Paulus und Silas im Gefängnis

Auch in Philippi muss Paulus Nachstellungen und Verfolgung über sich ergehen lassen. Erste Probleme in Philippi treten auf, als er den Wahrsagegeist einer Sklavin austreibt und damit den Besitzer der Sklavin um seinen Verdienst bringt. Doch der Vorwurf lautet erstaunlicherweise nicht geschäftsschädigendes Verhalten, sodern man wirft ihm sein Jude-Sein vor und sagt ihm nach, er habe "Aufruhr" erzeugt durch "Ordnungen, die wir weder annehmen noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind" (Apg 16,20). Mit diesen Ordnungen kann wohl nichts anderes gemeint sein als das vom Apostel verkündigte jüdische Ethos.

Paulus wird wieder einmal ausgepeitscht. Keine Kleinigkeit, denn in die Lederpeitschen waren in der Antike häufig Kochen- oder Metallteile eingearbeitet, die tiefe Narben rissen und eitende Wunden erzeugten. Paulus widerfuhr dies insgesamt dreimal in seinem Leben! Doch anstatt zu klagen singt er im Gefängnis Psalmen, wie einst Daniel in der Löwengrube. Noch heute bekommt man in Philippi das sog. Gefängnis des Paulus gezeigt, doch die Archäologen meinen heute zu wissen, dass der angebliche Kerker ein Wasserreservoir für den nahen Tempel war. Aber was wäre der Glaube ohne die Anschauung...

Wie so oft in der Bibel rettet Gott den ungerecht Leidenden. Er schickt ein Erdbeben, das die Gefängnismauern einstürzen lässt. Auch heute noch keine Seltenheit in der erdbebengefähredeten Ägäis, dass ganze Gebäude zusammenfallen! Vor allem wenn man an Beton und Baustahl gespart hat. Aber das soll das Wunderbare der Rettung nicht schmälern. Lukas legt jedenfalls großen Wert darauf. Die Befreiungswunder in Kapitel 5 und 12 finden hier einen vorläufigen Höhepunkt.

Der historische Kern dieser Geschichte könnte in einem Seitenzug der Erzählung liegen: Der Gefängniswärter will sich umbringen, als er von dieser Katastrofe hört. Er fürchtet wohl, dass man ihn für die Flucht der Insassen zur Verantwortung ziehen würde. Völlig zu Unrecht natürlich, doch gerechte Vorgesetzte sind selten - damals wie heute! Paulus hält den Unglücklichen von seiner Verzweiflungstat zurück, der sich daraufhin (ebenfalls mit den ganzen Haus) zum Christentum bekehrt. Als man am Morgen Paulus und Silas heimlich abschieben will, weigert sich Paulus. Er will offiziell freigelassen werden. Schließlich ist er römischer Bürger!

Auf dieses Bürgerrecht, das in der Forschung übrigens nicht unumstritten ist, hat sich Paulus später noch einmal berufen (Apg 22,25). Doch dieses zweite Mal wird es seiner Freilassung gerade im Weg stehen. Doch so weit sind wir noch lange nicht. Zunächst eilt Paulus (und wir auf seinen Spuren) weiter durch Griechenland, um das Wort Gottes zu verkündigen. Sein nächstes Ziel: Thessalonike.

Bücher zum Thema von unserem Partner www.amazon.de.
Bei Interesse klicken Sie einfach auf das Bild!
Pinchas Lapide:
Paulus zwischen Damaskus und Qumran
Dieter Hildebrandt:
Saulus.Paulus. Ein Doppelleben
Auf den Spuren des Paulus.
von Gustav Faber
Paulus für Einsteiger.
von Walter Lütgehetmann
Innerhalb Deutschlands kostenloser Versand!

 

zurück

"Auf den Spuren des Apostels Paulus" reiste in den Osterferien 2001 eine Lehrergruppe des Erziehungswissenschaftlichen Fort- und Weiterbildungsinstitutes Landau (EFWI).
Die Reise stand vor Ort unter der fachkundigen Leitung von Herrn Bülent Kacmas (www.smyrnatour.com). Ihm sei an dieser Stelle herzlich gedankt für sein Engagement.

Paulus auf dem Weg nach Europa

Lydia - die erste europäische Christin
Paulus in Ephesus
nach oben