Sukkot - Das Laubhüttenfest
von Heike Kohl

Sukkot ist das letzte der drei in 2. Mose 23 erwähnten
Wallfahrtsfeste, die im Laufe eines Jahres gefeiert werden. Jedes
dieser Feste war mit einer Pilgerreise nach Jerusalem verbunden, an
der jeder männliche Israelit teilnehmen musste.
"Dreimal im Jahr sollt
ihr mir zu Ehren ein Fest feiern: Feiert als erstes das Fest der ungesäuerten
Brote! Sieben Tage im Monat Abib sollt ihr Brot essen, das ohne Sauerteig
gebacken wurde, wie ich es euch befohlen habe. Denn in diesem Monat
seid ihr aus Ägypten fortgezogen. Keiner soll mit leeren Händen
zu meinem Heiligtum kommen! Feiert dann das Erntefest, wenn ihr das
erst Getreide einbringt, das ihr ausgesät habt. Als drittes sollt
ihr das Fest der Wein- und Obsternte am Ende des Jahres feiern, (gemeint
ist das Ende des landwirtschaftlichen Jahres im September/ Oktober)
wenn ihr die Früchte aus den Weinbergen und Gärten geerntet
habt. Dreimal im Jahr sollen sich alle Männer Israels vor mir,
dem Herrn, versammeln" (2. Mose 23, 14-17).
Sukkot ist vom Ursprung her ein Erntedankfest (auch
"Fest des Einsammelns" genannt) und wird gefeiert, nachdem
die Ernte vollständig eingebracht wurde.
Das Laubhüttenfest ist nach Rosch Haschana und
Jom Kippur das letzte der hohen Feiertage des Monats Tischri. Es dauert
vom 15. bis zum 21. Tag des Monats, aber nur der erste und der letzte
Tag dieser Woche sind Feiertage, an denen das öffentliche Leben
in Israel ruht. Viele Geschäfte sind geöffnet, wenngleich
auf reduzierter Basis, das heisst, die Arbeitszeiten sind verkürzt.
Was verschoben werden kann, wird verschoben. Die Kinder haben in dieser
Zeit Schulferien und das ganze Land ist während des Laubhüttenfestes
voller Ausflügler. An vielen Orten herrscht Volksfeststimmung.
Sukkot bedeutet "Hütten", da das zentrale
Gebot dieses Festes fordert während der Festwoche in provisorischen
Hütten zu wohnen. Da die Sukka (Hütte) unter freiem Himmel
stehen muss und ihr Dach aus Ästen, Zweigen und Laub besteht,
übersetzte Luther Sukkot mit dem Wort "Laubhüttenfest".
Das Wohnen in diesen einfachen Hütten soll daran erinnern, dass
das Volk Israel Zeiten erlebte in denen es als einfaches Nomadenvolk
durch die Wüste zog und keine Ernte einbringen konnte.
" Am 15. Tag des 7. Monats,
wenn ihr die Ernte eingebracht habt, sollt ihr sieben Tage lang das
Laubhüttenfest zu meiner Ehre feiern. Der erste und der achte
Tag sind Ruhetage. Am ersten Tag sammelt ihr schöne Baumfrüchte,
Palmwedel, Zweige von Laubbäumen und von Bachpappeln. Feiert
sieben Tage lang ein fröhliches Fest für mich, den Herrn,
euren Gott. Jedes Jahr sollt ihr im siebten Monat eine Woche lang
feiern! Diese Ordnung gilt für alle Generationen, wo immer ihr
auch lebt. Während der Festwoche sollt ihr in Laubhütten
wohnen; das gilt für alle Israeliten im Land. So behalten eure
Nachkommen im Gedächtnis, dass ich, der Herr, euch Israeliten
in Laubhütten wohnen ließ, als ich euch aus Ägypten
führte. Ich bin der Herr, euer Gott!"
(3. Mose 23, 39- 43; nach "Hoffnung für alle")
Diese Verse aus 3. Mose zeigen weitere wichtige Elemente
des Festes: Die beiden Ruhetage an denen keine Arbeit verrichtet werden
darf, der Feststrauß der "vier Arten", die bereits
erwähnte Sukka und der überaus fröhliche Charakter
des Festes.
Das Fest beginnt eigentlich schon am Abend des 14. Tages
des 7. Monates mit dem Anzünden der Festlichter durch die Hausfrau.
Dies geschieht, wenn möglich, schon in der Sukka. Dieses Anzünden
wird von den entsprechenden Licht- und Danksegen begleitet. Danach
besucht man den Abendgottesdienst, um anschließend in der Sukka
den Feiertag zu begrüßen. Am Morgen des ersten Feiertages
findet ebenfalls ein Gottesdienst statt, zu dem man den Feststrauß
mit in die Synagoge bringt. Dieser Gottesdienst besteht aus Dankpsalmen,
einer Toralesung und einem Zusatzgebet, das Musaf genannt wird. Am
Schabbat wird als Festrolle das gesamte Buch Prediger verlesen.
