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EBERHARD BERHARD BETHGE IN DANKBARKEIT UND VEREREHRUNG UND
ZUM 28. AUGUST 1999
Im Morgengrauen des 9. April 1945 wurde der deutsche Pastor ohne Pfarrstelle
und ehemalige Privatdozent an der Berliner Universität Dietrich Bonhoeffer
- zusammen mit Admiral Wilhelm Canaris, Hauptmann Ludwig Gehre, General Hans
Oster, Generalstabsrichter Karl Sack und Oberleutnant Theodor Strünck -
im KZ Flossenbürg auf persönliche Anordnung Hitlers umgebracht. Zur
gleichen Zeit wurde der Schwager Bonhoeffers, Hans von Dohnanyi,
im KZ Sachsenhausen getötet. Der Diktator sah in ihnen die Hauptverantwortlichen
am Putsch des 20. Juli 1944. Damit dieser Racheakt in Flossenbürg unter
dem Schein des Rechts erfolgten, wurde am Vorabend ein kurzes förmliches
“Standgericht” unter dem Vorsitz des SS- und Polizeirichters
Otto Thorbeck gehalten, der dazu eigens aus Nürnberg anreisen mußte.2
In der Nacht vom 22. zum 23. April 1945 wurden Bonhoeffers Bruder Klaus und
sein Schwager Rüdiger Schleicher und andere Häftlinge, die das Ende
der Herrschaft Hitlers nicht überleben sollten, von der SS aus dem Gefängnis
in Berlin herausgeführt und am Lehrter Bahnhof erschossen. In den sogenannten
“Kaltenbrunnerberichten” - einer Zusammenfassung und Bewertung der
Verhöre der Verschwörer durch die Gestapo zur Unterrichtung Adolf
Hitlers - wird festgestellt, daß “der ganze Kreis, der sich um den
Namen BONHOEFFER gruppiert” - Gegner des Regimes aufgrund der Judenpolitik
des Dritten Reiches waren. Daß diese Männer mit allen ihnen zur Verfügung
stehenden Mitteln bis hin zur Planung eines Staatsstreiches gegen die Terrorherrschaft
Hitlers kämpften, die in der Vernichtung der europäischen Juden gipfelte,
wurde der Anlaß ihrer Beseitigung.
Heute ist Dietrich Bonhoeffer einer der bekanntesten deutschen protestantischen Theologen in der Ökumene. Sein Name verbindet sich vor allem mit seiner aktiven Beteiligung am gewaltbereiten Widerstand gegen Hitler, aber auch mit seiner in Neuland vorstoßenden, kühnen und hilfreichen Theologie. Aufgrund seiner persönlichen Integrität und Frömmigkeit ist Bonhoeffer so etwas wie ein evangelischer Heiliger geworden, ein Glaubenshelfer. Seine Briefe und Texte aus dem Gefängnis, die als Buch mit dem Titel “Widerstand und Ergebung” erschienen, aber auch einzelne Sätze von ihm und vor allem sein letztes Gedicht “Von guten Mächten wunderbar geborgen” haben eine millionenfache seelsorgerliche Wirkungsgeschichte entwickelt, weil sie besiegelt wurden durch Bonhoeffers Märtyrertod.
Bonhoeffers kirchliches und politisches Engagement, seine Biographie und Theologie,
Dietrich Bonhoeffers Widerstand gegen die Judenverfolgung im Dritten Reich stehen
in vielerlei Weise mit der, wie man im Dritten Reich allgemein sagte: “Judenfrage”
in Beziehung - politisch, theologisch, diakonisch-humanitär. Ich möchte
einzelne Elemente und Stationen von Bonhoeffers Widerstand gegen die Judenpolitik
des Dritten Reiches darstellen. Sie führten folgerichtig dazu, daß
er sich bei der Planung des Befreiungsversuchs des 20. Juli 1944 engagierte.
Und ich möchte die theologischen Gedanken
und Akzentuierungen Bonhoeffers darlegen, die ihn dazu bewegten, sich anders
als die allermeisten Christen in Deutschland zu “Israel” als theologischem
Sachverhalt und zu den zu seiner Zeit verfolgten Juden zu verhalten.
In den letzten 20 Jahren wurde eine erneute Durchsicht seines Werkes unter
dem Gesichtspunkt “Bonhoeffers Widerstand gegen die Judenverfolgung im
Dritten Reiches” ein anregendes, wichtiges Element bei den christlichen
Umkehrbemühungen nach dem Holocaust.3
1. Der Einfluß der Familie auf Dietrich Bonhoeffer
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“Die Familie hatte so viel Gewicht, daß es für den einzelnen
ungleich schwieriger gewesen wäre, ein Nazi oder auch nur ‘Mitläufer’
zu werden, als in den
Widerstand zu gehen.” 4 Die Bonhoeffers waren
eine großbürgerlichen Familie, die im Berliner Grunewaldviertel inmitten
von Gelehrten und
hohen Beamten lebte. Der Anteil der Juden - im religiösen Sinne - dort
war überproportional hoch, er lag bei 13 Prozent. Die Bonhoeffers waren
protestantisch, politisch republikanisch, rechtsstaatlich liberal. Christlicher
Antijudaismus in jeder Form, ganz gleich, wie er sich artikulierte (Kirche als
neues Israel, welches das Erbe des verworfenen Israel antritt - Judenverfolgungen
als Gottes Strafe für die Gottesmörder - Das Alte Testament als Gesetz
durch das Evangelium des Neuen Testaments überholt - Notwendigkeit der
Judenmission) war in der Familie unbekannt. Der Grund: man beschäftigte
sich nicht mit christlicher Theologie, sondern mit Zeitfragen, wobei naturwissenschaftlich-philosophische
oder juristische Perspektiven dominierten. Soziokultureller oder politischer
Antisemitismus war der Familie ebenfalls fremd, dazu war man zu aufgeklärt,
zu rechtlich eingestellt und zu humanistisch. Karl Bonhoeffer, der Vater, Professor
für Neurologie und Psychiatrie in Berlin, hatte stets Kollegen und Assistenzärzte,
die assimilierte, liberale deutsche Juden waren. Freunde und geschätzte
Nachbarn der Bonhoeffers waren Juden. Und den rassetheoretischen Antisemitismus
der Zeit, den die NS-Bewegung zum zentralen Punkt ihres politischen Programms
erhob, lehnte die Familie Bonhoeffer ab. Die Bonhoeffers lehnten überhaupt
Hitler und die NSBewegung mit ihrem Antisemitismus und Antibolschewismus ab.
Jeder Angehörige der Familie erwies sich als immun gegenüber dem Volkstribunentum
Hitlers, der NS-Ideologie und der revolutionären Aufgeregtheit der sogenannten
nationalen Erneuerung.
Als Hitler die Macht in Deutschland übernahm, erfuhr Dietrich Bonhoeffer in seiner Familie und in seinem engsten Freundeskreis konkret die sogleich anhebenden unmenschlichen Auswirkungen der staatlichen und kirchlichen Judenpolitik: Sein Schwager Gerhard Leibholz, der seine Zwillingsschwester Sabine geheiratet hatte, ein getaufter Jude und praktizierender Christ, verlor aufgrund des “Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7. April 1933 seine Professur für Staatsrecht in Göttingen. Er emigrierte im Herbst 1938 mit seiner Familie nach England. Mit diesem jüdischen Schwager verbindet sich allerdings auch eine Bonhoeffer demütigende Erfahrung: Am 11. April 1933 starb dessen Vater, der nicht Christ geworden war. Die Familie hätte es gern gesehen, wenn Bonhoeffer die Trauerfeier für ihn gehalten hätte. Aber dieser folgte dem Rat seines zuständigen Generalsuperintendenten und lehnte die Amtshandlung ab. Am 23. November 1933 schrieb Bonhoeffer an seinen Schwager: “Es quält mich ... , daß ich damals nicht ganz selbstverständlich Deiner Bitte gefolgt bin. Wie konnte ich damals nur so grauenhaft ängstlich sein? Ihr habt es gewiß auch gar nicht recht verstanden und nur nichts gesagt. Aber mir geht es nun ganz gräßlich nach, auch weil es gerade etwas ist, was man nie wieder gut machen kann. ... Ich weiß heute sicher, ich hätte es anders machen sollen.”5
Seinem Freund Franz Hildebrandt, einem ebenso glänzenden jungen Theologen wie Bonhoeffer, wurden wegen seiner jüdischen Abstammung sowohl eine Pfarrstelle wie auch eine akademische Anstellung verwehrt. Er folgte November 1933 Bonhoeffer nach England, als der dort Pfarrer zweier deutschen Londoner Gemeinden wurde, bis ihn 1934 Martin Niemöller als Mitarbeiter nach Berlin-Dahlem holte. 1937 emigrierte Franz Hildebrandt endgültig nach England. Das Verhalten der Großmutter Julie Bonhoeffer, geborene Tafel, am Tage der reichsweiten Judenboykotte am 1. April 1933 ist bezeichnend für den Geist der Familie Bonhoeffer:
“I kauf mei Butter, wo i mei Butter immer kauf!” sagte sie in bestem Schwäbisch zu dem SA-Mann, der sich ihr vor einem jüdischen Geschäft mit der Bemerkung in den Weg stellte, sie müsse doch nicht ausgerechnet bei einem Juden kaufen. Frau Bonhoeffer soll an diesem Tag die einzige Kundin dieses Ladens gewesen sein. In der Predigt an ihrem Sarge sagte Dietrich Bonhoeffer am 15. Januar 1936: “Sie konnte es nicht ertragen, wo sie ... das Recht eines Menschen vergewaltigt sah. Darum waren ihre letzten Jahre getrübt durch das große Leid, das sie trug über das Schicksal der Juden in unserem Volk, an dem sie mittrug und mitlitt.” 6
“Die Judenpolitik war eigentlich das beherrschende Thema im Familienkreis, mit dem auch die anderen politischen Fragenkreise verknüpft waren.”7 Bereits im Frühjahr 1933 überlegten Klaus und Dietrich Bonhoeffer mit Paul Lehmann aus New York, der gerade bei den Bonhoeffers zu Besuch war, wie sie geeignete Kreise in den USA authentisch über die Ausschreitungen der SA und die staatliche Gesetzgebung gegen Juden und Kommunisten unterrichten könnten.8 Informiert wurde auf diese Weise Stephen S. Wise, einer der angesehensten Reform-Rabbiner in den USA, der unter anderem den amerikanisch-jüdischen Kongreß und den Jüdischen Weltkongreß gründete. Bonhoeffer hatte ihn 1930/31 bei seinem Studienaufenthalt in New York persönlich kennengelernt. 9
Durch seinen Schwager Hans von Dohnanyi, den persönlichen Referenten des Reichsjustizministers Franz Gürtner, waren Dietrich Bonhoeffer und die übrige Familie über den wahren Charakter des NS-Staates, über Greueltaten und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich nach der Machtübernahme informiert. Hans von Dohnanyi weigerte sich, Mitglied der NSDAP zu werden. Im Sommer 1938 konnte Reichsjustizminister Gürtner seinen Vertrauten nicht mehr halten und mußte ihn auf Intervention Martin Bormanns entlassen. In den Akten der Parteikanzlei der NSDAP findet sich ein vertrauliches Gutachten des NS-Fachschaftsgruppenleiters Friedrich aus dem Reichsjustizministerium. Es zeigt die Gründe, die für Dohnanyis Entlassung letztlich ausschlaggebend waren. Neben der Mutmaßung über eine “vierteljüdische” Abstammung, die jedoch nicht nachweisbar war, wurde Dohnanyi zum Vorwurf gemacht, den Reichsjustizminister im eigenen Sinne zu beeinflussen: “In allen Fällen, in denen sich Schwierigkeiten bei der Behandlung von Rassen- oder sonstigen weltanschaulichen Fragen ergeben, und in denen Parteistellen des Justizministeriums verschiedener Meinung sind, wird man sagen, daß es ja kein Wunder sei, wenn das Reichsjustizministerium so oder so entscheide, da es ja von einem Judenstämmling beraten werde.”
Es waren also Differenzen in Rassepolitik und Weltanschauung, die den Anlaß zur Verdrängung von Dohnanyi gaben. Am Ende des 9-seitigen Gutachtens wird ausdrücklich festgehalten, Dohnanyi habe “kein Verständnis für die Rassengesetzgebung des Dritten Reiches, der er innerlich ablehnend gegenüber steht. So hat er die Auffassung geäußert, die rassische Haltung des Nationalsozialismus sei unmöglich, weil sie mit der christlichen Auffassung der evangelischen Kirche in Widerspruch steht. ... Äußerlich bekennt er sich zum heutigen Staat. Ich halte es bei seiner charakterlichen Haltung und rassischen Zusammensetzung für ausgeschlossen, daß von ihm jemals ein mannhaftes, rückhaltloses Eintreten für den nationalsozialistischen Staat erwartet werden kann.”10
Hans von Dohnanyi wurde während des Krieges als Sonderführer in die
Zentrale der Abwehr der Wehrmacht, das sogenannte “Amt Canaris”,
berufen. Dort planten Hans Oster und er mit Wissen und Unterstützung des
Admirals den Staatsstreich. Von seinem Schwager wurde Dietrich wegen seiner
wichtigen ökumenischen Kontakte als Mitarbeiter im Amt Canaris und als
Mithelfer bei den Umsturzplänen gewonnen. “Dietrich und ich haben
die Sache ja nicht als Politiker gemacht. Es war einfach der zwangsläufige
Weg eines anständigen Menschen!” sagte Hans von Dohnanyi seiner Frau
Christine bei einem der letzten Treffen im Gefängnis.11
2. Bonhoeffers persönliche Voraussetzungen
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“Die Bibel hat mich befreit und insbesondere die Bergpredigt. Seitdem
ist alles anders geworden.”
