Sukkot - Das Laubhüttenfestvon Heike Kohl Sukkot ist das letzte der drei in 2. Mose 23 erwähnten Wallfahrtsfeste, die im Laufe eines Jahres gefeiert werden. Jedes dieser Feste war mit einer Pilgerreise nach Jerusalem verbunden, an der jeder männliche Israelit teilnehmen musste.
Sukkot ist vom Ursprung her ein Erntedankfest (auch "Fest des Einsammelns" genannt) und wird gefeiert, nachdem die Ernte vollständig eingebracht wurde. Das Laubhüttenfest ist nach Rosch Haschana und Jom Kippur das letzte der hohen Feiertage des Monats Tischri. Es dauert vom 15. bis zum 21. Tag des Monats, aber nur der erste und der letzte Tag dieser Woche sind Feiertage, an denen das öffentliche Leben in Israel ruht. Viele Geschäfte sind geöffnet, wenngleich auf reduzierter Basis, das heisst, die Arbeitszeiten sind verkürzt. Was verschoben werden kann, wird verschoben. Die Kinder haben in dieser Zeit Schulferien und das ganze Land ist während des Laubhüttenfestes voller Ausflügler. An vielen Orten herrscht Volksfeststimmung. Sukkot bedeutet "Hütten", da das zentrale Gebot dieses Festes fordert während der Festwoche in provisorischen Hütten zu wohnen. Da die Sukka (Hütte) unter freiem Himmel stehen muss und ihr Dach aus Ästen, Zweigen und Laub besteht, übersetzte Luther Sukkot mit dem Wort "Laubhüttenfest". Das Wohnen in diesen einfachen Hütten soll daran erinnern, dass das Volk Israel Zeiten erlebte in denen es als einfaches Nomadenvolk durch die Wüste zog und keine Ernte einbringen konnte.
Diese Verse aus 3. Mose zeigen weitere wichtige Elemente des Festes: Die beiden Ruhetage an denen keine Arbeit verrichtet werden darf, der Feststrauß der "vier Arten", die bereits erwähnte Sukka und der überaus fröhliche Charakter des Festes. Das Fest beginnt eigentlich schon am Abend des 14. Tages
des 7. Monates mit dem Anzünden der Festlichter durch die Hausfrau.
Dies geschieht, wenn möglich, schon in der Sukka. Dieses Anzünden
wird von den entsprechenden Licht- und Danksegen begleitet. Danach
besucht man den Abendgottesdienst, um anschließend in der Sukka
den Feiertag zu begrüßen. Am Morgen des ersten Feiertages
findet ebenfalls ein Gottesdienst statt, zu dem man den Feststrauß
mit in die Synagoge bringt. Dieser Gottesdienst besteht aus Dankpsalmen,
einer Toralesung und einem Zusatzgebet, das Musaf genannt wird. Am
Schabbat wird als Festrolle das gesamte Buch Prediger verlesen. Beim Singen der Dankpsalmen hält man den oben bereits erwähnten "Strauß der vier Arten" in der Hand und schwenkt ihn während dem Segen in alle Himmelsrichtungen. Damit bringt man die Dankbarkeit Gott gegenüber zum Ausdruck, der die Menschen mit seinen reichen Gaben in allen Bereichen der Natur reich gesegnet hat. Der Feststrauß enthält vier verschiedenen Arten, die die verschiedenen Vegetationen im biblischen Israel darstellen sollen. So steht der Palmzweig (Lulaw, siehe links!) für tropische Gewächse wie Palmen oder Datteln. Die Zitrusfrucht (Etrog) symbolisiert veredelte Früchte, das heißt jene Früchte, die in Obstgärten kultiviert werden. Die drei Myrtenzweige (Hadasim) stellen die Pflanzen dar, die nicht zum Verzehr geeignet sind, aber anderweitig verwendet werden können, zum Beispiel Duft- und Heilkräuter. Die Bachweidenruten (Arawoth) können zwar weder verzehrt werden, noch zeichnen sie sich durch einen besonderen Duft aus. Sie sind jedoch ebenfalls nützlich und können zum Beispiel, wie anderes Gebüsch und Dürrholz auch, zum Anzünden von Feuer verwendet werden. Während der ganzen Festwoche steht dann das Wohnen in der Sukka im Mittelpunkt, deren Bau man bereits am Ausgang des Jom Kippur Festes beginnt. Sie darf kein beständige Konstruktion sein und muss ihren provisorischen Charakter behalten. Während die Wände aus sehr vielseitigem Material wie zum Beispiel Holz, Zeltplanen oder gespannten Decken bestehen können, soll das Dach aus Ästen, Zweigen, Laub oder anderen unbearbeiteten Gewächsprodukten bestehen. Es soll zwar Schatten spenden jedoch regendurchlässig sein. Regnet es während der Festwoche, so entfällt die Verpflichtung in der Sukka zu wohnen. Lebenswichtige Tätigkeiten wie Schlafen und Essen sollen in der Sukka stattfinden und auch ein großer Teil der Freizeit soll dort verbracht werden. Das Wohnen in der Hütte soll verdeutlichen, wie das Volk Israel während seiner Zeit der Wüstenwanderung in völliger Abhängigkeit zu Gott lebte. Gerade diese Abhängigkeit führt jedoch zur Gottesnähe, die die echte, tiefe Freude mit sich bringt. Zur Zeit des Tempels wurden in der Sukkotwoche, stellvertretend für die ganze Menschheit, 70 Stiere geopfert. Diese Opfer stellen eine Vorausdeutung der Zeit dar, wie sie in Sacharja 14, 16 beschrieben ist:
Nach den sieben Festtagen ist der achte Tag wieder ein Ruhetag (wie bereits in 3. Mose 23 erwähnt) und bildet den Abschluss des Festes. An diesem achten Feiertag wurde jedoch im Gegensatz zu den 70 Stieren für die ganze Menschheit nur ein einziger Stier für das Volk Israel geopfert, um die Besonderheit dieses Volkes zu betonen. Seit dem achten Jahrhundert entwickelte sich der Brauch, diesen letzten Tag des Sukkotfestes als "Tag der Torafreude" (Simchat Tora) zu begehen. An diesem Tag endet der einjährige Lesezyklus der Tora und es beginnt gleichzeitig ein neuer Zyklus. Die Tora wird in Wochenabschnitte eingeteilt, so dass innerhalb eines Jahres alle fünf Bücher Moses im Rahmen des Gemeinschaftsgottesdienstes am Sabbat vorgelesen werden. Am Tag der Torafreude wird der letzte Abschnitt des 5. Buch Moses und gleich darauf wieder der Anfang der Tora, das 1. Buch Mose die ersten Abschnitte, vorgelesen. Es ist ein fröhliches Fest mit Volksfestcharakter, bei dem die Gemeinde häufig in der Synagoge tanzt. Überhaupt spielt Freude beim Sukkotfest, wie auch
bei den zwei anderen Wallfahrtsfesten, eine wichtige Rolle. "Feiert
sieben Tage lang ein fröhliches Fest für mich", heißt
es in 3. Mose 23 Vers 40. In den Gebetsbüchern wird Sukkot oftmals
"das Fest der Hütten, die Zeit unserer Freude" bezeichnet.
Gerade im Kontrast zur nachdenklichen Stimmung des kurz zuvor begangenen
Versöhnungstages
wird die Freude des Sukkotfestes umso tiefer empfunden.
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