Jom Kippur - Der große Versöhnungstag

von Stefan Meißner

lomir zikh iberbetn, iberbetn,
vos shteystdu bay der tir ?
lomir zikh iberbetn, kum
arayn tsu mir.

lomir zikh iberbetn, iberbetn,
vos shteystu bay mayn fenzter ?
lomir zikh iberbetn,
bizt bay mir der shenzter.

lomir zikh iberbetn, iberbetn,
koyf a pomerantsn,
lomir zikh iberbetn,
lomir geyen tantsn.

lomir zikh iberbetn, iberbetn,
shtel dem samovar.
Lomir zikh iberbetn,
zey she nisht keyn nar.

lomir zikh iberbetn, iberbetn,
genug shoyn zayn vi goyim.
lomir zikh iberbetn,
lomir zayn khaverim.

lomir zikh iberbetn, iberbetn,
vos shteystu bay der tir ?
lomir zikh iberbetn,
kum arayn tsu mir.

Lass uns versöhnen,
was stehst Du bei der Türe?
Lass uns versöhnen,
Komm herein zu mir.

Lass uns versöhnen,
was stehst Du bei meinem Fenster ?
Lass uns versöhnen,
bist für mich der Schönste.

Lass uns versöhnen,
kauf eine Pomeranze.
Lass uns versöhnen,
komm wir gehen tanzen.

Lass uns versöhnen,
stell den Samowar auf.
Lass uns versöhnen,
sei doch nicht ein Narr.

Lass uns versöhnen,
genug schon sind wir wie die Gottlosen.
Lass uns versöhnen,
lass uns Freunde sein.

Lass uns versöhnen,
was stehst Du bei der Türe?
Lass uns versöhnen,
Komm herein zu mir.

Liedtext eines Klezmer-Stückes

10 Tage nach Rosch Ha-Schana, am 10. Tischri, feiert man im Judentum den höchsten aller Feiertage: den Jom Kippur. An diesem Tag, an dem 24 Stunden weder gegessen noch getrunken werden darf, sollen alle zuvor begangenen Sünden gesühnt werden. Hierzu sucht man Menschen auf, mit denen man sich im Laufe des Jahres überworfen hatte, und bittet sie um Verzeihung. Manchmal werden dabei kleine Versöhnungsgeschenke mitgebracht. Erst wenn man sich mit ihnen ausgesöhnt hat, kann man auch Gott um Vergebung bitten.

Mehr noch als am Rosch-ha-Schana ist die Stimmung an Jom Kippur ernst und nachdenklich. Als Zeichen von Buße und Bescheidenheit verzichtet man an diesem Tag auf das Baden und Einparfümieren. Stattdessen trägt man als Zeichen der eigenen Vergänglichkeit das Sterbehemd ("Kittel"). Ein alter Brauch ist es, Kerzen für die verstorbenen Angehörigen zu formen, die unter Gebeten angezündet werden. Während der Besuch des Friedhofs an diesem Tag weit verbreitet ist, praktizieren nur wenige noch das Kapporet-Schlagen: Man rezitiert Sühnegebete und schwingt dabei einen Hahn über den Kopf, den man danach schlachtet und den Armen gibt.

Der Synagogengottesdienst am Vorabend des Festes beginnt mit dem ergreifenden Kol-Nidre-Gebet (kol nidre = hebr.: "alle Gelübde"). Die Festrolle für diesen Tag ist das Jona-Buch, in dem es auch um Umkehr und Vergebung geht. Am folgenden Tag wird aus Lev 16 gelesen, wo der heute nicht mehr paraktierte Sündenbock-Ritus beschrieben wird.

Das Fest endet mit dem Sprechen des Hawdala-Gebets und dem Blasen des Schofars (= Widderhorn). Nach Sonnenuntergang darf das Fasten endlich gebrochen werden, oft mit einem Festessen im Kreis der Familie. Allmählich kehrt der Alltag wieder ein.

 

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