Bonhoeffer sah von Anfang an klarer als seine Kirche, wohin das ungeheure Unrecht
führen mußte, das im Jahre 1933 im Deutschen Reich anhub. Das hatte
nicht nur seinen Grund in den Diskussionen im Familienkreis, die ihn sensibilisierten.
Das hing auch mit seinem tiefen Rechtsbewußtsein und seiner großen
Mitleidsfähigkeit12 zusammen, die ihn zeitlebens
auszeichneten und die durch seine christlichen Grundeineinstellungen verstärkt
wurden. Für ihn gehörten Dasein für andere, Mitmenschlichkeit
und Nächstenliebe, Mitleiden am Schicksal der Schwestern und Brüder,
für die Christus gestorben ist, Übernahme von Verantwortung für
die, die Hilfe brauchen, in die Mitte des Evangeliums. “Tu deinen Mund
auf für die Stummen” (Sprüche 31,8) war das Bibelwort, das er
immer wieder sich und seinen Freunden zurief, gerade in bezug auf die Notwendigkeit,
sich mit allen nur zur Verfügung stehenden Mitteln zugunsten der verfolgten
Juden zu engagieren. Seit Beginn der dreißiger Jahre hatten sich bei ihm
zudem bestimmte theologische Grundüberzeugungen in bezug auf die heilsgeschichtliche
Rolle Israels gefestigt: Für ihn war und blieb das Volk Israel das Volk
der Verheißungen Gottes und der messianischen Hoffnung. Daß in der
NSIdeologie das deutsche Volk als Träger besonderer Verheißungen
und Erlöserqualitäten angesehen wurde, daß Hitler messianisiert
wurde, war für ihn ein gottloser Irrtum und wurde von ihm theologisch scharf
angegriffen. In seiner letzten Vorlesung als Privatdozent an der Berliner theologischen
Fakultät im Sommersemester 1933, einer Christologievorlesung, sagte er,
die Geschichte quäle sich mit der unmöglichen Erfüllung “entarteter”
messianischer Verheißungen. Nur an einer Stelle breche sich der Gedanke,
daß der Messias nicht anschauliche und vorfindliche Mitte der Geschichte
sein kann, sondern von Gott gesetzte und verborgene Mitte sein muß, eine
Bahn gegen den Strom der Pseudo-Messianismen. Das geschehe in Israel. Mit seiner
prophetischen Hoffnung stehe dieses Volk allein unter den Völkern. Israel
werde der Ort sein, an dem Gott seine Verheißungen erfüllt.13
Die Messiashoffnung sei, so betonte Bonhoeffer, Juden und Christen gemeinsam,
für die Juden in der Form des kommenden, für die Christen in der Gestalt
des wiederkommenden Messias, auch wenn die Christusfrage zwischen ihnen strittig
sei. Diese theologischen Gedanken tauchen auch später immer wieder bei
ihm auf. Daß von führenden deutschen lutherischen Theologen das Wesen
des Staates - und dabei dachte man seit 1933: der Hitler-Staat - unkritisch
und unhinterfragt als “Schöpfungsordnung” angesehen wurde und
damit als etwas Gott-Gegebenes, hielt der lutherische Theologe Bonhoeffer für
unbiblisch und unreformatorisch. Der Begriff “Volk” - auch er für
viele Theologen damals eine “Schöpfungsordnung” - spielte in
seiner theologischer Ethik keine Rolle. Seit 1932 lehrte er, daß der Staat
nach biblischer Auffassung die Funktion einer “Erhaltungsordnung”
nach dem Sündenfall habe. Dahinter stand bei ihm ein liberalrechtsstaatliches
Verständnis des Staates, dessen Aufgabe lediglich darin bestehen darf,
für Frieden und Recht zu sorgen. Für eine Tendenz, daß der Staat
sich selbst verabsolutiert und zum totalen Staat werden kann, gab es in Bonhoeffers
Denken keinerlei Ansatzpunkt. Luthers Zwei-Reiche-Lehre präzisierte er
in dem Sinne: Die Verkündigung der Kirche habe ein Wächteramt den
Repräsentanten des Staates gegenüber und müsse von ihnen die
Realisierung von Frieden, Recht und Gerechtigkeit einfordern, denn dafür
sei die “Erhaltungsordnung Staat” da. Bonhoeffer hatte ein besonderes
Verhältnis zur Bibel. Für ihn war, entsprechend den reformatorischen
Bekenntnissen und der Wort-Gottes-Theologie Karl Barths, die ganze Heilige Schrift
“Wort Gottes”. Die Ablehnung des Alten Testamentes aus theologischen
(“nur Gesetz - kein Evangelium”) oder ideologisch-antisemitischen
(“Judenbuch; Dokument einer orientalischen, nichtarischen Religion) Gründen
hielt er für eine gefährliche Irrlehre. Im Wintersemester 1932/33
schrieb die Studentin Klara Hunsche in einer Vorlesung des jungen Privatdozenten
Bonhoeffers mit, der Judengott sei auch der Gott des Neuen Testamentes, man
dürfe nicht dazwischen trennen.”14
Hinzu kam, daß Bonhoeffer um 1931 erfuhr, daß Gott ihn durch das Wort der Bibel direkt und persönlich anredet. Jahre später schilderte er sein Schlüsselerlebnis in einem Brief so: “Dann kam etwas anderes, etwas, was mein Leben bis heute verändert und herumgeworfen hat. Ich kam zum erstenmal zur Bibel. Das ist auch wieder sehr schlimm zu sagen. Ich hatte schon oft gepredigt, ich hatte schon viel von der Kirche gesehen, darüber geredet und geschrieben - und ich war noch kein Christ geworden, sondern ganz wild und ungebändigt mein eigener Herr. Ich weiß, ich habe damals aus der Sache Jesu Christi einen Vorteil für mich selbst, für meine wahnsinnige Eitelkeit gemacht. ... Daraus hat mich die Bibel befreit und insbesondere die Bergpredigt. Seitdem ist alles anders geworden. Das habe ich deutlich gespürt und sogar die Menschen um mich herum. Das war eine große Befreiung.”
Was hier anmutet wie ein pietistischer Bekehrungsvorgang, sehr persönlich und auf die Heilige Schrift bezogen, bedeutete für Bonhoeffer gleichzeitig auch eine politische Umkehr. Es ging ihm fortan darum, die Sache Jesu Christi im politischen Raum zur Geltung zu bringen. “Der christliche Pazifismus, den ich noch kurz vorher ... leidenschaftlich bekämpft hatte, ging mir auf einmal als Selbstverständlichkeit auf. Und so ging es weiter, Schritt für Schritt.”15
Der junge theologische Denker wurde zu einem radikalen Christen, weil ihm
durch Jesus von Nazareth das jüdische Verständnis von “Tora”
als Gottes gute, gnädige Weisung aufgeschlossen wurde. Die Worte des Bergpredigers,
der ein Jude war, wollen getan werden.16 Im ersten großen Teil seines
Buches “Nachfolge” hat er das ausführlich dargelegt.
3. Bonhoeffers Kampf um Wächteramt und Bekenntnis
der evangelischen Kirche 1933
“Es muß endlich mit der theologisch begründeten Zurückhaltung
gegenüber dem Tun des Staates gebrochen werden - es ist ja alles nur Angst!
‘Tu deinen Mund auf für die Stummen’, Sprüche 31,8 - wer
weiß denn das heute noch in der Kirche, daß dies die mindeste Forderung
der Bibel in solchen Zeiten ist?”17
Widerstand
und Ergebung Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft von Dietrich Bonhoeffer EUR 12,95 |
Gleich zu Beginn des Hitlerreiches setzte die Verfolgung der deutschen Juden
ein. Die NSDAP mit ihren Unterorganisationen inszenierte als Volksbewegung”
einen reichsweiten Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933. Am
7. April 1933 wurde das “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums”
beschlossen, aufgrund dessen Tausende von “nichtarischen” Hochschullehrern,
Juristen, Verwaltungsbeamten und andere
Berufsverbot erhielten. Wie sollte sich die evangelische Kirche dazu verhalten?
Weithin war man mit dem Handeln von NSDAP und neuem Staat einverstanden, wenn
man auch brutale Ausschreitungen ablehnte.18 Die
evangelische Christen in Deutschland waren weithin antisemitisch eingestellt.
Bei ihnen fand die NS-Propaganda großen Widerhall. Die deutschen Theologen
waren in ihrer Lehre weithin antijudaistisch geprägt, dazu kam, daß
die Theologie im Banne einer neulutherischen Zwei-Reiche-Lehre stand und dem
Staat gegenüber ihr Wächteramt nicht wahrnahm, sondern ihn im Gegenteil
als gottgegebene, gute Obrigkeit ansah, die keinerlei kritische Distanz verdiente.
Am 14. April 1933 schrieb Dietrich Bonhoeffer an Pfarrer Erwin Sutz in die Schweiz:
“Die Judenfrage macht der Kirche sehr zu schaffen, und hier haben die
verständigsten Leute ihren Kopf und ihre Bibel gänzlich verloren.
... Das ich heute nicht mehr über die hiesigen Verhältnisse schreibe,
liegt daran, daß, wie Sie wissen, das Briefgeheimnis zur Zeit nicht gilt.”19
a) Bonhoeffers Vortrag: “Die Kirche vor der Judenfrage”
Anfang April referierte Bonhoeffer vor Berliner Pfarrern über “Die
Kirche vor der Judenfrage”.20 Sein Referat
wurde in einer erweiterten Form - abgeschlossen am 15. April - im Juni 1933
im Monatsblatt “Der Vormarsch” veröffentlicht. Bonhoeffers
Aussagen sind in diesen Jahren ohne Parallele. Keiner der Theologen, die später
Kurs und Kampf der Bekennenden Kirche bestimmten, war fähig oder willens,
solche theologischen Gedanken auch nur zu denken, geschweige denn zu äußern.
Zu Beginn nennt Bonhoeffer es eine “beispiellose Tatsache, daß der
Jude unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit allein um seiner
Rassenzugehörigkeit vom Staat unter Sonderrecht gestellt” wird.21
Die Rassenzugehörigkeit ist für ihn kein Kriterium dafür, das
Grundrecht auf Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz für eine
Personengruppe aufzuheben. Wer hat sonst gewagt, dieses damals in Deutschland
öffentlich zu vertreten? Weil der Hitlerstaat für Bonhoeffer eine
kritisierbare Erhaltungsordnung Gottes darstellt, hat die Kirche die Pflicht,
den Staat von Gottes Gebot her auf seine Verantwortung für die Folgen einer
ungerechten Gesetzgebung hinzuweisen. Implizit kritisiert Bonhoeffer damit,
daß der deutsche Staat sich in der Judenfrage das Gesetz des Handelns
von der NSDAP vorschreiben läßt, daß zum Beispiel die Partei
einen ungesetzlichen Judenboykott durchführt, ohne daß die staatlichen
Behörden einschreiten, daß die Partei auf die staatliche Gesetzgebung
und die Justiz Druck ausübt.22
Bonhoeffer warnt die Kirche, sich in ihren grundsätzlichen Überlegungen und in ihrem praktischen Verhalten sowohl von den konkreten Juden wie von Israel als Gottesvolk abzuwenden. Die Kirche müsse die Erkenntnis bewahren, “daß kein Staat der Welt mit diesem rätselhaften Volk fertigwerden kann, weil Gott noch nicht mit ihm fertig sei. Jeder neue Versuch, die ‘Judenfrage’ zu lösen, scheitert an der heilsgeschichtlichen Bedeutung dieses Volkes.”
In seinem Vortrag erörtert Bonhoeffer drei von seiner Kirche in dieser
Situation geforderte Verhaltensweisen: Erstens müsse sie den Staat auf
die Folgen seines Handelns deutlich hinweisen, weil ein Teil der Bevölkerung
ein Zuwenig an Recht erfährt. Für Bonhoeffer ist mit der staatlichen
Vorgehensweise gegen die Juden für die Kirche der - so wörtlich! -
“status confessionis” gegeben. Er erwartet, daß seine Kirche
ihr Wächteramt dem NS-Staat gegenüber
wahrnimmt und, indem sie sich in politische Zusammenhänge einmischt, ihrem
Bekenntnis treu bleibt! Front zu machen gegen Inhumanität hat für
Bonhoeffer also nicht nur ethische, sondern fundamental theologische Qualität.
Zweitens sei die Kirche allen Opfern staatlicher Willkür zur Hilfeleistung
verpflichtet, nicht nur den eigenen Mitgliedern. Bonhoeffer fordert christliche
Solidarität mit den verfolgten Juden allgemein, nicht nur mit den Judenchristen.
Drittens müsse die Kirche durch Widerstandshandlungen “dem Rad in
die Speichen fallen” und nicht nur “die Opfer unter dem Rad verbinden”.
Der Entschluß dazu müsse auf einem “evangelisches Konzil”
gefaßt werden. Damals dachte Bonhoeffer noch nicht an gewaltsamen Widerstand,
sondern an vollmächtigen Protest - also den Widerstand mit dem Wort durch
eine repräsentative christliche Versammlung,
eine Synode oder ein Konzil.
