Die Geschichte Israels

von Stefan Meißner

21. Der Makkabäeraufstand


Wojciech Stattler: Die Makkabäer

Literatur
Johann Maier: Zwischen den Testamenten: Geschichte und Religion in der Zeit des zweiten Tempels
Peter Schäfer: Geschichte der Juden in der Antike. Die Juden Palästinas von Alexander dem Großen bis zur arabischen Eroberung, Stuttgart, 1983
Markus Sasse: Geschichte Israels in der Zeit des Zweiten Tempels, 2. Aufl. 2009
Martin Hengel, Judentum und Hellenismus, WUNT 10, Tübingen 3. Aufl. 1988
Die Menora, S. 149ff.; G. Blail: Die Apokryphen, S.55ff.

Der passive Widerstand der toratreuen Bevölkerung schlug in offene Rebellion um, als die Familie der Makkabäer sich an die Spitze der antihellenistischen Opposition stellten.

Wichtigste Quelle über diese Vorgänge sind die beiden auf griechisch überlieferten Makkabäerbücher. Die Darstellung des ersten Makkabäer-Buches beginnt mit dem Regierungsantritt des Antiochus IV. Epiphanes (175 v. Chr.) und reicht bis zum Regierungsbeginn des Johannes Hyrkanus (134 v. Chr.). Der uns nicht näher bekannte Autor dürfte also sein Werk um das Jahr 100 v.Chr. geschrieben haben. Das zweite Makkabäerbuch, das von einem frommen Diasporajuden stammt, ist keine Fortsetzung von 1 Makk, sondern behandelt einen Ausschnitt des dort geschilderten Geschehens (175-161 v.Chr.). Eine weitere wichtige Quelle für das nachbiblische Judentum ist das Buch der jüdischen Altertümer des =>Flavius Josephus, dem zumindest teilweise das 1 Makk bekannt gewesen sein dürfte.

Äußerer Anlass des Makkabäeraufstandes war der Mord des Mattathias, einem Priester aus Modein (ca. 28 km nordwestlich von Jerusalem), an einem hellenisierenden Juden und einem königlichen Beamten. Daraufhin mussten er und seine Söhne Judas, Jonathan, Simon, Johannes und Eleazar in die Berge fliehen, von wo aus sie eine Art Guerillakrieg organisierten. Neben politischen spielten auch soziale Motive beim Ausbruch des Aufstandes eine Rolle: allem voran die hohe Abgabenlast und die ungerechte Landverteilung. Hier schafften die Makkabäer später Abhilfe, indem sie Staatspacht abschufen und die Steuerlast reduzierten.

Nach dem Tod von Mattathias (166 v.Chr.) stellte sich dessen dritter Judas an die Spitze des Aufstands der toratreuen Juden. Er bekam aufgrund seines ungestümen Temperaments den Beinamen „Makkaba“, zu Deutsch. „der Hammer“. Die ganze Familie erhielt nach ihm den Namen „Makkabäer“. Eine weitere Bezeichnung für die jüdische Herrscherdynastie ist „Hasmonäer“. Sie leitet sich vom Namen des Urgroßvaters Matthatias’ her, der sich „Asamonaios“ nannte.

Die Taktik der kleinen Nadelstiche gegen die Besatzer zeitigte bald Erfolg: Nach einer Reihe von Siegen gegen seleukidische Heere wurden die berüchtigten Religionsedikte sowie die Polisverfassung Jerusalems wieder aufgehoben. Im Jahr 164 v.Chr. eroberten die toratreuen Juden Jerusalem zurück und stellten den unterbrochenen Tempelkult wieder her. An dieses Ereignis erinnert bis heute im Judentum das Chanukka-Fest (= Lichterfest) im Monat Dezember.

