Die Juden in Ingenheim

Ingenheim war im 19. Jhd. eine der Gemeinden in der Pfalz mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil. Über 30 % der Einwohner waren um 1900 Juden. Die größte Familie waren die Marxens.

Viele der Juden aus Ingenheim hatten unter dem 3. Reich sehr gelitten. Von den 1875 angesiedelten 432 Juden waren 1938 nur noch 57 dort ansässig.

Zum Beispiel hat Fritz Siegel sehr viele Opfer bringen müssen. 1937 kam er für fünf Monate ins Gefängnis, da er einer Rede Görings widersprach. Nach dem Verbüßen seiner Haftstrafe wurde er ohne seine Familie (Frau und Tochter) ins KZ Buchwald gebracht. Er kehrte nach Landau zurück und wurde kurz darauf mit seiner Familie ins KZ nach Gurs deportiert. Dort gebahr ihm seine Frau einen Sohn. Nach zwei Jahren wurden sie mit ihren Kinder in einer der Gaskammern von Auschwitz getötet. 1945 kehrte Fritz wieder nach Landau zurück und setzte sich hier für das allgemeine Wohl der (jüdischen) Bürger ein.

Ein weiteres tragisches Schicksal hatte Herr Dr. Jeremias. Er floh in die USA und begann dort nach kurzer Zeit Selbstmord. Die anderen Ingenheimer Juden wurden zum Teil auch in Konzentrationslagern umgebracht oder wanderten aus.

Die Ingenheimer Synagoge wurde von 1830 bis 1832 erbaut und hatte Platz für 240 Männer und 170 Frauen. Sie war stilbildend für viel folgende Synagogen (bis hin in die USA!). Leider wurde diese Synagoge in der Reichskristallnacht völlig zerstört. Ebenso viele Häuser der jüdischen Einwohner.

Das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass das Verhältnis zwischen Juden und Christen lange Zeit gut war. So gab es in Ingenheim z.B. das einzige christlich-jüdische Knabeninternat im 19. Jhd. in der Pfalz.

Der 1650 entstandene jüdische Friedhof ist ungefähr ein Hektar groß und somit wahrscheinlich einer der größten der Pfalz. Hier sind Juden aus der ganzen Umgebung Ingenheims begraben. Die Grabsteine wurden anfänglich sehr schlicht und nach oben hin von zwei Seiten abgerundet gefertigt. Später wurden sie größer und in der Form aufwendiger hergestellt. Auf den meisten Grabsteinen sind besondere Symbole zur Darstellung des Verstorbenen abgebildet, z. B. die Levitenkanne, zwei segnende Hände oder gar ein Rebstock.

Jüd. Friedhof Ehem. Synagoge