“Es muß endlich mit der theologisch begründeten Zurückhaltung gegenüber dem Tun des Staates gebrochen werden - es ist ja alles nur Angst!”. In diesem Sinne trat Bonhoeffer dafür ein, daß die evangelische Kirche aufgrund ihrer Verkündigung und ihres Bekenntnisses einen eigenen, politischen Stand gegenüber der staatlichen Judenpolitik einnnehmen sollte. Was hätte es für den Fortgang der deutschen Geschichte bedeutet, wenn er dafür eine Mehrheit gefunden hätte? Stattdessen bewirkten seine Ausführungen, daß einige seiner Kollegen, so der praktische Theologe Leonhardt Fendt, sich darüber empörten und die Arbeitsgemeinschaft verließen. Schon die Aussicht auf einen status confessionis schuf Trennungen, auch unter denen, die sich später zur bekennenden Kirche hielten.23
b) Bonhoeffer und das “Betheler Bekenntnis”
Freiheit
zum Leben. Dietrich Bonhoeffer für Jugendliche. von Manfred Weber EUR 7,50 |
Gleich nach der Machtübernahme Hitlers versuchte die Kirchenpartei der
“Deutschen Christen”, die einzelnen evangelischen Landeskirchen
mit dem Dritten Reich gleichzuschalten. Entsprechend dem staatlichen “Gesetz
zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” wollte sie in der Kirche
einen “Arierparagraphen” einführen. Nichtarische Amtsträger
und Kirchenbeamten sollten aufgrund dessen aus dem Amt entfernt werden. Im Kampf
um die Einführung des “Arierparagraphen” ging es um die Kirchenpolitik
im NS-Staat - wieweit sollten staatliche Gesetze oder Vorschriften von der Kirche
übernommen werden? - aber vor allem um die Geltung biblischer und reformatorischer
Kriterien in der Kirche. Die “Deutschen Christen” vertraten eine
der NS-Ideologie weitgehend angepaßte Theologie (die Erwählung Deutschlands
als Volk Gottes, die besondere Sendung Hitlers durch Gott, den Glauben an einen
“deutschen” heldenhaften Christus, die Herabstufung beziehungsweise
Ablehnung des Alten Testaments, die Überzeugung, das Judentum stehe auf
ewig unter Gottes Strafe). Um die “Deutschen Christen” mit theologischen
Gründen in die Schranken zu weisen, entstanden in den Jahren
1933 und 1934 vielerorts theologische Erklärungen. 1933 arbeitete eine
kleine Theologengruppe aus ganz Deutschland in Bethel an einer Erklärung.
Man strebte an, alle Oppositionskräfte in der Deutschen Evangelischen Kirche
sollten sich nach einem internen Diskussionsprozeß dieses Grundlagenpapier
zu eigen machen. In dem “Betheler Bekenntnis” wurden sowohl christliche
Glaubenswahrheiten bekannt, als auch Irrlehren der “Deutschen Christen”
konkret benannt und verworfen. Bonhoeffer war im August 1933 maßgeblich
an der Formulierung des Vorentwurfes und der sogenannten “Ersten Fassung”
beteiligt.24 Da er nicht mit den Abschwächungen
und Streichungen in einer weiteren Fassung einverstanden war, die durch namhafte
deutsche Theologen, zum Beispiel von Adolf Schlatter, vorgenommen wurden, verweigerte
er unter Protest seine weitere Mitarbeit. Es waren vor allem zwei für Bonhoeffer
entscheidend wichtige Abschnitte, die gestrichen wurden. Der eine hatte eine
Kritik an der Judenpolitik im NSStaat enthalten: “Von dem modernen Begriff
der Rasse reden allerdings weder die Bibel noch die Bekenntnisschriften ...
Damit im
Zusammenhang steht im Alten Testament die Stellung, die ‘der Fremdling,
der in deinen Toren ist’, erhält. Er ist, ob willkommen oder nicht,
einfach da. Der Hinweis auf den Schöpfer-Gott, der das ganze Menschengeschlecht
gemacht hat, ist Hinweis auf die Menschheit jenseits der Völker. Von ihm
gilt: ‘Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und sollst
ihn liebhaben wie dich selbst ... denn ich bin der Herr.’ (3 Mose 19,34)”25
Bei dem anderen Abschnitt handelt es sich um einen längeren Passus in
dem Kapitel “Die Kirche und die Juden”. Wilhelm Vischer, der Alttestamentler
an der Betheler Kirchlichen Hochschule, hatte ihn formuliert und Bonhoeffer
hatte ihn voll bejaht.26 Darin wird die bleibende
heilsgeschichtliche Bedeutung Israels bekannt: “... Gott preist seine
Treue dadurch überschwenglich, daß er Israel nach dem Fleisch, aus
welchem Christus nach dem Fleisch geboren ist, trotz aller Untreue auch nach
der Kreuzigung des Christus noch die Treue hält. Er will die Erlösung
der Welt, die er mit dem Herausruf Israels angefangen hat, mit den Juden auch
vollenden (Römer 9-1 1). Darum bewahrt er von Israel nach dem Fleisch einen
heiligen Rest, der weder durch Emanzipation und Assimilation in einer anderen
Nation aufgehen, noch durch zionistische oder ähnliche Bestrebungen eine
Nation unter anderen werden, noch durch pharaonische Maßnahmen ausgerottet
werden kann. Dieser heilige Rest trägt den character indelebilis des auserwählten
Volkes. ... Die Gemeinschaft der zur Kirche Gehörigen wird nicht durch
das Blut und also auch nicht durch die Rasse, sondern durch den heiligen Geist
und die Taufe bestimmt. Wir verwerfen jeden Versuch, die geschichtliche Sendung
irgendeines Volkes mit dem heilsgeschichtlichen Auftrag Israels zu vergleichen
oder zu verwechseln. ... Wir verwerfen jeden Versuch, das Wunder der besonderen
Treue Gottes gegenüber Israel nach dem Fleisch als einen Beweis für
die religiöse Bedeutung des jüdischen oder eines anderen Volkstums
zu mißbrauchen. ... Wir wenden uns gegen das Unternehmen, die deutsche
evangelische Kirche durch den Versuch, sie umzuwandeln in eine Reichskirche
der Christen arischer Rasse, ihrer Verheißung zu berauben. Denn damit
würde ein Rassegesetz vor dem Eingang zur Kirche aufgerichtet ... Wir lehnen
die Bildung
judenchristlicher Gemeinden ab, denn die falsche Voraussetzung dafür ist,
daß das Besondere der Judenchristen auf der gleichen Ebene liegt wie z.
B. die geschichtlich bedingte Besonderheit der französischen Refugiantengemeinden
in Deutschland oder daß die Christen aus dem Judentum ein ihrer Art gemäßes
Christentum entwickeln müßten. Das esondere des Judenchristen ist
nicht in seiner Rasse oder Art oder Geschichte begründet, sondern allein
in der besonderen Treue Gottes gegenüber Israel nach dem Fleisch. Dadurch,
daß der Judenchrist gerade nicht in irgendeiner gesetzlichen Weise besonders
gestellt wird in der Kirche, ist er in ihr ein lebendiges Denkmal der Treue
Gottes und ein Zeichen dafür, daß der Zaun zwischen Juden und Heiden
niedergelegt ist und der Christusglaube nicht in der Richtung auf eine Nationalreligion
oder auf ein artgemäßes Christentum verfälscht werden darf.
Die aus der Heidenwelt stammenden Christen müssen eher sich selbst der
Verfolgung aussetzen als die durch Wort und Sakrament gestiftete kirchliche
Bruderschaft mit dem Judenchristen freiwillig oder gezwungen auch nur in einer
einzigen Beziehung preiszugeben.”27
Die später veröffentlichte Überarbeitung wurde nicht nur kirchenpolitisch vorsichtiger formuliert. Vor allem wurde in dem Kapitel “Die Kirche und die Juden” die bleibende heilsgeschichtliche Bedeutung Israels aufgegeben. Im Sinne der damals vorherrschenden antijudaistischen, die christliche Kirche zum wahren Israel erklärenden Theologie wurde wieder gesagt: “Durch seine Taufe geht der Jude in das eigentliche Israel ein. Indem er Jesus von Nazareth als seinen Messias erkennt ... , scheidet er sich von seinem ungläubigen Volk”.28
Das konnte und wollte Bonhoeffer nicht mittragen. Man warf ihm wegen seiner Weigerung, an der weiteren Redaktion mitzuwirken, “ungestüme Unbesonnenheit” vor. Aber was wäre geschehen, wenn sich schon zu der Zeit eine Mehrheit von besonnenen deutschen Theologen mit Vischer und Bonhoeffer zur bleibenden Erwählung Israels bekannt hätten?
c) Bonhoeffers Kampf gegen den Arierparagraphen
Bonhoeffer war, zusammen mit seinem Freund Franz Hildebrandt, im Kampf gegen
die Einführung des Arierparagraphen in der evangelischen Kirche an vorderster
Front engagiert. In einer Unterredung dieser beiden am 6. September 1933 im
Dahlemer Pfarrhaus Niemöllers entstand eine Erklärung, die den Arierparagraphen
im kirchlichen Beamtenrecht als unvereinbar mit dem Bekenntnis zurückwies:
“Nach dem Bekenntnis unserer Kirche ist das kirchliche Lehramt lediglich
an die ordnungsmäßige Berufung gebunden. Durch den ‘Arierparagraphen’
des neuen kirchlichen Beamtengesetzes wird ein Recht geschaffen, das zu diesem
grundlegenden Bekenntnis im Widerspruch steht. Damit ist ein Zustand, der
nach dem Bekenntnis als Unrecht gelten muß, als kirchliches Recht proklamiert
und das Bekenntnis verletzt. .... Wer einem solchenBruchdesBekenntnissesseineZustimmunggibt,schließt
sich damit selbst aus der Gemeinschaft der Kirche aus. Wir fordern deshalb,
daß dies Gesetz, das die evangelische Kirche der altpreußischen
Union von der christlichen Kirche trennt, unverzüglich aufgehoben wird.”29
Der Kampf um den Arierparagraphen brachte Bonhoeffers Urteil nach die Kirche in den status confessionis. Hier wurden die Fundamente der Kirche zerstört, dagegen mußte man sich kompromißlos wehren. Wenn es nach ihm gegangen wäre, so hätte es in dieser Situation zu einer Kirchentrennung kommen müssen. Die Irrlehrer der Deutschen Christen hatten den Boden des gemeinsamen christlichen Bekenntnisses: “Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe”, die Juden wie Heiden zu Gliedern am Leibe Christi macht, verlassen. In die Diskussionen über den Arierparagraphen (vor der Generalsynode der altpreußischen Union) griff Bonhoeffer im September 1933 mit einem Flugblatt ein.30 Es wurde bestimmend für die Meinungsbildung der Gruppe “Evangelium und Kirche”: “Die D. C. sagen: Das deutsche Kirchenvolk kann die Gemeinschaft mit den Juden, die ihm politisch soviel Schaden getan haben, nicht mehr ertragen. Wir antworten: Gerade hier muß dann in aller Deutlichkeit gesagt werden, daß hier der Ort ist, an dem es sich bewährt, ob man weiß, was Kirche ist. Hier, wo der mir unsympathische Juden-Christ neben mir als Glaubender sitzt, hier gerade ist Kirche. Wird das nicht begriffen, dann sollen die, die das nicht ertragen zu können glauben, sich selbst zu einer eigenen Kirche zusammenschließen, aber nie und nimmer können sie die anderen ausschließen. Die Kontinuität der Kirche liegt bei der Kirche, in der die Juden-Christen bleiben. Zusammengefaßt: Kirche ist die Gemeinde der Berufenen, in der das Evangelium recht gepredigt und die Sakramente recht verwaltet werden, die kein Gesetz für die Zugehörigkeit zu ihr aufrichtet. Darum ist der Arierparagraph eine Irrlehre von der Kirche und zerstört ihre Substanz. Darum gibt es einer Kirche gegenüber, die den Arierparagraphen in dieser radikalen Form durchführt, nur noch einen Dienst der Wahrheit, nämlich den Austritt. Dies ist der letzte Akt der Solidarität mit meiner Kirche, der ich nie anders als allein mit der ganzen Wahrheit und allen ihren Konsequenzen dienen kann.” 31
Alle bekenntnistreuen Christen müssen, proklamiert Bonhoeffer, aus einer
Kirche austreten, wenn die Judenchristen aus ihr ausgeschlossen werden; alle
Geistlichen müssen ihr Pfarramt niederlegen, wenn judenchristliche Brüder
das Pfarramt verlieren! Bonhoeffer plädierte für radikale Entscheidungen:
“Die D. C. sagen: Das staatliche Beamtengesetz sei auf die Kirchenbeamten
anzuwenden, sonst setze sich die Kirche in Widerspruch zum Willen des Staates.
Wir antworten: Eben hieran enthüllt sich der gänzlich politische Charakter
der gesamten deutschchristlichen Argumentation im Arier-Paragraphen. Sie kann
uns im Zusammenhang mit dem politischen Geschehen nur als kirchliche Nachahmung
des staatlichen Handelns erscheinen. Demgegenüber liegt der wahre Dienst
und die Loyalität der Kirche gegenüber dem Staat niemals in blinder
Nachahmung seiner Methoden, sondern allein in der Freiheit der eigenen Verkündigung
und der Entfaltung der eigentümlichen kirchlichen Gestalt. Zusammengefaßt:
Die Forderung der D. C. zerstört das Wesen des Pfarramts, indem sie Glieder
der Gemeinde zu Brüdern minderen Rechts, Christen zweiter Klasse macht.
Die anderen, die von dieser Forderung unbetroffen, also privilegiert bleiben,
werden sich selbst lieber den Brüdern minderen Rechts zur Seite stellen
wollen als in der Kirche von Privilegien Gebrauch machen. Sie werden daher ihren
einzigen Dienst, den sie ihrer Kirche in Wahrheit noch tun können, darin
sehen müssen, daß sie das Pfarramt, das zu einem Privileg geworden
ist, niederlegen.” 32
Der Nationalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche, die Ende September in Wittenberg tagte, wurde von der Gruppe um Martin Niemöller eine Erklärung im Namen von 2000 Pfarrern übersandt. Bonhoeffers Name stand als erster darunter. Der Text wurde auch an die Synodalen als Flugblatt verteilt. Weil das Thema “Arierparagraph” nicht auf der Synode verhandelt wurde, hefteten Bonhoeffer und Hildebrandt es vor dem Tagungsgebäude an Bäume und Telegraphenmasten und verteilten es an die Gäste der Synode und Passanten.33
Auf Initiative von Martin Niemöller, Dietrich Bonhoeffer und anderer Berliner Pfarrer entstand in diesen Tagen die Solidaritätsbewegung des “Pfarrernotbundes”. Ihm gehörten bald mehrere tausend evangelischer Pfarrer aus ganz Deutschland an. Seine Mitglieder unterschrieben eine Verpflichtung, in der es heißt:
1. Ich verpflichte mich, mein Amt als Diener des Wortes auszurichten allein
in der Bindung an die Heilige Schrift und an die Bekenntnisse der Reformation
als die rechte Auslegung der Heiligen Schrift.
