Die Frau im Judentum |
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von Heike Radtke Feministische Theologie und Antijudaismus In den letzten Jahren wurde verstärkt darauf hingewiesen, da8 die Konzeptionen einiger feministischer Theologinnen (so z.B. Hanna Wolff und Christa Mulack) grundlegend antijudaistische Züge aufweisen, indem sie entweder das Judentum für die Entstehung des Patriarchats verantwortlich machen oder die traditionelle Entgegensetzung von "Altem" und "Neuem" Testament aufgreifen und Jesus zum ersten Feministen erklären, der sich strahlend von der dunklen Negativfolie seiner jüdischen Umwelt abhebt. Obwohl der feministische Antijudaismus schon seit längerem als Problem erkannt ist und viele Theologinnen sich bemühen, eine Theologie zu entwickeln, die frauenspezifische Gesichtspunkte aufgreift ohne diese mit einer Disqualifizierung des Judentums zu verknüpfen, finden sich in Predigten, Seminarvorträgen etc. noch immer unbedachte Stereotypen, die einerseits auf einem verfälschten alttestamentlichen Gottesbild fußen und andererseits auf mangelnder Kenntnis der Verflochtenheit Jesu in seine zeitgenössische jüdische Umwelt schließen lassen. Im folgenden soll darum auf die weiblichen Aspekte des alttestamentlichen Gottesbildes hingewiesen werden sowie Hinweise zur Stellung der jüdischen Frau im Neuen Testament und in der Gegenwart gegeben werden. Weibliche Aspekte des alttestamentlichen Gottesbildes Der entschiedene jüdische Monotheismus macht es unmöglich,
Gott als Mann oder als Frau vorzustellen. Infolgedessen wird in der hebräischen
Bibel auch keinerlei Aussage über das Wesen Gottes gemacht, denn
die Körperlosigkeit Gottes verbietet jeglichen Anthropomorphismus.
Dagegen kann das Wirken Gottes durchaus mit Bildern aus dem menschlichen
Sozialbereich umschrieben werden. Dabei wird auch deutlich, dass das Wirken
Gottes immer wieder weibliche (insbesondere mütterliche Züge
aufweist. Beispiele dafür sind Jes 66,13 ("Ich will euch trösten,
wie einen eine Mutter tröstet"), Psalm 27,10, wo Gott an die
Stelle von Vater und Mutter tritt ("Denn mein Vater und meine Mutter
verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf.") und Jes 49,15, wo
Gott sich als eine Art perfekte Mutter präsentiert ("Kann auch
ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarme über
den Sohn ihres Leibes'? Und ob sie seiner vergäße, so will
ich doch deiner nicht vergessen."). Auch der Vergleich Gottes mit
einer lebensspendenden Quelle (Jer 2,13) erinnert an mütterliches
Gebären und Nähren. Daneben ist darauf hinzuweisen, da8 die
so existentiellen hebräischen Begriffe "Ruach" (Geist/in)
und "Schechina" (Einwohnung/Gegenwart/Immanenz Gottes) femininen
Geschlechts sind und in ihrer Ursprungssprache somit andere Assoziationen
hervorrufen können. Die jüdische Frau heute Das Judentum war und ist eben so wenig eine monolithische Größe
wie das Christentum. Selbst innerhalb der drei gro8en Hauptströmungen
(Orthodoxie, Konservatives und Liberales Judentum) bestehen z.T. große
Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten. Was nun die Stellung der Frau
in den einzelnen Gruppierungen betrifft, so lässt sich vereinfacht
sagen, dass innerhalb der Orthodoxie die Auffassung
vorherrscht, dass die Tora und ihre mündliche Auslegung (=
Rabbinische Schriften) auf göttlicher Offenbarung basieren und
somit unantastbar sind. Damit einher geht ein weitgehend traditionelles
Rollenverständnis, in dem Frauen hauptsächlich für den
Haushalt und die Kinderbetreuung zuständig sind, aber weder als Rabbinerinnen
noch als Kantorinnen ein Amt in der Gemeinde übernehmen können.
Es ist allerdings anzumerken, dass sich gerade in letzter Zeit auch unter
orthodoxen Jüdinnen immer wieder die Forderung nach gleichberechtigter
Beteiligung am religiösen Leben erhebt.
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