Unter den Brüdern des Judas Jonathan und Simon konnten die Makkabäer ihre Herrschaft konsolidieren. Sie unternahmen Feldzüge nach Galiläa, Ostjordnaland und die Küstenebene und dehnten ihren Herrschaftsbereich auf ein Territorium aus, das an Größe dem davidisch-salomonischen Großreich kaum nachstand. Nützlich wurde ihnen in ihrem Kampf ein mehrfach erneuerter Freundschaftsbund mit den Römern, dem natürlichen Feind der Seleukiden.

Als sich 153 v.Chr. Jonathan als Hohepriester einsetzen ließ, gab es erstmals eine ein Zerwürfnis im antihellenistischen Lager: Eine Gruppe von Frommen (hebr.: „Chassidim“ => Assidäer) unter Führung des “Lehrers der Gerechtigkeit” zog sich aus Protest gegen die nichtzaddokidische Herkunft Jonathans in die Wüste Judäas zurück. Wahrscheinlich geht auf diesen Exodus die Entstehung der Essenergemeinschaft in Qumran am Toten Meer zurück.

Als es im Jahr 140 v.Chr. den Makkabäern gelang, die Volksversammlung zu einer nachträglichen Legitimierung der Berufung Jonathans zu bewegen, lagen erstmals im antiken Judentum politische, militärische und hohepriesterliche Gewalt in einer Hand. Obwohl es den Makkabäern gelang eine Dynastie zu etablieren, beruhte ihre Herrschaft weniger auf ihrer Herkunft, sondern stützte sich auf den Konsens der jüdischen Gemeinschaft.

Die Makkabäer unternahmen weitere Eroberungsfeldzüge unter Johannes Hykanos (Sohn d. Simon; 135-104), Aristobul I. (104-103) und Alexander Jannäus (103-76), die zu einer weiteren Ausweitung des Territoriums führte. Für die unterworfenen Nachbarvölker bedeutete dies teilweise Zwangsbekehrungen zum Judentum und hohe Tribute.

Spätestens unter Johannes Hyrkanos formierte sich aus der anti-makkabäischen Opposition der “Frommen” eine Gruppierung, die nach dem Verlust der Eigenstaatlichkeit 70 n.Chr. zu großer Bedeutung aufsteigen sollten: die Pharisäer. Während sie unter Salome Alexandra kurzfristig zur herrschenden Partei wurden, kam es unter Alexander Jannäus zu regelrechten Verfolgungen der Pharisäer mit Tausenden von Toten. Die Streitpunkte waren wie schon von Seiten der Assidäer Zweifel an der Abstammung der Makkabäer - die Mutter des Johannes war eine Kriegsgefangene - , außerdem der “hellenistische” und auch zunehmend autokratische Führungsstil der Makkabäer.

Dieser Regierungsstil der letzten Makkabäer, die sich seit Aristobul wieder Könige nannten, die wieder wachsende Abgabenlast, sowie die Bruderkriege nach dem Tod Salomes führten dazu, dass das jüdische Volk ihrer Herrscherdynastie überdrüssig wurde und die Römer um Hilfe baten. Diese eroberten 63 v.Chr. unter Pompeius Jerusalem und etablierten in Syro-Palästina ein System von prorömischen Klientelfürsten. Eine vollständige Eingliederung in das römische Provinzialsystems fand erst nach dem ersten jüdisch-römischen Krieg (70 n.Chr.) statt.

Empfohlene Literatur

Die "Jüdischen Altertümer" (Antiquitates Judaicae) erschienen etwa um 94 n. Chr. und behandeln die Geschichte der Juden von der Weltschöpfung bis zum Jahr 66 n. Chr. Quellen sind die Bibel und die Apokryphen, ergänzt durch Nachrichten aus dem Midrasch und Aussagen nichtjüdischer Historiker.

Externe Links
http://www.bautz.de/bbkl/j/Judas_mak.shtml
http://www.joerg-sieger.de/einleit/spez/08makk/spez_e8.htm

Bildnachweis
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