2. Ich verpflichte mich, gegen alle Verletzung solchen Bekenntnisstandes mit
rückhaltlosem Einsatz zu protestieren.
3. Ich weiß mich nach bestem Vermögen mit verantwortlich für
die, die um solchen Bekenntnisstandes willen verfolgt werden.
4. In solcher Verpflichtung bezeuge ich, daß eine Verletzung des BekenntnisstandesmitderAnwendungdesArier-Paragraphen
im Raum der Kirche Christi geschaffen ist.” 34
Der Pfarrernotbund hatte einen Hilfsfond, in den die Mitglieder einen Teil
ihres Pfarrergehaltes einzahlten zur Unterstützung derjenigen, die der
Staat aus dem Amt entfernte. Er half damit judenchristlichen Pfarrern, aber
auch anderen, die im Verlauf der Auseinandersetzungen von den deutschchristlichen
Kirchenbehörden gemaßregelt wurden. Der Kirchenkampf, der jetzt begann,
hatte als Auslöser die Auseinandersetzungen um den Arierparagraphen. Die
meisten, die sich zur Bekennenden Kirche zählten, verstanden ihn als einen
Kampf um das rechte Bekenntnis, als Abwehr von Eingriffen des Staates in die
Kirche und als Protest gegen die Vermischung einer bestimmten “neuheidnischen”
Ideologie mit der Verkündigung des Evangeliums. Angesichts der Judenpolitik
des Dritten Reiches erwies sich die theologische Reflexion des Fragenkreises
“Israel und die Kirche” innerhalb der Bekennenden Kirche als völlig
unzureichend. So enthält die Ende Mai 1934 in Wuppertal-Barmen beschlossene
berühmte Barmer Theologische Erklärung kein Wort darüber. Karl
Barth, einer der Verfasser, hat das später als großes Versagen bezeichnet.
Bonhoeffer war einer der wenigen, die zu der Zeit dafür sensibilisiert
waren, was sich mit der Erkenntnis: “Jesus von Nazareth, das Zentrum unseres
christlichen Glaubens, ist ein Jude” an theologischen und ethischen Konsequenzen
verbindet. Diese Konsequenzen wurden im Dritten Reich akut, als Israel zum Weltfeind
Nummer eins erklärt und die Juden im Machtbereich Deutschlands staatlicher
Verfolgung und gesellschaftlicher Ächtung ausgesetzt wurden. Bonhoeffer
war einer der ersten, die erkannten, daß es nun um das Bekenntnis zur
bleibenden Erwählung Israels durch Gott und zugleich um den Kampf für
die Menschenwürde und das Leben aller Juden, nicht nur der judenchristlichen
Gemeindemitglieder, ging. Für ihn war ganz klar der status confessionis
gegeben. Er mißbilligte daher, daß die Bekennende Kirche, statt
für die bedrohten Juden und andere vom deutschen Staat rechtlos Gemachten
und Verfolgten einzutreten, sich nur um die Existenz ihrer eigenen Kirche sorgte.
Der Arierparagraph wurde in den Landeskirchen der Deutschen Evangelischen
Kirche - wenn auch unter zeitweiliger Unterbrechung und punktuellen Ausnahmen
- in Kraft gesetzt. Die Deutschen Christen verloren aufgrund eigener grober
taktischer und strategischer Fehler (zum Beispiel durch die berüchtigte
“Sportpalastkundgebung” im November 1933) viele Mitglieder und Sympathisanten.
Aber sie behielten weiterhin die meisten kirchlichen Leitungsgremien unter Kontrolle.
Deshalb diskutierte Bonhoeffer mit dem lutherischen Theologen Hermann Sasse
und mit dem reformierten Karl Barth
brieflich die Möglichkeit der Gründung einer Freikirche ohne die Deutschen
Christen. Er strebte radikale Lösungen an. Aber die beiden Befragten wiegelten
ab - der Zeitpunkt dafür sei verfrüht.
4. Konkrete Solidarität mit den Verfolgten
“I feel strongly the necessity of that spiritual help for our refugees.
When I was a pastor in London I spent most of my time with these people and
I felt it was a great privilege to do so.” 35
Weil Dietrich Bonhoeffer sich unter seinen Amtsbrüdern mehr und mehr als
Außenseiter empfand, verwarf er die Möglichkeit der Übernahme
einer Pfarrstelle in einer Berliner Kirchengemeinde und wurde von Oktober 1933
bis April 1935 Pfarrer von zwei der sechs Londoner deutschen Kirchengemeinden,
St. Paul und St. Georg. Dort begegnete er dem Elend deutscher, vor allem “nichtarischer”
Emigranten und setzte einen großen Teil seiner Arbeitskraft dafür
ein, ihnen seelsorgerlich und materiell, durch Beschaffung von Geld und Wohnungen,
durch Gründung eines Hilfsfonds und ökumenischer Hilfsorganisationen
zu helfen. Aus der Ferne nahm er weiterhin engagiert am Kirchenkampf teil. Er
wurde aus der Heimat ständig über die neuste Entwicklung informiert
und reiste häufig nach Berlin. Vor allem auf sein Betreiben lösten
sich die deutschen Kirchengemeinden in Großbritannien vom Kurs der Deutschen
Evangelischen Kirche unter Reichsbischof Ludwig Müller.
Bonhoeffer benutzte seit der Machtübernahme Hitlers seine vielfältigen
ökumenischen Kontakte intensiv, um vom Ausland her öffentliche Proteste
und Druck gegen die Judenpolitik des Staates und den antisemitischen Rassismus
in der Kirche zu mobilisieren. Er hatte dazu als Jugendsekretär des “Weltbundes
für Freunschaftsarbeit der Kirchen” für Ost- und Südosteuropa,
als der er seit 1931 fungierte, gute Möglichkeiten. Auf der Tagung des
Weltbundes vom 15. bis 20. September 1933 in Sofia informierte Bonhoeffer in
Hintergrundgesprächen über die Situation der Juden in Deutschland
allgemein und speziell über den Kampf gegen den Arierparagraphen in der
Kirche. Das Ergebnis war eine Resolution gegen Rassismus und Antisemitismus,
besonders in Hinblick auf das Deutsche Reich. Ausgehend von der allgemeinen
Verurteilung des Rassismus als großer Gefahr für den Frieden und
die Sache der Menschheit bekannte sich diese ökumenische Versammlung zu
der grundsätzlichen Überwindung der Rassenunterschiede durch das Evangelium.
Explizit angesprochen wurde die Situation in Deutschland:
“Im Gefühl der Bruderschaft sind wir ... tief berührt durch die Behandlung, die Menschen jüdischer Abstammung und Verbindung in Deutschland erlitten haben. Wir beklagen insbesondere die Tatsache, daß die staatlichen Maßnahmen gegen die Juden in Deutschland eine solche Wirkung auf die öffentliche Meinung gehabt haben, daß in manchen Kreisen die jüdische Rasse als eine Rasse minderen Wertes angesehen wird. Wir protestieren gegen den Beschluß der preußischen Generalsynode und anderer Synoden, die den Arierparagraphen des Staates auf die Kirche übertragen. ... Wir halten das für eine Verleugnung der Lehre und des Evangeliums von Jesus Christus.” 36
Diese Aussagen zeigen, daß Bonhoeffer sich auch hier keineswegs nur für diskriminierte Judenchristen und die kirchliche Diskussion des Arierparagraphen engagierte, sondern für verfolgte Juden allgemein eintrat und auch die staatlichen antisemitischen Maßnahmen angriff.37
Diese Resolution zeigte im deutschen Außenministerium Wirkung. Man befürchtete eine Verschlechterung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zum Ausland. Infolgedessen wurde Druck auf Reichsbischof Müller ausgeübt, die Durchführung des Arierparagraphen vorläufig auszusetzen.
In den Folgejahren bis in die Jahre seiner Tätigkeit als Mitarbeiter der Abwehr setzte Bonhoeffer diese Solidaritäts- und Lobbyarbeit durch Information wichtiger Personen in der Ökumene fort. Er ebnete durch seine ökumenischen Beziehungen verfolgten Juden den Weg ins rettende Ausland, solange das möglich war. Um ihn selbst in Sicherheit zu bringen, der bei Kriegsausbruch als möglicher Kriegsdienstverweigerer in Gefahr geriet, bot man ihm in den USA ein Flüchtlingspfarramt an, das mit einem Lehrauftrag verbunden werden sollte. Er lehnte das am Ende zur großen Enttäuschung seiner amerikanischen Freunde ab, auch weil er der Ansicht war, er dürfe einem nichtarischem Theologen nicht den Platz wegnehmen.
5. Bonhoeffers theologische Akzente zur Israelfrage
1935 - 1940
“Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.”
1935 begann der radikale Flügel der Bekennende Kirche, in der von den Deutschen
Christen weitgehend beherrschten Kirche der altpreußischen Union Parallelstrukturen
aufzubauen. Man berief Bonhoeffer zum Leiter eines der fünf schon bald
illegalen Predigerseminare. Bereits in der Anfangsphase dieser Tätigkeit
soll Bonhoeffer gesagt haben: “Nur wer für die Juden schreit, darf
auch gregorianisch singen.” Der Satz ist nur mündlich überliefert.
Nach Eberhard Bethges Erinnerung38 fiel er in der Zeit, als durch Erlaß
der Nürnberger Gesetze 1935 den Juden die deutsche Staatsbürgerschaft
aberkannt wurde, Ehen zwischen Ariern und Nichtariern verboten und Juden aus
allen Gebieten des öffentlichen Lebens und durch Zwangsarisierungen von
Betrieben und Liegenschaften auf wirtschaftlichem Gebiet ausgeschaltet wurden.
Die Vikare und Bonhoeffer hatten für sich die Schönheit gregorianischer
Liturgien entdeckt und praktizierten sie eifrig. Aber das Bibelwort aus den
Sprüchen Salomos “Tu deinen Mund auf für die Stummen”
(31,8) galt für Bonhoeffer nun um so dringlicher. Kurz vor der Verkündung
der Nürnberger Rassegesetze am 15. September 1935 notierte einer der Vikare
in einer Vorlesung Bonhoeffers: “Der Dienst der Kirche hat an denen zu
geschehen, die Gewalt und Unrecht leiden. Das Alte Testament fordert noch vom
Staat Gerechtigkeit, das Neue Testament tut es nicht mehr. Ohne nach Recht oder
Unrecht zu fragen, nimmt sich die Kirche der Leidenden, aller Verlassenen an
aus allen Parteien und Ständen. ’Tu deinen Mund auf für die
Stummen’ (Sprüche 31,8). Hier wird wahrscheinlich die Entscheidung
fallen, ob wir noch Kirche des gegenwärtigen Christus sind. Judenfrage.”39
(In dem 1996 erschienenen Band 14 der “Dietrich Bonhoeffer Werke, Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935 - 1937” fehlt in Bethges Mitschrift allerdings das Wort “Judenfrage”! - In der Erinnerung von Bonhoeffers Vikaren ging es Bonhoeffer aber, wenn er Sprüche 31,8 zitierte, immer voranging um Solidarität mit den verfolgten Juden.) Bonhoeffer hatte keine Kanzel, kein öffentliches Amt, sondern war Lehrer der Theologie. Sein Eintreten für die verfolgten Juden geschah im Rahmen seiner theologischen Lehre. Immer wieder betonte er gleich im ersten Vikarskurs in Vorträgen und Übungen die bleibende Verbindung zwischen Israel und der christlichen Kirche. Damit war er in der damaligen deutschen Theologie ein Außenseiter. So erarbeitete Bonhoeffer mit den Vikaren Römer 9 - 11, einen Bibelabschnitt, den man damals im Protestantismus kaum beachtete, unter der aktuellen Thematik “Judenproblem”. Und er legte intensiv alttestamentliche Texte aus.
a) Anstoß Deutscher Christen an Bonhoeffers Bibelarbeit
über den König David
Die “Junge Kirche”, die Zeitschrift der Bekennenden Kirche, veröffentlichte
1936 Bonhoeffers Bibelarbeit über den König David aus dem ersten Kursus
1935. Es ist eine lange Bibelauslegung, die einerseits sehr um das wörtliche
Verständnis des Textes bemüht ist, andererseits sich einer hermeneutischen
Methode verpflichtet zeigt, die in der Gestalt Davids die Vorabbildung Jesu,
des Messias aus Davids Stamm, sichtbar machen will. Doch darüber hinaus
betont Bonhoeffer die Verbindung zwischen der Kirche und Israel, dem Volk Gottes,
das Träger der Verheißung ist und bleibt: “Das Volk Israel
wird das Volk Gottes bleiben in Ewigkeit, das einzige Volk, das nicht vergehen
wird, denn Gott ist sein Herr geworden. Gott hat in ihm Wohnung genommen und
sein Haus gebaut. Die Kirche, das wahre Israel ist verheißen. Wie sollte
David das Bekenntnis seiner Demut und des Dankes [anders] enden als mit der
Bitte, Gott wolle sein Wort bekräftigen in Ewigkeit - Er wolle tun, wie
Er geredet hat. Er wolle seinem Volk, seiner Kirche treu bleiben.”40
Gerade diese Sätze wurden von Gegnern der Bekennenden Kirche als aktuelles
Bekenntnis zu den im Dritten Reich geschmähten und verfolgten Juden verstanden.
In einer in Stuttgart erscheinenden Zeitung namens „Durchbruch“
konnte man am 26. 3. 1936 unter der Überschrift „Das Lob Judas im
Dritten Reich“ folgende Kritik des Journalisten Friedrich Imholz lesen:
„Die junge Kirche (Bekenntnisfront) Heft 4, 15. Februar 1936, bringt einen
längeren Artikel, dessen Überschrift lautet: König David. ...
