von David Seldner
Walter Homolka Das Judentum hat viele Gesichter € 10,80 |
Natürlich gibt es im Judentum jede Menge verschiedenster Strömungen, unterschiedliche Interpretationen. Stark vereinfacht gibt es die Orthodoxen, die Konservativen, die Liberalen und die Reformer, mit jeden nur denkbaren Zwischenströmungen.
In der Orthodoxie wird versucht, strikt nach der
Halacha und den alther gebrachten Interpretationen zu leben. Dies heißt
jedoch nicht, daß Orthodoxe wie im Mittelalter leben. Denn es geht nicht
primär darum, wie früher zu leben, sondern die Gebote zu befolgen.
Gegen viele Neuerungen ist halachisch nichts einzuwenden, deswegen sieht man
durchaus Orthodoxe, die mit der Zigarette im Mund und dem Handy am Ohr autofahren.
Konservative Juden (auch Traditionalisten genannt), versuchen – wie der
Name schon sagt – die alten Traditionen beizubehalten, die Religion aber
nicht zum hautptsächlichen Lebensinhalt zu machen. Das heißt, man
geht an den Feiertagen in die Synagoge, vielleicht auch am Schabbat, man ißt
mehr oder weniger koscher, der G’ttesdienst wird in seiner seit Jahrhunderten
bewährten Form durchgeführt. Die Liberalen haken genau hier ein und
stellen eben diese Punkte in Frage. In liberalen Synagogen ist die getrennte
Sitzordnung aufgehoben, Männer und Frauen sitzen nebeneinander. Große
Teile des G’ttesdienstes werden in der Landessprache durchgeführt
(in konservativen und natürlich in orthodoxen Synagogen bis auf die Predigt
alles in Hebräisch), statt den in der Diaspora üblichen zwei Feiertagen
(siehe unten) wird im allgemeinen nur einer durchgeführt. Im Reformjudentum
schließlich ist so viel verändert, daß ein traditionell aufgewachsener
Jude den G’ttesdienst eventuell gar nicht mehr als jüdischen G’ttesdienst
erkennen kann. Diese Erklärungen sind natürlich sehr grob und vereinfachend,
es mag durchaus konservative Synagogen geben, in denen Männer und Frauen
nebeneinander sitzen und ich kenne auch einen Orthodoxen, der die doppelten
Feiertage „halbiert“ hat. Jeder macht es eben so, wie er es für
richtig hält. Ähnlich verhält es sich denn auch mit den Gemeinden,
die sich ja aus einzelnen Menschen zusammen setzen und durch sie bestimmt werden.
Es gibt eben keine übergeordnete Institution, die die religiöse Richtung
von oben anordnet. In großen Städten, in denen viele Juden leben,
gibt es dann auch entsprechend viele Synagogen der unterschiedlichsten Richtungen.
In Deutschland ist dies wegen der geringen Anzahl der hier lebenden Juden ein
Problem, deswegen wurde das Prinzip der „Einheitssynagoge auf orthodoxer
Basis“ eingeführt. Ein G’ttesdienst soll so sein, daß
jeder Jude, ob orthodox oder reform, ihn besuchen kann. Und da jeder Reformjude
eine orthodoxe Synagoge besuchen kann, ein Orthodoxer aber nicht in eine Reformsynagoge
gehen kann (weil es beispielsweise passieren kann, daß sich neben eine
orthodoxe Frau ein Mann setzt), sind die Synagogen in Deutschland nach dem Krieg
ursprünglich alle orthodox gewesen. Erst in den letzten Jahren haben sich
in den größeren Städten liberale Gemeinden gegründet, so
z.B. in Berlin, Frankfurt, Köln, München.
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