicht sicher gehen kann, daß wirklich kein Fleisch enthalten ist. Sei es Fleischbrühe in einer Gemüsesuppe, Speck im Salat oder einfach nur Reste am Geschirr.

Das Gebiet der Kaschrut ist ein gutes Beispiel für die Vielfalt im Judentum. Orthodoxe bemühen sich, alle Vorschriften penibel einzuhalten. Traditionelle Juden sehen großzügig über „Minimalmengen“ hinweg, essen also Käse und speisen durchaus auch in nichtjüdischen Restaurants, dann allerdings vegetarisch. Was die Wartezeiten zwischen Fleisch und Milch angeht, folgen die meisten ihrer Tradition. Manche warten sechs Stunden nach dem Genuß von Fleisch, andere drei, auch zwei oder nur eine Stunde sind nicht unüblich. Die nächste Stufe wäre, auch nichtkoscheres Geflügel zu essen, da die in der Torah gegebene Vorschrift des rituellen Schächtens sich nicht auf Geflügel bezieht, sondern von den Rabbinen hinzugefügt wurde. Weniger religöse Juden essen auch nicht rituell geschächtetes Fleisch, verzichten einfach auf Schweinefleisch. Und die Mehrheit der Juden (zumindest in Deutschland) kümmert sich überhaupt nicht um die koscheren Speisegesetze.

Noch ein Wort zu den Gründen für diese Vorschriften, denn oft bekommt man zu hören, daß sie überholt seien, daß früher Schweinefleisch problematisch war wegen der Trichinen, aber heutzutage? Die Rabbinen sind sich darüber einig, daß nicht gesundheitliche Motive die Hauptrolle spielen. Ein Grund für diese Fehlinterpretation liegt sicherlich in der Übersetzung des Wortes „kascher“: „Rein“ impliziert „sauber“ oder „hygienisch“. Im hebräischen werden die Wörter „tahor“ bzw. „tame“ verwendet, was man mit „rituell in Ordnung“ bzw. „rituell nicht in Ordnung“ übersetzen sollte. In der Orthodoxie ist es ganz einfach: Die Gebote kommen von G’tt und sind daher nicht anzuzweifeln. Was aber nicht bedeutet, daß man nicht versuchen sollte, die Gründe dafür zu verstehen. Heutzutage sind die meisten Rabbiner der Auffassung, daß die Kaschrut einerseits eine Art Qualitätskontrolle ist, aber größtenteils eine Übung für Disziplin darstellt. Man schlemmt nicht einfach, sondern muß sich überlegen, was man essen will und ißt deswegen auch bewußter.

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