Drei Stunden Bibelarbeit, gehalten mit der Bruderschaft pommerscher Vikare.
... Unser Papier ist uns zu lieb, das widerwärtige Geseire um den König
David, dessen Handlungsweise übrigens zweifellos gegen das Sittlichkeits-
und Moralgefühl der germanischen Rasse verstößt, hier abzudrucken.
Der Schlußabsatz aber ist mehr als bezeichnend: ‘Das Volk Israel
wird das Volk Gottes bleiben in Ewigkeit, das einzige Volk, das nicht vergehen
wird, denn Gott ist sein Herr geworden, Gott hat in ihm Wohnung genommen und
sein Haus gebaut. Die Kirche, das wahre Israel, ist verheißen. Wie sollte
David das Bekenntnis seiner Demut und des Dankes anders enden als mit der Bitte,
Gott wolle sein Wort bekräftigen in Ewigkeit, Er wolle tun, wie Er geredet
hat. Er wolle seinem Volke, seiner Kirche treu bleiben. Finkenwalde (Pommern)
Lic. Dietrich Bonhoeffer.’ .... Aus diesem Artikel ist wohl klar zu erkennen,
was dieser Bekenntnispfarrer Bonhoeffer vom Grundgedanken des nationalsozialistischen
Aufbruchs hält: nämlich vom Rassegedanken. Ob es nicht angebracht
ist, daß man sich mit der ‘Bibelarbeit’ einer solchen ‘Bruderschaft’
von Vikaren befaßt? Es gibt vieles, was harmlos zu nennen ist gegenüber
solchen Vertretern einer orientalischen Glaubenslehre, welche den Weltfeind
Juda noch im Jahre 1936 als ‘das ewige Volk, das wahre Adelsvolk, das
Gottesvolk’ hinzustellen sich erdreistet.“
Nach der Lektüre des Artikels schrieb Bonhoeffer am 8. 8. 1936 an Bethge:
„Ich kam aus dem Lachen kaum heraus ... ein wüstes D. C. Organ.“
41
b) Israel als “Kirche des Alten Testaments”
bleibt!
In einem Seminar über die Kirche zeigte er im Wintersemester1935/36 eindringlich,
die “Kirche des Alten Testaments” sei und bleibe mit der “Kirche
des Neuen Testaments” verbunden. Sein Vortrag wurde auch mit einem Rundbrief
an die ehemaligen Finkenwalder verschickt: “Sie (die Kirche) ist die geschichtliche
Realität des heiligen Geistes, die jeden Doketismus verbietet. Sie ist
das Ende und die Vollendung der Offenbarung Gottes in der Geschichte seines
Volkes. Sie hat einen Anfang in der Geschichte, wie auch das Kommen des Geistes
einen Anfang in der Geschichte hat, Pfingsten. Es st nicht falsch, von einer
Kirche des Alten Testaments zu reden. Kirche des Alten Testaments wie die Kirche
der Gemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern ist die Kirche der Verheißung,
weil der Geist noch nicht da war. Ist wahrhaft Kirche. Kirche des Neuen Testaments
lebt in der Freude der Erfüllung, die nur noch auf die Wiederkunft Christi
wartet. Die Kirche des Alten Testaments wartet auf das Kommen der Verheißung.
Beide Kirchen sind darin eins: Es ist ein und dieselbe Kirche, ein Gott, der
sie gerufen hat, ein Glaube an das eine Wort. Darum ist die “alte Kirche”
Kirche des Geistes, aber in der Verheißung, nicht in der Fülle des
in die Zeit eingegangenen Sohnes Gottes und des in die Gemeinde eingegangenen
Geistes. Die Kirche des Neuen Testaments ist die Kirche des gekommenen Geistes.”
42
Aus Sicht der gegenwärtigen Bemühungen um eine neue christliche Sicht Israels als bleibend erwähltes Gottesvolk enthalten Bonhoeffers Ausführungen noch die alte christliche Sicht, nach der die Gründung der christlichen Kirche durch die Ausgießung des Heiligen Geistes “Vollendung der Offenbarung Gottes in der Geschichte seines Volkes” sei. Aber aus der Sicht damaliger protestantischer Theologie jedoch wird Israel aufgewertet. Für Bonhoeffers Verständnis besitzt Israel dieselbe Würde wie die Christenheit, glaubt an denselben Gott, hat den Glauben an dasselbe Wort und dieselbe Verheißung. In diesem Sinne ehrt Bonhoeffer Israel als bleibende Kirche Gottes. “Der Gott des Alten Testamentes ist der Vater Jesu Christi. Der in Christus erscheinende Gott ist der Gott des Alten Testamentes. Es ist der dreieinige Gott.” sagt Bonhoeffer ebenfalls in diesen Jahren.
c) Das Heil kommt von den Juden.
Im vierter Kurs 1936/37 erarbeitete Bonhoeffer mit den Vikaren einen Predigtentwurf
über die messianische Weissagung Jesaja 11, 1-9. In seinen dafür vorbereiteten
Thesen heißt es:
“1. Christus wird kommen, weissagt der Prophet; Christus ist gekommen, [verkündigt] die Kirche. - Ist die Verheißung überholt? Der gekommene Christus ist derselbe, der einmal wiederkommen und sein Reich in Kraft aufrichten wird. Die Verheißung ist erfüllt, aber nicht vollendet sichtbar. Was für den Propheten eins war (das Kommen Christi), fällt für uns in den Anfang und das Ende der Endzeit auseinander. Jetzt glauben wir es im Kinde von Bethlehem; dann werden wir sehen, was der Prophet redet.
2. Das Heil kommt von den Juden, aus dem erniedrigten Haus. Juda ist die Wurzel, Jesus die Frucht; beide untrennbar eins, auch in der Ewigkeit. Den Juden gehört das Heil auch wieder zuletzt. Aus Verborgenheit und Niedrigkeit ruft Gott seinen Messias.
3. Auf diesem unansehnlichen Sproß ruht die Verheißung des Geistes, der ihn zum Christus macht. Dadurch wird er als Messias bestätigt. Durch diesen Geist wird Gottes Weisheit über ihm sein - so wird er [der] Welt eine Torheit sein; Gottes Ratschluß - so wird er [der] Welt ein Geheimnis sein; Gottes Stärke - so wird er der Welt ein Schwacher sein; Erkenntnis Gottes - so wird er Erkenntnis der Sünde und Barmherzigkeit haben; Furcht Gottes - so wird er der Welt, die dem Menschen Furcht machen will, zum Haß werden. ....” 43
Wer unter den damaligen protestantischen Theologen wagte, in dieser Weise zu
predigen oder seine Studenten zu lehren: “Das Heil kommt von den Juden,
aus dem erniedrigten Haus. Juda die Wurzel, Jesus die Frucht; beide untrennbar
eins, auch in der Ewigkeit. Den Juden gehört das Heil auch wieder zuletzt.
Aus Verborgenheit und Niedrigkeit ruft Gott seinen Messias”? Als Bonhoeffer
in dieser Zeit von Georg Eichholz gebeten wurde, für die Predigthilfe der
Bekennenden Kirche “Herr, tue meine Lippen auf” einige neustamentliche
Predigttexte auszulegen, sagt er zu. Aber er schreibt auch:
“Allerdings fände ich es unendlich viel nötiger, die alttestamentlichen
Lektionen zu behandeln als die Episteln.” Alttestamentliche Texte in der
christlichen Gemeinde zu vergegenwärtigen, hielt er für unabdingbar,
weil darin an die untrennbare Verbindung zwischen Israel und der Christenheit
erinnert wird.
1937 sagte er in einer Predigt über Psalm 58 in eindeutiger Solidarität
mit den im Nazireich Verfolgten: “Eine böse Zeit, wenn die Welt stumm
das Unrecht geschehen läßt. Wenn die Bedrückung der Armen und
Elenden laut zum Himmel schreit, und die Richter und Herren der Erde schweigen
dazu. ... Menschenkinder sind es, denen Unrecht geschieht. Muß denn das
in solchen Zeiten immer vergessen sein?” 44
d) Die “Brüder” außerhalb der Gemeinde
Nachfolge. von Dietrich Bonhoeffer EUR 19,95 |
Der Begriff des “Bruders”, sei nun der Jude oder der Judenchrist gemeint, wurde von Bonhoeffer wiederholt als Ausdruck der Solidarität mit den Verfolgten verwendet. Seit 1933 hatte er sich mehrfach mit Nachdruck dagegen verwahrt, judenchristliche Gemeindeglieder oder Pfarrer durch die Einführung des Arierparagraphen in der Kirche zu “Brüdern minderen Rechtes” abzustempeln. In Finkenwalde wurde die Solidaritätsforderung gegenüber den Juden als Brüder noch um eine theologische Dimension erweitert: Die Juden sind für uns nicht nur Brüder, weil sie Menschen sind wie wir, sondern weil Jesus Christus Mensch und damit unser aller Bruder geworden ist.
Der Theologe Bonhoeffer setzte in seinen Vorlesungen über die Bergpredigt die Beschränkung des Begriffes Bruder auf den “Volksgenossen” außer Kraft, die sich in der vorherrschenden, den Juden ausgrenzenden civil religion des Dritten Reiches unüberhörbar aussprach. Reichsbischof Ludwig Müller etwa hatte in seiner “Verdeutschung” der Bergpredigt “Deutsche Gottesworte” die Antithese: “Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt, du Nichtsnutz, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig.” (Matthäus 5, 22) folgendermaßen übertragen: “Wer aber aus solcher Gesinnung seinen Volksgenossen böswillig beschimpft und verfolgt, der macht sich erst recht schuldig.” 45
Die Seligpreisungen der Sanftmütigen und der Friedensstifter (Matthäus 5, 5 und 9) lauteten als Ludwig Müllers “Deutsche Gottesworte” so: “Wohl dem, der allezeit gute Kameradschaft hält. Er wird in der Welt zurechtkommen. Wohl denen, die mit ihren Volksgenossen Frieden halten; sie tun Gottes Willen.”46 Seine Vorlesungen In den verschiedenen Kursen über das Neue Testament veröffentlichte Bonhoeffer im Jahre 1937 unter dem Titel “Nachfolge”. Die “Nachfolge” wurde d a s Erbauungsbuch der Bekennenden Kirche. Auch in diesem Buch wird die “Judenfrage” behandelt in der Frage nach der Verantwortung für den Bruder. Bonhoeffer betont, wohl im Hinblick auf die nichtchristlichen Juden, “daß der Bruder ... nicht nur der Bruder in der Gemeinde ist.”47 Angesichts der nationalsozialistischen Ausschreitungen sprach er die Warnung aus: “Das Leben des Bruders ist dem Nachfolger Jesu zur Grenze gesetzt, die nicht durchbrochen werden darf.”48 Für Bonhoeffer ergab sich daraus als praktische Konsequenz für jeden Christen: Um der Menschwerdung des Sohnes Gottes willen ist der Gottesdienst vom Bruderdienst - das heißt: das Evangelium von der Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit - nicht mehr zu lösen. Die Akzeptanz der Juden als Geschwister dürfe sich nicht auf die Zulassung zu Predigt und Abendmahl, eventuell noch auf die Zulassung zu den Ämtern und Diensten beschränken, sondern müsse auf das gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben ausgedehnt werden.49
1938 diskutierte Bonhoeffer mit den Vikaren ein Memorandum aus der Schweiz,
das sich theologisch mit der Judenverfolgung in Deutschland befaßt.50
Darin werden christliche antijudaistische Vorbehalte und nationalsozialistische
Diffamierungen auf biblischer Grundlage zurückgewiesen. Die Argumentation
mündet ein in die Aussage: “Jesus hat sich nicht geschämt, unser
Bruder zu werden, indem er als Jude auf die Welt kam. ... Es hat Gott gefallen,
seine Sympathie mit den Menschen gerade an den Juden zu beweisen. Darum greift
der Judenhaß direkter als der Menschenhaß die Humanität an
der Wurzel an.” Nach mehreren Hinweisen auf die den Juden gegebene bleibende
Verheißung in Römer 9 - 11 geht der Text am Schluß auch noch
auf die Frage ein nach dem Umgang der Christen mit “den Brüdern und
Schwestern jüdischer Abstammung”, mit denen “volle Gemeinschaft”
zu halten sei. Der Terminus “Bruder” wurde auch hier gleichermaßen
für Juden und für Judenchristen gebraucht.
e) Bonhoeffers Reaktion auf die “Reichskristallnacht”
Als der von der NSDAP im ganzen Deutschen Reich organisierte Pogrom vom 9.11.
und 10. 11.1938 wütete, arbeitete Bonhoeffer in zwei Sammelvikariaten”
in dem völlig abgelegenen pommerschen Dorf Groß-Schlönwitz und
in der Kleinstadt Köslin. Eberhard Bethge hat sehr genau rekonstruiert,
wie Bonhoeffer von den Vorfällen erfuhr und darauf reagierte.51
In Bonhoeffers Arbeits- und Gebetsbibel, so stellte Bethge fest, ist der Vers
aus Psalm 74,8: “Sie verbrennen alle Häuser Gottes im Lande”
unterstrichen. Daneben hat Bonhoeffer notiert: “9. 11. 1938”. In
der Bibel - so Bethge
- befindet sich sonst außer vielen Unterstreichungen kein Datum, keine
familiäre oder zeitgeschichtliche Notiz, nur singulär das Datum des
Pogroms.