Beim
Singen der Dankpsalmen hält man den oben bereits erwähnten
"Strauß der vier Arten" in der Hand und schwenkt ihn
während dem Segen in alle Himmelsrichtungen. Damit bringt man
die Dankbarkeit Gott gegenüber zum Ausdruck, der die Menschen
mit seinen reichen Gaben in allen Bereichen der Natur reich gesegnet
hat. Der Feststrauß enthält vier verschiedenen Arten, die
die verschiedenen Vegetationen im biblischen Israel darstellen sollen.
So steht der Palmzweig (Lulaw, siehe links!) für tropische Gewächse
wie Palmen oder Datteln. Die Zitrusfrucht (Etrog) symbolisiert veredelte
Früchte, das heißt jene Früchte, die in Obstgärten
kultiviert werden. Die drei Myrtenzweige (Hadasim) stellen die Pflanzen
dar, die nicht zum Verzehr geeignet sind, aber anderweitig verwendet
werden können, zum Beispiel Duft- und Heilkräuter. Die Bachweidenruten
(Arawoth) können zwar weder verzehrt werden, noch zeichnen sie
sich durch einen besonderen Duft aus. Sie sind jedoch ebenfalls nützlich
und können zum Beispiel, wie anderes Gebüsch und Dürrholz
auch, zum Anzünden von Feuer verwendet werden.
Während der ganzen Festwoche steht dann das Wohnen
in der Sukka im Mittelpunkt, deren Bau man bereits am Ausgang des
Jom
Kippur Festes beginnt. Sie darf kein beständige Konstruktion
sein und muss ihren provisorischen Charakter behalten. Während
die Wände aus sehr vielseitigem Material wie zum Beispiel Holz,
Zeltplanen oder gespannten Decken bestehen können, soll das Dach
aus Ästen, Zweigen, Laub oder anderen unbearbeiteten Gewächsprodukten
bestehen. Es soll zwar Schatten spenden jedoch regendurchlässig
sein. Regnet es während der Festwoche, so entfällt die Verpflichtung
in der Sukka zu wohnen. Lebenswichtige Tätigkeiten wie Schlafen
und Essen sollen in der Sukka stattfinden und auch ein großer
Teil der Freizeit soll dort verbracht werden. Das Wohnen in der Hütte
soll verdeutlichen, wie das Volk Israel während seiner Zeit der
Wüstenwanderung in völliger Abhängigkeit zu Gott lebte.
Gerade diese Abhängigkeit führt jedoch zur Gottesnähe,
die die echte, tiefe Freude mit sich bringt.
Zur Zeit des Tempels wurden in der Sukkotwoche, stellvertretend
für die ganze Menschheit, 70 Stiere geopfert. Diese Opfer stellen
eine Vorausdeutung der Zeit dar, wie sie in Sacharja 14, 16 beschrieben
ist:
"Dennoch werden von den
Feinden, die gegen Jerusalem gekämpft haben, einige überleben.
Sie werden jedes Jahr nach Jerusalem ziehen, um dort das Laubhüttenfest
mitzufeiern und den allmächtigen Gott als ihren Herrn und König
anzubeten."
Nach den sieben Festtagen ist der achte Tag wieder ein
Ruhetag (wie bereits in 3. Mose 23 erwähnt) und bildet den Abschluss
des Festes. An diesem achten Feiertag wurde jedoch im Gegensatz zu
den 70 Stieren für die ganze Menschheit nur ein einziger Stier
für das Volk Israel geopfert, um die Besonderheit dieses Volkes
zu betonen.
Seit dem achten Jahrhundert entwickelte sich der Brauch,
diesen letzten Tag des Sukkotfestes als "Tag der Torafreude"
(Simchat Tora) zu begehen. An diesem Tag endet der einjährige
Lesezyklus der Tora
und es beginnt gleichzeitig ein neuer Zyklus. Die Tora wird in Wochenabschnitte
eingeteilt, so dass innerhalb eines Jahres alle fünf Bücher
Moses im Rahmen des Gemeinschaftsgottesdienstes am Sabbat vorgelesen
werden. Am Tag der Torafreude wird der letzte Abschnitt des 5. Buch
Moses und gleich darauf wieder der Anfang der Tora, das 1. Buch Mose
die ersten Abschnitte, vorgelesen. Es ist ein fröhliches Fest
mit Volksfestcharakter, bei dem die Gemeinde häufig in der Synagoge
tanzt.
Überhaupt spielt Freude beim Sukkotfest, wie auch
bei den zwei anderen Wallfahrtsfesten, eine wichtige Rolle. "Feiert
sieben Tage lang ein fröhliches Fest für mich", heißt
es in 3. Mose 23 Vers 40. In den Gebetsbüchern wird Sukkot oftmals
"das Fest der Hütten, die Zeit unserer Freude" bezeichnet.
Gerade im Kontrast zur nachdenklichen Stimmung des kurz zuvor begangenen
Versöhnungstages
wird die Freude des Sukkotfestes umso tiefer empfunden.
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