Judentum im Überblick (7)

Kurze unvollständige Übersicht über Judenverfolgungen

von David Seldner


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Den Judenverfolgungen lagen meist folgende Begründungen zugrunde: Ritualmordvorwurf, Hostienfrevellegende, Brunnenvergiftungslegende.
Teilweise wurden die Verfolgungen auch erst im Nachhinein mit obigen Begründungen gerechtfertigt. Bei Zwangstaufen gab es meist die Alternativen „Konvertierung zum Christentum“ oder „Hinrichtung“, bei der Inquisition 1492 in Spanien auch die (mittellose) Auswanderung.
Die folgende Übersicht ist im wesentlichen zusammengestellt nach: Neues Lexikon des Judentums, herausgegeben von Prof. Dr. J. Schoeps, Bertelsmann Lexikon Verlag, 1992 (siehe links!).

586 v.d.Ztr. Zerstörung des 1. Tempels durch die Babylonier, Vertreibung der Juden.
70 Zerstörung des 2. Tempels durch die Römer, ¼ der jüd. Bevölkerung ermordet, Beginn der Diaspora.
7. Jhdt. Zwangstaufen im Westgotenreich.
7.-10. Jhdt. Zwangstaufen im Byzantinischen Reich.
1012 Vertreibung der Juden aus Mainz (Kaiser Heinrich II.).
1066 Judenmassaker in Granada durch Berbersekten.
1096-1099 1. Kreuzzug: Viele Gemeinden in Deutschland ausgerottet, alle Juden in Jerusalem und Haifa umgebracht.
1147-1149 2. Kreuzzug: Judenmassaker in Nordfrankreich, Würzburg.
1171 Vertreibung der Juden aus Bologna.
1182 Vertreibung der Juden aus der Île-de-France.
1189-1192 3. Kreuzzug: In England Ausrottung zahlreicher Judengemeinden (in Deutschland verhinderte Kaiser Friedrich I. Barbarossa entsprechendes).
1235-1236 Massaker in Fulda, West- und Nordfrankreich (Ritualmordvorwurf), angestiftet durch Volksprediger und Bettelmönche.
1239 Vertreibung der Juden aus der Bretagne.
1276 Vertreibung der Juden aus Oberbayern.
1290 Ausweisung aus England (Zulassung wieder 1655).
1298 Massaker, initiiert durch den Fleischermeister Rindfleisch in Franken. Ausrottung der Gemeinden in Rothenburg, Würzburg, Nördlingen, Bamberg, Nürnberg (5 000 Juden ermordet).
1320 Vertreibung der Juden aus Südfrankreich.
1336-1338 Massaker in Franken und Elsaß durch die „Armleder-Judenschläger“ (Hostienfrevellegende).
1338 Massaker in Deggendorf und etwa 20 weiteren Orten. Der herzogliche Landpfleger, der Landrichter, der Kämmerer und der Rat von Deggendorf wollten sich ihrer Schulden entledigen und verschworen sich eidlich, die Juden zu töten. Zwei Wochen später gewährte Herzog Heinrich II. von Niederbayern Straffreiheit und Schuldenerlaß. Später wurden die Morde mit dem Vorwurf einer Hostienfrevellegende rechtfertigt.
1348-1350 Durch die Pestverfolgung in Europa (Brunnenvergiftungslegende, gefördert durch König Karl IV.) gingen mehr als 300 Gemeinden unter, etwa ein Drittel der jüd. Bevölkerung Europas kam ums Leben oder wurde vertrieben.
1353, 1431 Vertreibung der Juden aus Speyer.
1360 Vertreibung der Juden aus Ungarn.
1391 Massaker in Spanien: 50 000 getötete Juden.
1394 Ausweisung der Juden aus Frankreich (außer Elsaß, Avignon, Bordeaux, Marseille).
1441 Vertreibung der Juden aus Augsburg.
1442, 1450 Vertreibung der Juden aus München.
1456 Vertreibung der Juden aus bayerischen Orten.
1492 Inquisition in Spanien. Konvertierung, Auswanderung oder Tod waren die Alternativen.
1497 Inquisition in Portugal (auf Druck von Spanien; die meisten spanischen Juden waren 1492 nach Portugal geflüchtet).
16. Jhdt. Ausweisung aller Juden aus u.a. Genua, Preßburg, Paris, Florenz, Neapel, Böhmen.
1614 Vertreibung aller Frankfurter Juden (Fettmilch-Aufstand). Rückkehr unter Schutz kaiserlicher Truppen, Hinrichtung von Fettmilch, kurz darauf Ähnliches in Worms.
1646 Aufstand ukrainischer Kosaken gegen den polnischen Landadel (Chmielnicki-Pogrome), in deren Verlauf etwa 100 000 Juden ermordet wurden.
1744 Vertreibung der Juden aus Prag.
19. Jhdt. Zwangstaufen in Italien, Galizien, Polen, Rußland.
1821-1921 ständig wiederkehrende Pogrome in Rußland.
1941-1945 Holocaust, ca. 6 Millionen ermordete Juden.
1946 von den Machthabern geduldete Pogrome in Krakau und Kielce: 353 ermordete Juden. In Kielce wollte ein von zu Hause weggelaufenes Kind sich vor einer Strafe durch seine Eltern schützen und behauptete, von Juden entführt worden zu sein.
1952-1957, 1968 von der polnischen Regierung inszenierte Kampagnen gegen Juden, resultierend in Mißhandlungen und Auswanderungen, in der Sowjetunion ähnliches.

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