Als im Sammelvikariat in Köslin - so berichtet Bethge weiter - einige Kandidaten den Pogrom mit der antijudaistischen These in Verbindung brachten, seit der Kreuzigung Christi liege ein Fluch auf den Juden, habe Bonhoeffer diese Meinung entschieden zurückgewiesen und erklärt, hier sei durch verbrecherische Menschen “reine Gewalt” geschehen. Der Nationalsozialismus habe durch diese Unternehmung erneut sein “gottloses Gesicht” gezeigt. Deswegen habe Bonhoeffer anschließend mit den Kandidaten die Bibelstellen Matthäus 27, 25 und Lukas 23,28, aus denen der Vorwurf vom Fluch über die Juden seit der Kreuzigung Jesu abgeleitet worden war, besprochen. Nach Bonhoeffers Auslegung habe man nur “die damaligen Theologen”, den Hohen Rat, und “die damalige staatliche Obrigkeit”, die Römer, für die Kreuzigung Christi verantwortlich gemacht. Dann habe er diesen beiden Bibelstellen wieder einmal die Aussagen der bleibenden Verheißung für die Juden aus Römer 9 - 11 gegenübergestellt.
Am 20. 11. 1938 habe Bonhoeffer in einem Rundbrief an die ehemaligen Finkenwalder
mitgeteilt: “In den letzten Tagen habe ich viel über Psalm 74, Sacharja
2, 12, Römer 9, 4f und 11, 11 - 15 nachgedacht. Das führte sehr ins
Gebet.” Erst ein Jahr zuvor, im Dezember 1937, habe Bonhoeffer die Aussage
Gottes in Sacharja 2, 12 (“Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel
an.”) noch auf die Verfolgung der christlichen Kirche bezogen. Nun aber,
so Bethge, galten seine Überlegungen ganz den Juden sowie den bleibenden
Verheißungsaussagen der Bibel über sie.
6. Bonhoeffers Einsatz für die Juden während
seiner Tätigkeit in der Abwehr
“Den Christen rufen nicht erst die Erfahrungen am eigenen Leibe, sondern
die Erfahrungen am Leibe der Brüder, um derentwillen Christus gelitten
hat, zur Tat und zum Mitleiden.”
a) Bonhoeffers Motive für die Beteiligung am gewaltbereiten
Widerstand
Dietrich Bonhoeffer lebte eine konkrete, an Jesus Christus orientierte Verantwortungsethik.52
Er wußte, daß theologische Wahrheit nicht von der Situation getrennt
werden kann, in der sie gewonnen wird. Nachdem Hitler an die Macht gekommen
war, verstand sich Bonhoeffer zunächst noch als ein christlicher, am Friedensgebot
der Bergpredigt orientierter Pazifist. Er war bereit, den Wehrdienst zu verweigern,
weil er die Kriegstreiberei und den Imperialismus Hitlers nicht unterstützen
wollte und das Gebot Christi zum Frieden höher stellte als staatliche Gesetze.
Gegen Ende seiner illegalen theologischen Ausbildungstätigkeit wurde aus
dem christlichen Pazifisten Bonhoeffer ein Christ, der die mit Gewalt verbundenen
Umsturzpläne bejahte und entschlossen war, bei der Veränderung der
Verhältnisse in Deutschland mitzuhelfen. Durch seinen Schwager Hans von
Dohnanyi wurde er zum Mitwisser der Verschwörung und durch ihn auch in
den Kreis der Verschwörer aktiv eingegliedert. Das konkrete Gebot Gottes
vernahm Bonhoeffer nun anders: Eigentlich hätte seine Kirche - wie er es
1933 formuliert hatte - schon längst “dem Rad in die Speichen fallen”
müssen. Aber sie tat es nicht. Bonhoeffer, dessen Leben als Kriegsdienstverweigerer
gefährdet war, hätte sich noch vor Kriegsausbruch 1939 in den USA
in Sicherheit bringen können. Aber er entschloß sich während
eines kurzen Aufenthalts in New York, wieder nach Deutschland zurückzukehren.
Er schrieb im Juni 1939 an Reinhold Niebuhr: “Ich muß diese schwierige
Periode unserer nationalen Geschichte mit den Christen Deutschlands durchleben.
Ich werde kein Recht haben, an der Wiederherstellung des christlichen Lebens
nach dem Kriege in Deutschland mitzuwirken, wenn ich nicht die Prüfungen
dieser Zeit mit meinem Volke teile. ... Die Christen in Deutschland stehen vor
der furchtbaren Alternative, entweder in die Niederlage ihrer Nation einzuwilligen,
damit die christliche Zivilisation weiterleben könnte, oder in den Sieg
und damit die Zerstörung unserer Zivilisation. Ich weiß, welche dieser
Alternativen ich zu wählen habe; aber ich kann diese Wahl nicht treffen,
während ich in Sicherheit bin.” 53
Bonhoeffer wurde Ende 1940 ziviler Mitarbeiter im Amt Canaris, der Abwehrorganisation der Wehrmacht. Hier bildete eine Gruppe um Hans von Dohnanyi und Hans Oster eine der wichtigsten Planungszellen derer, die an der Beseitigung Hitlers arbeiteten und eine neue Regierung nach der Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland vorbereiteten. Die imperialistische Kriegstreiberei Hitlers mit ihren katastrophalen Folgen, die Vernichtung von Millionen Juden, Sowjetbürgern, Polen, Zigeunern, Behinderten durch die Deutschen, die Auflösung des elementaren humanen Rechtsbewußtseins in allen Schichten der Bevölkerung infolge der Nazi-Ideologie und die Minimierung der Wirkungsmöglichkeiten der Kirche kann man als die vier Gründe benennen, warum der christliche Pazifist schließlich Gewalt als das letzte Mittel der Veränderung bejahte.54 Aber der Hauptanlaß für die Teilnahme Bonhoeffers an der Verschwörung gegen Hitler waren die deutschen Verbrechen an den Juden.55 Sein Vaterland wie seine Kirche waren in ungeheurem Ausmaß schuldverstrickt und konnten nur durch mutige Taten von Menschen, die dafür konkret Verantwortung übernahmen, erneuert werden. Sein konspirativer Widerstand gegen den verbrecherischen Hitlerstaat und seine konkrete Hilfe für verfolgte Juden leisteten stellvertretend das, was seine Kirche auch als Institution hätte vollbringen müssen, aber nicht in Angriff nahm.
Bonhoeffer wurde zum Seelsorger der Gruppe um Dohnanyi und Oster, aber auch zum Durchdenker der mit dem Putsch zusammenhängende ethischen Fragen und zum Mitformulierer einer anderen deutschen Politik. Er reiste im Auftrag der Verschwörer mehrmals in die Schweiz und nach Schweden und traf dort mit Männern aus der ökumenischen Bewegung zusammen. Über seinen Freund, den Erzbischof Bell von Chicester, Mitglied des britischen Oberhauses, den er in Schweden traf, gelangten Nachrichten der Verschwörer an Vertreter der englischen Regierung. Bonhoeffer informierte die Ökumeniker über die Eskalation der Judenverfolgungen und aktivierte weiterhin humanitäre Hilfe, unter anderem für die Gefangenen im Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich.
b) Information hoher Offiziere über den Beginn
der Judenvernichtung
Als die Judendeportationen aus dem Reich in die Ghettos des Ostens im Oktober
1941 begannen, verfaßten Bonhoeffer und der Jurist Friedrich Justus Perels
zwei mehrseitige detaillierte Berichte darüber zur Information höherer
Offiziere, die für den Putsch gewonnen werden sollten. Von den anderen
Verschwörern ist nichts Vergleichbares bekannt. “ ... Es wurden durch
das Wohnungsamt der jüdischen Gemeinde kurze schriftliche Mitteilungen
gesandt, daß die Wohnung bzw. das Zimmer ... auf „behördliche
Anordnung“ für eine Räumung vorgesehen sei. Die Empfänger
der Mitteilung ... mußten am gleichen oder nächsten Tage persönlich
zum Wohnungsamt. ... Die Mitteilungen mußten mitgebracht und abgegeben
werden, so daß niemand etwas Schriftliches in der Hand behielt. Es wurde
den Leuten verboten, sich um andere Wohnungen oder Zimmer zu bemühen. ...
Ohne vorangegangene Benachrichtigung erschien in der Nacht vom 16. zum 17. Oktober
Berliner Polizei oder Gestapo in den Wohnungen derjenigen, die die genannten
Listen hatten ausfüllen müssen und führte die Betreffenden auf
das Polizeirevier; von dort wurden sie in Gruppen in die Synagoge in der Levetzowstraße
transportiert. Soweit festgestellt werden konnte, wurden die Wohnungen zwischen
20 und 24 Uhr aufgesucht. Die Bewohner hatten nur kurze Zeit zum Packen; die
Frist schwankte zwischen 1 und 4 Stunden. Mitgenommen werden durften 50 kg Handgepäck.
... Soweit überhaupt Ziele gerüchtweise genannt wurden, handelte es
sich durchweg um Orte im Osten. Wahrscheinlich wurden die Berliner Nichtarier
nach Litzmannstadt transportiert. Der Abtransport erfolgte laut noch nicht nachgeprüften
Mitteilungen am Sonnabend in drei Etappen: morgens um 7 Uhr, mittags gegen 14
Uhr, abends gegen 19 Uhr. Im Ganzen sollten allein aus Berlin 4- 5000 Menschen
abtransportiert werden. Diese erste Welle soll rund 1500 erfaßt haben.
Nicht fortgeschafft wurden Personen über 75 Jahre und Kranke und stark
Gebrechliche. Personen, die im Arbeitseinsatz stehen, wurden im allgemeinen
auch verschont. Familien, in denen der Arbeitseinsatz eine relativ geringe Rolle
spielt, wurden mit transportiert .... Außerhalb Berlins soll sich die
Aktion vor allem auf die rheinischen Städte, wie Köln, Düsseldorf,
Mönchen-Gladbach, Rheydt, Bonn und so weiter erstreckt haben. Außerdem
ist Wien ein zweites Mal davon betroffen worden. ... Weitere Wellen werden erwartet
am Freitag, den 24. Oktober, das heißt: in der Nacht vom 23. zum 24. Oktober,
ferner in der Nacht vom 28. zum 29. Oktober ... Daß die Aktion weitergeführt
wird, das beweisen die Tatsachen, daß am Abend des 17. und am Morgen des
18. Oktober erneut Räumungsbescheide und Listen in den Familien eingetroffen
sind. Da diese neu betroffenen Familien nun schon wissen, was diese Zuschriften
bedeuten, ist die Verzweiflung beispiellos. Schwere Erkrankungen bei Herzkranken,
Gallenleidenden und so weiter, Selbstmordgefahr sind die verständliche
Folge, auch andere Affekthandlungen, wie sinnlose Flucht und dergleichen. ...
Privilegierte Mischehen sind anscheinend gänzlich verschont geblieben.
Es konnte auch noch kein Abtransport von nichtprivilegierten Mischehen festgestellt
werden. Doch wurden christliche Nichtarier und Glaubensjuden in gleicher Weise
von dieser harten Maßnahme betroffen, auch solche, die schon unmittelbar
nach der Geburt getauft waren und deren Eltern schon Christen waren.”
56
Auf der Linie der Einflußnahme durch “Denkschriften” liegt es, daß Bonhoeffer und Dohnanyi sowohl Generäle über Einzelheiten der “Euthanasieaktionen” unterrichteten als auch den Leitern von evangelischen diakonischen Einrichtungen - den Pastoren von Bodelschwingh (Bethel) und Brauner (Lobetal) - halfen, ihre von Mord bedrohten Behinderten zu schützen.
c) Bonhoeffer und das Unternehmen Sieben
Dietrich Bonhoeffer war auch direkt an der Rettung von Juden beteiligt. Es ist
allgemein bekannt, daß Hans von Dohnanyi, Bonhoeffers Führungsoffizier
und Bonhoeffer selbst am 5. April 1943 in Untersuchungshaft genommen wurden,
weil Unregelmäßigkeiten bei dem Unternehmen Sieben vermutet wurden.
Bei dieser Aktion hatte es sich darum gehandelt, daß ursprünglich
sieben, am Ende 14 deutsche Juden mit Wissen und Billigung Heinrich Himmlers
vom Amt Canaris mit Devisen ausgestattet und als V-Leute in die Schweiz eingeschleust
wurden.57 In Wirklichkeit war es eine - vor allem
durch von Dohnanyi - organisierte Rettungsaktion. Es befanden sich auch zwei
bedrohte Mitarbeiterinnen der Bekennenden Kirche in der Gruppe der 14 Juden.
Daß Bonhoeffer an dieser Rettungsaktion direkten Anteil hatte, wurde immer
vermutet, konnte aber bislang nicht belegt werden, denn die Aktion wurde unter
konspirativen Bedingungen vorbereitet. Nun ist vor kurzer Zeit ein Brief im
Karl-Barth-Archiv in Basel entdeckt worden, der Bonhoeffers Mitwirkung an dem
Unternehmen Sieben beweist.58 In dem Schreiben
wendet sich im Auftrage von Dietrich Bonhoeffer und Wilhelm Rott ein bislang
wegen seiner unleserlichen Unterschrift noch nicht Identifizierter an Charlotte
von Kirschbaum:
“Zürich, 29. Oktober 1941 Sehr verehrte Baronesse! Im Auftrage von Herrn D. Bonhoeffer und D. Rott übersende ich Ihnen Copie eines an Herrn Präsidenten D. Köchlin gerichteten Schreibens. Die Herren lassen Sie bitten, doch nach Möglichkeit auch Ihrerseits die Bitte zu unterstützen. Die Gefahr für die Betreffenden ist sehr dringend. Besonders bei Frl. Friedenthal handelt es sich um eine Persönlichkeit, die auch für die Arbeit der hiesigen Kirche sehr wertvoll wäre. Beide Herren lassen Sie bitten, dieses und das anliegende Schreiben nach Kenntnisnahme vernichten zu wollen. Ich bitte dies auch mit diesem Brief zu tun. Mit besten Empfehlungen Ihr ergebener [Unterschrift: unleserlich]“
Karl Barth reagierte unverzüglich. Nach zähen Verhandlungen mit dem Chef der eidgenössischen Fremdenpolizei in Bern wurde Charlotte Friedenthal am 5. November 1941 die Einreisebewilligung erteilt.59
d) Warnung an die Kirche: Der Jude hält die Christusfrage
offen.
