Jüdisches Leben in Neustadt/Wstr. |
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Geschichte der Neustadter JudenSpuren jüdischen Lebens lassen sich in Neustadt erst Anfang des 13. Jahrhunderts finden. Kurze Zeit nach der Gründung der „Nuwenstat“ haben sich dann auch jüdische Händler und Kaufleute hier angesiedelt. Aus den Jahren 1331 bis 1339 wissen wir von einer Judengasse in der heutigen Turmstraße und einem „Judenviertel“, das bei der Stiftskirche begann und sich zwischen der Rathausstraße und der Hauptstraße in nordwestlicher Richtung bis an die alte Stadtmauer hinzog. Dokumente belegen wenige Jahre später, im Jahre 1343, einen ersten Pogrom gegen Juden, weil diese angeblich einen Einsiedler ermordet hätten. Der zweite Pogrom findet im so genannten Pestjahr 1349 statt. Bereits 36 Jahre später finden sich dann weitere Belege jüdischer Ansiedlungen. Während die Juden unter Kurfürst Ruprecht I. großzügige Unterstützungen erfahren haben, wurden sie bereits im Jahre 1394 unter Kurfürst Ruprecht II vertrieben. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts sind in Neustadt dann wieder Juden nachweisbar. Schon bald darauf entwickelte sich ein Judenviertel. Dieses war der flächenmäßig kleinste Stadtteil, dennoch gehörte er schon bald zu den reichsten Vierteln der Stadt, wie das Steuerregister aus dem Jahr 1584 belegt. Im 18. Jahrhundert wachsen viele jüdische Gemeinden in der Pfalz stark an, so auch in Neustadt. Im Jahre 1850 lebten in Neustadt rund 6500 Einwohner. Von ihnen waren 145 Personen als Juden registriert. In den heutigen Ortsteilen Geinsheim waren es 94 und in Lachen 139 Personen. Um 1900 wuchs die Zahl in Neustadt auf 397 und in Mußbach auf 71 Personen. In Geinsheim sank sie auf 46, und in Lachen auf 25 Personen. Kleinere jüdische Ansiedlungen waren in Winzingen, Duttweiler, Diedesfeld, Hambach und auf der Haardt zu finden. Aufgrund der ansteigenden Gemeindegliederzahl wurde 1867 eine neue Synagoge gebaut. Deren Zerstörung in der Nacht zum 10. November 1938 war der bisherige Höhepunkt der Verfolgungsaktionen gegen die jüdische Bevölkerung. Zwei Jahre später, am 22. Oktober 1940, fand das jüdische Leben in der ganzen Pfalz, auch in Neustadt, ein jähes Ende. Nach dem Krieg gab es noch einmal eine jüdische Gemeinde in Neustadt, die 1953 im ehemaligen ? Kantorhaus einen Betsaal einrichtete. Hier war auch von 1948 bis 2011 der Verwaltungssitz der jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Das im Jahre 1960 wieder errichtete Altersheim wurde 1987 wegen zu geringer Belegung geschlossen. Heute gibt in der Stadt keine jüdische Gemeinde mehr. (aus: Jüdisches
Leben in der Pfalz. Ein Kultur-Reiseführer, S. 54f.)
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Kollorierte Lithographie - Stadtarchiv Neustadt |
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Die Neustadter Synagoge in der Ludwigstraße wurde 1866 erbaut und am 17./18. Mai 1867 eingeweiht. Der Neubau wurde notwendig, da die alte Synagoge (gebaut 1764) in der Hintergasse nicht mehr ausreichte. Im Jahre 1900 leben in Neustadt 397 Bürger jüdischen Glaubens, in Geinsheim 46, in Mußbach 71 und in Lachen-Speyerdorf 25. |
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Über die neue Synagoge schreibt die "Neustadter
Zeitung" am 21. Mai 1867: |
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In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wird die Synagoge von SA- und SS-Männern mit Benzin und Farbe in Brand gesteckt. Die Zeitung berichtete damals: |
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Am 9. November 1954 wird ein Gedenkstein aufgestellt. Der Stein trägt die Inschrift: "Den Opfern aus der Pfalz zum Gedenken". Er steht heute auf dem israelitischen Friedhof. Am 9. November 1988 wurde in der Ludwigstraße ein neuer Gedenkstein enthüllt (Bild). |
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Literatur Jüdisches
Leben in der Pfalz. Ein Kultur-Reiseführer Eberhard Dittus: Jüdisches Neustadt an der Weinstraße. Haigerloch
2009 Interne Links Weitere Infos über Stätten jüdischen Lebens in Neustadt/W. unter http://www.gedenken-und-mahnen.de Zum jüdischen Friedhof Neustadt/Wstr. Externe Links http://www.alemannia-judaica.de/neustadt_synagoge.htm www.gedenkstaette-neustadt.de
(Website des Fördervereins "Gedenkstätten für NS-Opfer
in Neustadt")
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