Rosch Haschana - Das jüdische Neujahrsfest

von Stefan Meißner


Der Schofar - das Widderhorn

"Guten Rutsch!" Dieser Wunsch zur Jahreswende hat nichts mit Eis oder Schnee zu tun, wie man vielleicht meinen könnte, sondern kommt vom hebräischen Namen des jüdischen Neujahrsfestes "Rosch Ha-Schana" (wörtl: Beginn des Jahres). Dieses aber liegt nicht in der kalten Jahreszeit, sondern in den Monaten September oder Oktober (im Jahr 2004: am 16. September).

Ursprünglich markierte Rosch ha-Shanah wohl den Abschluss des landwirtschaftlichen Jahres, wurde dann aber im Laufe der Geschichte nach und nach theologisch interpretiert. Der 1. Tischri, an dem gefeiert wird, gilt nach jüdischer Tradition als der Tag der Erschaffung Adams. Anders als in christlicher Tradition herrscht am jüdischen Neujahrsfest eine eher nachdenkliche Stimmung vor. Keine Silvesterknallerei, keine feucht-fröhlichen Parties. Stattdessen bereitet sich der fromme Jude auf das neue Jahr durch gute Vorsätze und die rückblickende Betrachtung des vergangenen Jahres vor.

"Zu einem guten Jahr möget ihr eingeschrieben werden!" - ein weiterer jüdischer Neujahrswunsch, der den Charakter des Festes als Gerichtstag deutlich macht. Am Rosch Haschana entscheidet sich das Schicksal für das kommende Jahr: Wer sterben und wer geboren wird, wem es gut gehen und wer leiden wird. Sofort eingeschrieben in die göttlichen Bücher werd nach einer alten Tradition die Namen der völlig Untadeligen, sowie der gänzlich Verlorenen. Ihr Fall liegt klar. Die große Masse aber der Durchschnittlichen bekommen eine Art Galgenfrist: Die 10 Bußtage zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur (Versöhnungstag) als Möglichkeit der Reue und inneren Umkehr.

Auf Buße und Umkehr weisen auch die wichtigsten Bräuche des Neujahrsfestes hin: Der bekannteste Brauch ist wohl das Blasen des Schofars, eines Widderhorns (Bild oben). Sein Klang, der die Menschen aus ihrer Selbstsicherheit aufrütteln soll, erinnert an den Widder von Gen 22, den Abraham an Stelle seines Sohnes opferte, nachdem Gott seinen Glaubensgehorsam auf eine schwere Probe gestellt hatte. Dieser Text, der in jüdischer Tradition als "Aqedah" bekannt ist, in christlicher Tradition hingegen (ein wenig irreführend) als "Opferung Isaaks" bezeichnet wird, wird auch während des Synagogengottesdienstes rezitiert.

Vom liturgischen Gewand des Rabbiners über den Toramantel bis hin zum Totenhemd ("Kittel"), das der orthodoxe Jude an diesem Tag zum Gedenken seiner Hinfälligkeit und Sündhaftigkeit trägt, ist bei diesem Gottesdienst alles in Weiß gehüllt, die Farbe der Reinheit. Das Thema Sünde bzw. das Abschütteln derselben steht auch im Mittelpunkt des sog Taschlich-Ritus: Man schüttelt symbolisch den Staub in den Taschen der Kleidung in ein fließendes Gewässer. Um die Hoffnung auf ein "süßes" neues Jahr geht es schließlich bei dem Brauch, Brot und Apfelschnitzen in Honig zu tauchen.

 

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