Während seiner Tätigkeit für die Abwehr arbeitete Bonhoeffer
an einem Werk über christliche Ethik. In einem Entwurf aus dem Jahre 1940
- in dem Kapitel mit der Überschrift: “Erbe und Verfall” -
schrieb er: “Der geschichtliche Jesus Christus ist die Kontinuität
unserer Geschichte. Weil aber Jesus Christus der verheißene Messias des
israelitisch-jüdischen Volkes war, darum geht die Reihe unserer Väter
hinter die Erscheinung Jesu Christi zurück in das Volk Israel. Die abendländische
Geschichte ist nach dem Willen Gottes mit dem Volk Israel unlöslich verbunden,
nicht nur genetisch, sondern in echter unaufhörlicher Begegnung. Der Jude
hält die Christusfrage offen. ... Eine Verstoßung der Juden aus dem
Abendland muß die Verstoßung Christi nach sich ziehen, denn Jesus
war Jude.”60
Die letzte Passage fügte Bonhoeffer im Oktober 1941 unter dem unmittelbaren Eindruck der Judendeportationen in das Manuskript ein. Er sieht die Kirche in einer Schicksalsgemeinschaft mit den Todgeweihten und fordert Solidarität mit ihnen. In dem Satz “Der Jude hält die Christusfrage offen” kennzeichnet er die Perspektive einer dialogbereiten, „neuen“ christlichen Israeltheologie. Christen müssen anerkennen, daß es keineswegs Verstockung von mosaischen Juden ist, wenn sie nicht aufhören, auf das Kommen des Messias zu warten. Vielmehr vernehmen Christen darin eine ernste Anfrage an ihren eigenen Christusglauben, bei deren Beantwortung sie sich nicht überheblich-sicher fühlen dürfen.
e) Bonhoeffer formuliert ein radikales Schuldbekenntnis
seiner Kirche
1941 formulierte Bonhoeffer in einem anderen Kapitel der “Ethik”
ein an Schärfe nicht zu überbietendes Schuldbekenntnis: die christliche
Kirche sei schuldig geworden an der Verachtung und am unschuldigen Leiden und
Sterben der Juden sowie aller anderen durch den Hitlerstaat Verfolgten. “Die
Kirche bekennt, die willkürliche Anwendung brutaler Gewalt, das leibliche
und seelische Leiden unzähliger Unschuldiger, Unterdrückung, Haß,
Mord gesehen zu haben, ohne ihre Stimme für sie zu erheben, ohne Wege gefunden
zu haben, ihnen zu Hilfe zu eilen. Sie ist schuldig geworden am Leben der schwächsten
und wehrlosesten Brüder Jesu Christi. ... Die Kirche bekennt, Beraubung
und Ausbeutung der Armen, Bereicherung und Korruption der Starken stumm mit
angesehen zu haben. Die Kirche bekennt, schuldig geworden zu sein an den Unzähligen,
deren Leben durch Verleumdung, Denunzieren, Ehrabschneidung vernichtet worden
ist. Sie hat den Verleumder nicht seines Unrechts überführt und hat
so den Verleumdeten seinem Geschick überlassen. Die Kirche bekennt, begehrt
zu haben nach Sicherheit, Ruhe, Friede, Besitz, Ehre, auf die sie keinen Anspruch
hatte ...”61
Ein solches Bekenntnis vermochte die deutsche evangelische Kirche selbst nach der Kapitulation 1945 nicht zu sprechen. Erst ab den 50ger Jahren bekannte sie die Schuld der Kirche an der Verfolgung der Juden; aber bei weitem nicht so schonungslos, wie Bonhoeffer es getan hatte. Und die Erkenntnis, daß es sich bei den dem Holocaust preisgegebenen Menschen um die “schwächsten und wehrlosesten Brüder Jesu Christi” gehandelt hatte, stand auch da noch aus.
f) Das Zeugnis der 12. BK-Synode in Breslau im Oktober
1943
Dietrich Bonhoeffer befand sich, als die 12. Synode der Bekennenden Kirche im
Oktober 1943 in Breslau tagte, bereits mehrere Monate in Haft, aber er war an
Vorüberlegungen und Vorarbeiten beteiligt gewesen. Eine Verlautbarung der
Synode zum 5. Gebot62 bezieht massiv Stellung gegen verbrecherische Tötungsmaßnahmen
des NS-Staates wie Judenvernichtung und Euthanasie. Wörtlich heißt
es ”Begriffe wie ‘Ausmerzen’, ‘Liquidieren’ und
‘unwertes Leben’ kennt die göttliche Ordnung nicht. Vernichtung
von Menschen, lediglich weil sie Angehörige eines Verbrechers, alt oder
geisteskrank sind oder einer anderen Rasse angehören, ist keine Führung
des Schwertes, das der Obrigkeit von Gott gegeben ist.”
Der Text geht noch ein zweites Mal auf die Vernichtungsmaßnahmen ein und
nennt dabei explizit den Namen Israel:
“Wir dürfen auch die nicht vergessen, denen eine Hilfe aus öffentlichen
Mitteln nicht oder so gut wie nicht zuteil wird. Das öffentliche Urteil
hierüber kümmert den Christen nicht. Sein Nächster ist allemal
der, der hilflos ist und seiner besonders bedarf, und zwar ohne Unterschied
der Rassen, Völker und Religionen. Denn das Leben aller Menschen gehört
Gott allein. Es ist ihm heilig, auch das Leben des Volkes Israel.” Daraus,
daß den “nicht-arischen Mitchristen” in einem eigenen Abschnitt
die unter Hinweis auf Galater 3, 28 und Römer 9-11 die brüderliche
christliche Gemeinschaft versichert wird, kann man schließen, daß
mit diesen Voten eindeutig gegen die staatliche Rassenpolitik allgemein Stellung
bezogen, die Judenvernichtung angeprangert und nicht nur Solidarität mit
den Judenchristen ausgedrückt wird. Auf dieser Synode wurde auch eine Kanzelabkündigung
zum Buß- und Bettag 1943 formuliert, die ebenfalls gegen Euthanasie und
Judenvernichtung konkret Stellung bezieht:
“Wehe uns und unserem Volk, wenn das von Gott gegebene Leben für
gering geachtet und der Mensch, nach dem Ebenbilde Gottes erschaffen, nur nach
seinem Nutzen bewertet wird; wenn es für berechtigt gilt, Menschen zu töten,
weil sie für lebensunwert gelten oder einer anderen Rasse angehören,
wenn Haß und Unbarmherzigkeit sich breit machen. Denn Gott spricht: ‘Du
sollst nicht töten.’” 63
g) Aus Bonhoeffers Denkschrift “Nach zehn Jahren”
Am Anfang der Bonhoeffertexte aus dem Gefängnis “Widerstand und Ergebung”
ist der Text einer kleinen Denkschrift abgedruckt, die Bonhoeffer noch vor seiner
Verhaftung zum Neujahr 1943 für die Freunde Eberhard Bethge, Hans von Dohnanyi
und Hans Oster verfaßt hatte. Dieser Text stellt ein Dokument der Seelsorge
an den Verschwörern dar. Bonhoeffer will sie dessen gewiß machen,
daß ihr christlicher Glaube nicht eine religiöse, seelische Befindlichkeit
ist, sondern Aktivität, verantwortliches Handeln in der politischen Situation,
im Kontext von Analysieren, Abwägen, Zweifel, Verstellung, Konspiration.
Es komme nicht darauf an, wie man sich jetzt aus der Affäre ziehe und seine
Haut rette, sondern wie man mithilft, daß künftige Generationen leben
könnten, schreibt er wörtlich. Ich möchte drei Abschnitte zitieren;
eigentlich müßte man diesen für Bonhoeffer zentralen Text in
Ruhe durchgehen und besprechen:
“Wer hält stand?”, fragt Bonhoeffer und er ist gewiß:
”Allein der, dem nicht seine Vernunft, sein Prinzip, sein Gewissen, seine
Freiheit, seine Tugend der letzte Maßstab ist, sondern der dies alles
zu opfern bereit ist, wenn er im Glauben und in alleiniger Bindung an Gott zu
gehorsamer und verantwortlicher Tat gerufen ist, der Verantwortliche, dessen
Leben
nichts sein will als eine Antwort auf Gottes Frage und Ruf.” 64
Durch Christus hat er gelernt, mit den verfolgten Schwestern und Brüdern mitzuleiden, darin ist seine Aktivität und sein Widerstand begründet: “Man muß damit rechnen, daß die meisten Menschen nur durch Erfahrungen am eigenen Leibe klug werden. ... Es läßt sich manches zur Rechtfertigung dieser Haltung sagen. ... Christlich gesehen, können freilich alle ... Rechtfertigungen nicht darüber hinwegtäuschen, daß es hier entscheidend an der Weite des Herzens mangelt. ... Christus - so sagt die Schrift - erfuhr alles Leiden aller Menschen an seinem Leibe als eigenes Leiden - ein unbegreiflich hoher Gedanke! -, er nahm es auf sich in Freiheit. Wir sind gewiß nicht Christus und nicht berufen, durch eigene Tat und eigenes Leiden die Welt zu erlösen. Wir sollen uns nicht Unmögliches aufbürden und uns damit quälen, daß wir es nicht tragen können, wir sind nicht Herren, sondern Werkzeuge in der Hand des Herrn der Geschichte, wir können das Leiden anderer Menschen nur in ganz begrenztem Maße wirklich mitleiden. Wir sind nicht Christus, aber wenn wir Christen sein wollen, so bedeutet das, daß wir an der Weite des Herzens Christi teilbekommen sollen in verantwortlicher Tat, die in Freiheit die Stunde ergreift und sich der Gefahr stellt, und in echtem Mitleiden, das nicht aus der Angst, sondern aus der befreienden und erlösenden Liebe Christi zu allen Leidenden quillt. Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuschauen sind keine christlichen Haltungen. Den Christen rufen nicht erst die Erfahrungen am eigenen Leibe, sondern die Erfahrungen am Leibe der Brüder, um derentwillen Christus gelitten hat, zur Tat und zum Mitleiden.” 65
Der Einsatz für die Verfolgten hat bei den Verschwörerneinen Perspektivwechel
herbeigeführt. Sie gehören zur Partei der Verachteten und der Vernichtung
Preisgegebenen: “Es bleibt ein Erlebnis von unvergleichlichem Wert, daß
wir die großen Ereignisse der Weltgeschichte einmal von unten, aus der
Perspektive der Ausgeschalteten, Beargwöhnten, Schlechtbehandelten, Machtlosen,
Unterdrückten und Verhöhnten, kurz der Leidenden sehen gelernt haben.
Wenn nur in dieser Zeit nicht Bitterkeit oder Neid das Herz zerfressen hat,
daß wir Großes und Kleines, Glück und Unglück, Stärke
und Schwäche mit neuen Augen ansehen, daß unser Blick für Größe,
Menschlichkeit, Recht und Barmherzigkeit klarer, freier, unbestechlicher geworden
ist, ja, daß das persönliche Leiden ein tauglicherer Schlüssel,
ein fruchtbareres Prinzip zur betrachtenden und tätigen Erschließung
der Welt ist als persönliches Glück.”66
7. Das Alte Testament in Bonhoeffers Gefängnisbriefen
“Ich spüre übrigens immer mehr, wie alttestamentlich ich denke
und empfinde; so habe ich in den vergangenen Monaten auch viel mehr Altes Testament
als Neues Testament gelesen.” Am 5. April 1943 wurde Bonhoeffer verhaftet
und in das Militäruntersuchungsgefängnis Tegel verbracht. Gleichzeitig
wurden Hans von Dohnanyi und der Führungsoffizier Bonhoeffers festgenommen.
Der vorgeschobene Grund war der Verdacht von Unregelmäßigkeiten beim
“Unternehmen Sieben”. Der eigentliche Anlaß waren indes Rivalitäten
zwischen den beiden deutschen Abwehrsystemen, dem der Wehrmacht, dem sogenannten
Amt Canaris, und dem zur SS gehörenden Reichssicherheitshauptamt. Später
wurde gegen den Zivilisten Bonhoeffer Anklage wegen
Hinterziehung der Wehrkraft und Wehrkraftzersetzung erhoben.67
Seine und seiner Familienangehörigen und Freunde Mitbeteiligung an der
Verschwörung gegen Hitler wurde erst mehrere Wochen nach dem 20. Juli 1944
aufgedeckt.In der langen Zeit der Untersuchungshaft war es Bonhoeffer möglich,
unter Umgehung der Zensur mit seinem Freund Eberhard Bethge einen intensiven
Briefwechsel, meist über theologische Fragen, zu führen. Die zum größten
Teil erhaltenen Briefe bilden den Hauptteil des Buches “Widerstand und
Ergebung”. Vor einigen Jahren wurden auch die meisten Briefe veröffentlicht,
die Bonhoeffer und seine Braut Maria von Wedemeyer einander in dieser Zeit schrieben.
