Bar und Bat Mitzwah - Das Fest der Religionsmündigkeit

von Michael Hofmann

Diese jüdische Fest ist vergleichbar mit der im Christentum vorkommenden Firmung (katholisch) oder Konfirmation (evangelisch).

Jüdische Jungen und Mädchen erhalten mit dem erreichen des 13. bzw. 12. Lebensjahres automatisch die Volljährigkeit in religiösen Dingen und damit verbunden die Bezeichnungen Bar und Bat Mitzwah, was so viel wie Sohn/Tochter des göttlichen Gebotes bedeutet. Das heute noch übliche religiöse Zeremoniell ist jedoch nicht schon immer Bestandteil von diesem Schritt in der Entwicklung eines Juden, es kam erst relativ spät hinzu (im 14. Jahrhundert für Jungen, Anfang des 20. Jahrhunderts für Mädchen). Das erreichen der religiösen Mündigkeit im Judentum hingegen ist schon früh schriftlich dokumentiert worden. Die Unterscheidung zwischen Jungen und Mädchen bezüglich des Alters hängt mit der entsprechend früheren Reifung eines Mädchens zusammen.

Es gibt allerdings noch andere Unterscheidungen zwischen den Geschlechtern: Ein Junge wird ab dem Tag seiner Bar Mitzwah als vollwertiges Mitglied in seiner jüdischen Gemeinde angesehen und zum "Minyan" hinzugezählt. Der "Minyan" beschreibt die erforderliche Mindestzahl von 10 Männern, die anwesend sein müssen um einen gemeinschaftlichen Gottesdienst nach jüdischer Auffassung durchführen zu können. Dieses Privileg bringt natürlich auch Verpflichtungen mit sich, wie z.B.:

Der Vortrag aus der Tora besteht aus einem Tora- oder Prophetentext, der singend in hebräischer Sprache vorgelesen wird. Daran anschließend richtet der Bar Mitzwah noch einige Worte des Dankes an seine Eltern, die bis dahin für sein Tun verantwortlich waren, und an seine Lehrer. Meistens hält auch der Rabbiner (jüdischer Geistlicher; vergleichbar mit einem christlichen Pfarrer) eine Ansprache an den Bar Mitzwah, worin er diesen auf die Bedeutung seines Festes hinweist und ihm Wünsche des Segens ausspricht.

Bei einem Mädchen ist das etwas anders. Ein Mädchen lernt in ihrer Vorbereitung auf die Religionsmündigkeit Reinheitsgebote für Haus, Nahrung und ihren Körper. Das hängt mit der jüdischen Auffassung der Aufgaben einer Frau zusammen. Eine Frau ist demnach für das Haus, die richtige Zubereitung des Essens (koscher) und die Erziehung der Kinder verantwortlich, wird aber von zeitgebundenen Geboten der Torah befreit, sofern sie diese wegen ihrer Aufgaben nicht erfüllen kann.

Seit noch nicht all zu langer Zeit werden auch Mädchen in einem Gottesdienst z..B. zu einer Torahvorlesung nach ihrem 12. Geburtstag aufgerufen, was nicht selbstverständlich ist. In der traditionellen jüdischen Gesellschaft nämlich werden öffentliches Leben und Synagoge, wo der Mann die Familie vertritt, und Hausarbeit und Erziehung der Kinder, welche die Frau zu erledigen hat, strikt voneinander getrennt.

Nach dem religiösen Teil der jeweiligen Feier findet dann in den Familien der gesellschaftliche Teil mit Festessen, Musik und Tanz statt. Hierbei darf der Bar oder die Bat Mitzwah erstmals das Tischgebet vortragen.
Wie bei Firmungen oder Konfirmationen im Christentum bekommen die Kinder von ihren Verwandten und sonstigen Gästen zu ihren Festen natürlich auch Geschenke.

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