Bonhoeffer existierte gezwungenermaßen in einer Ausnahmesituation. Der
Perspektivwechsel, der “Blick von unten”, von dem er in seiner Denkschrift
gesprochen hatte, die “Perspektive der Ausgeschalteten, Beargwöhnten,
Schlechtbehandelten, Machtlosen, Unterdrückten” auf das Weltgeschehen
ist ihm nun aufgezwungen. Er wird gerade jetzt dazu fähig, seine Glaubensgrundlagen
und seine Glaubenserfahrungen neu zu artikulieren. Ihm werden neue, bis heute
aufregende, theologische Einsichten geschenkt. Dabei ergeben sich für eine
“neue” christliche Israeltheologie zwei wichtige Akzente.
a) Bonhoeffers Neubewertung des Alten Testaments
Bonhoeffer gewinnt in der Situation der Haft ein anderes Verhältnis zum
Alten Testament. Er liest das Neue Testament nun vom Alten her. In einem Briefwechsel
mit seinem Freund Eberhard Bethge - es wurde eine Möglichkeit gefunden,
die Briefe an der Zensur vorbei aus dem Gefangnis heraus und in das Gefängnis
hinein zu schmuggeln - schreibt er: “Ich spüre übrigens immer
mehr, wie alttestamentlich ich denke und empfinde; so habe ich in den vergangenen
Monaten auch viel mehr Altes Testament als Neues Testament gelesen. Nur wenn
man die Unaussprechlichkeit des Namens Gottes
kennt, darf man auch einmal den Namen Jesus Christus aussprechen; nur wenn man
das Leben und die Erde so liebt, daß mit ihr alles verloren und zu Ende
zu sein scheint, darf man an die Auferstehung der Toten und eine neue Welt glauben;
nur wenn man das Gesetz Gottes über sich gelten läßt, darf man
wohl auch einmal von Gnade sprechen, und nur wenn der Zorn und die Rache Gottes
über seine Feinde als gültige Wirklichkeiten stehen bleiben, kann
von Vergebung und von Feindesliebe etwas unser Herz berühren. Wer zu schnell
und zu direkt neutestamentlich sein und empfinden will, ist m. E. kein Christ.
Man kann und darf das letzte Wort nicht vor dem vorletzten sprechen. Wir leben
im Vorletzten und glauben das Letzte, ist es nicht so? 68
Christen, und auch Bonhoeffer, haben es in der Regel umgekehrt gehalten. Vom
Christuszeugnis des Neuen Testaments her haben sie das Alte Testament - als
die Bibel Jesu und der Urchristenheit - wert gehalten und in ihm Ankündigungen
und Vorabschattungen des nun erschienenen Messias aus Nazareth gefunden. Einen
Eigenwert in sich selbst hatte die hebräische Bibel nicht. So hatte Bonhoeffer
bis dahin das Alte Testament in
seiner christlichen Bibel ausgelegt. Aber nun proklamiert er das Gegenteil.
Gott will in der Mitte des Lebens gefunden sein, nicht an den Rändern und
in Grenzsituationen. In der hebräischen Bibel findet er ein viel kräftigeres
Zeugnis dafür als im Neuen Testament. “ Die Konsequenzen sind sehr
weitreichend, u.a. ... für den Gebrauch der Bibel etc., aber vor allem
eben für die Ethik. Warum wird im Alten Testament kräftig und oft
zur Ehre Gottes gelogen (ich habe die Stellen jetzt zusammengestellt), totgeschlagen,
betrogen, geraubt, die Ehe geschieden, sogar gehurt (vgl. den Stammbaum Jesu),
gezweifelt und gelästert und geflucht, während es im Neuen Testarnent
dies alles nicht gibt? Religiöse ‘Vorstufe’?’ Das ist
eine sehr naive Auskunft; es ist ja ein und derselbe Gott.” 69
Später schreibt er an Eberhard Bethge: “Noch etwas zu unseren Gedanken
über das Alten Testaments. Im Unterschied zu den anderen orientalischen
Religionen ist der Glaube des Alten Testaments keine Erlösungsreligion.
Nun wird doch aber das Christentum immer als Erlösungsreligion bezeichnet.
Liegt darin nicht ein kardinaler Fehler, durch den Christus vom Alten Testament
getrennt und von den Erlösungsmythen her interpretiert wird? Auf den Einwand,
daß auch im Alten Testament die Erlösung (aus Ägypten und später
aus Babylon, vgl. Deuterojesaja) eine entscheidende Bedeutung habe, ist zu erwidern,
daß es sich hier um geschichtlicheErlösungenhandelt,d.h.diesseitsderTodesgrenze,
während überall sonst die Erlösungsmythen gerade die Überwindung
der Todesgrenze zum Ziel haben. Israel wird aus Ägypten erlöst, damit
es als Volk Gottes auf Erden vor Gott leben kann. Die Erlösungsmythen suchen
ungeschichtlich eine Ewigkeit nach dem Tod. Die Scheol, der Hades, sind keine
Gebilde einer Metaphysik, sondern die Bilder, unter denen das irdisch ‘Gewesene’
als zwar existent, aber doch nur schattenhaft in die Gegenwart hineinreichend,
vorgestellt wird. Nun sagt
man, das Entscheidende sei, daß im Christentum die Auferstehungshoffnung
verkündigt würde, und daß also damit eine echte Erlösungsreligion
entstanden sei. Das Schwergewicht fällt nun auf das Jenseits der Todesgrenze.
Und eben hierin sehe ich den Fehler und die Gefahr. Erlösung heißt
nun Erlösung aus Sorgen, Nöten, Ängsten und Sehnsüchten,
aus Sünde und Tod in einem besseren Jenseits. Sollte dies aber wirklich
das Wesentliche der Christusverkündigung der Evangelien und des Paulus
sein? Ich bestreite das. Die christliche Auferstehungshoffnung unterscheidet
sich von den mythologischen darin, daß sie den Menschen in ganz neuer
und gegenüber dem Alten Testaments noch verschärfter Weise an sein
Leben auf der Erde verweist. ... Das Diesseits darf nicht vorzeitig aufgehoben
werden. Darin bleiben Neues Testament und Altes Testament verbunden. Erlösungsmythen
entstehen aus den menschlichen Grenzerfahrungen. Christus aber faßt den
Menschen in der Mitte seines Lebens. Du siehst, es sind immer wieder ähnliche
Gedanken, die mich umtreiben. Nun muß ich sie im Einzelnen neutestamentlich
belegen.”70
In der Mitte des Lebens, ist für ihn Gott, der Gott Israels und Vater Jesu Christi, auch in der Zukunft zu finden. Bonhoeffer hofft auf eine Umkehr seiner Kirche, hin zu einer glaubwürdigen Gemeinschaft, die arm wird wie Jesus und nur für andere da sein will wie er. Er möchte mitarbeiten am Neuaufbau einer Kirche, die keine Machtansprüche mehr an die Gesellschaft stellt und Gott “mitten im Leben jenseitig” erfährt. Im Glauben Israels, das Gottes Weisungen (“Tora”) tatkräftig verwirklicht und von den Propheten immer wieder dorthin zurückgerufen wurde, sieht er das eher verwirklicht als in einer bürgerlichen christlichen Religiosität, die sich mit einer billigen Gnadenbotschaft den Blick auf die Erfordernisse der Realität vernebelt. Hätte Bonhoeffer überlebt, hätte er das theologisch noch intensiver ausgebaut.
b) “Christen stehen bei Gott in seinem Leiden.”
In den Tagen der Anspannung vor dem Putsch des 20. Juli 1944 taucht eine andere
theologische Thematik bei Bonhoeffer auf, eine “Gethsemane-Theologie”.
Er schreibt in seinem Brief vom 27. 6. 1944:
“Der Christ... muß das irdische Leben wie Christus (‘mein
Gott, warum hast Du mich verlassen?’) ganz auskosten und nur indem er
das tut, ist der Gekreuzigte und Auferstandene bei ihm.”71
“Christen stehen bei Gott in seinem Leiden,” schreibt Bonhoeffer. Dieser Satz steht in dem Gedicht “Christen und Heiden”, das Bonhoeffer zu der Zeit schrieb:
Christen und Heiden
Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.
Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehn ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.
Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.72
Bonhoeffer schreibt dazu seinem Freund am 18. Juli 1944: “Das Gedicht über ‘Christen und Heiden’ enthält einen Gedanken, den Du wiedererkennen wirst. ‘Christen stehen bei Gott in seinem Leiden’, das unterscheidet Christen von Heiden. ‘Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?’ fragt Jesus in Gethsemane. Das ist die Umkehrung von allem, was der religiöse Mensch von Gott erwartet. Der Mensch wird aufgerufen, das Leiden Gottes an der gottlosen Welt mitzuleiden. Er muß also wirklich in der gottlosen Welt leben und darf nicht den Versuch machen, ihre Gottlosigkeit irgendwie religiös zu verdecken, zu verklären; er muß ‘weltlich’ leben und nimmt eben darin an den Leiden Gottes teil; er darf ‘weltlich’ leben, das heißt er ist befreit von den falschen religiösen Bindungen und Hemmungen. ... Nicht der religiöse Akt macht den Christen, sondern das Teilnehmen am Leiden Gottes im weltlichen Leben. Das ist die wahre Umkehr: nicht zuerst an die eigenen Nöte, Fragen, Sünden, Ängste denken, sondern sich in den Weg Jesu mithineinreißen lassen, in das messianische Ereignis, daß Jesaja 53 nun erfüllt wird! ... Dieses Hineingerissenwerden in das messianische Leiden Gottes in Jesus Christus geschieht im Neuen Testament in verschiedenster Weise. ... Das einzige, ... allen Gemeinsame, ist das Teilhaben am Leiden Gottes in Christus. Das ist ... ‘Glaube’. Nichts von religiöser Methodik, der ‘religiöse Akt’ ist immer etwas Partielles, der ‘Glaube’ ist etwas Ganzes, ein Lebensakt. Jesus ruft nicht zu einer neuen Religion auf, sondern zum Leben. Wie sieht nun aber dieses Leben aus? Dieses Leben der Teilnahme an der Ohnmacht Gottes in der Welt? Davon schreibe ich das nächste Mal, hoffentlich. Heute nur noch dies: Wenn man von Gott ‘nicht-religiös’ sprechen will, dann muß man so von ihm sprechen, daß die Gottlosigkeit der Welt dadurch nicht irgendwie verdeckt, sondern vielmehr gerade aufgedeckt wird und gerade so ein überraschendes Licht auf die Welt fällt.”73 Bertold Klappert hat darauf aufmerksam gemacht,74 daß das Hineingerissenwerden in das messianische Ereignis des leidenden Gottesknechtes, von dem Jesaja 53 spricht, sich - wie Bonhoeffer ausdrücklich feststellt - “nun” ereignet, im Zusammenhang dessen, was Bonhoeffer ausführe, in der Zeit des Neuen Testaments wie auch in der Gegenwart des Jahres 1944: Es ereigne sich offenbar “nun” in der Shoa, daß das europäische Judentum den kollektiven Weg des leidenden Gotteskechtes geht. Es erfülle sich offenbar “nun” an Bonhoeffer und seinen Freunden, daß sie mit Jesus wie mit dem gegenwärtig leidenden Gottesknecht Israel mitleiden und mitsterben. Aber die christliche Kirche weigerte sich, sich “nun” in das messianische Leiden Israels hineinreißen zu lassen. Sie wollte die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus retten. Hat sie es dadurch nicht gerade verraten und vor der Welt unglaubwürdig gemacht? Mit Recht kann man mit Dorothee Sölle fragen, ob die christliche Kirche nach Auschwitz wird überleben können.75 Vielleicht wegen solcher Blutzeugen wie Dietrich Bonhoeffer.
8. Bonhoeffers Weg in den Tod im 9. April 1945
Dietrich Bonhoeffer wäre fast von der Vernichtung verschont geblieben.
Er gehörte zu den besonderen Gefangenen, die man über das KZ Buchenwald
nach Bayern brachte. Er wurde in der Aufregung dieser Tage von der Gruppe um
Admiral Canaris getrennt und gelangte mit einem anderen Gefangenentransport
in das 150 km von Flossenbürg entfernte Schönberg. Das Versehen wurde
entdeckt und Bonhoeffer in das KZ Flossenbürg abtransportiert, wo er mit
der Gruppe um Canaris am 9. April ermordet wurde. Als er sich in Schönberg
von dem englischen Mitgefangenen Payne Best verabschiedete, sagte er ihm: “Das
ist das Ende für mich, aber es ist auch der Anfang.” Und er trug
ihm brüderliche Grüße für Erzbischof Bell von Chichester
auf.76 Kurz vor Flossenbürg fuhr der Lastwagen der SS an einem alten jüdischen
Friedhof vorbei. Bonhoeffer soll gefaßt und betend den Weg in den Tod
gegangen sein, berichtete später der SS-Lagerarzt. Die Leichen und die
persönliche Habe der Ermordeten wurden verbrannt.
Das Wort “Holocaust” bedeutet “Ganzopfer, das verbrannt wird”.
Auch Bonhoeffer und die mit ihm starben, wurden hineingerissen in das Schicksal
der Juden, der Geschwister Jesu, an denen sich Jesaja 53 “nun” erfüllte.
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Anmerkungen
1 Erweiterter Text eines Vortrags am 1. Oktober 1998 im JÜDISCHEN MUSEUM
WESTFALEN in Dorsten
2 Zur Problematik dieses “Standgerichts” und vor allem zum Skandal
und den Konsequenzen seiner rechtlichen Bewertung durch den Bundesgerichtshof
1956 vgl. Joachim Perels: Die schrittweise Rechtfertigung der NS-Justiz. Der
Huppenkothen- Prozeß, in: Festschrift für Otwin Massing, Baden- Baden
1994, hierzu: Eckart Spoo: Bonhoeffer noch nicht rehabilitiert - Recherchen
eines Politologen über Nachkriegsjustiz, in: FR vom 5. 4. 1995, ferner:
Christoph U. Schminck-Gustavus: Der ‘Prozeß’ gegen Dietrich
Bonhoeffer und die Freilassung seiner Mörder, Verlag J. H. Dietz Nachfolger,
Bonn 1995; Heinz Ponnath: Ein schändliches Urteil - Für den Bundesgerichtshof
war Bonhoeffer Hochverräter, in: Evangelische Kommentare, 4/ 1995, S. 200ff.
3 Grundlegend für diese Thematik in Leben und Werk Bonhoeffers: Eberhard
Bethge: Dietrich Bonhoeffer und die Juden, in: Ernst Feil/Ilse Tödt (Hg.):
Konsequenzen - Dietrich Bonhoeffers Kirchenverständnis heute, Internationales
Bonhoeffer-Forum, Band 3, Christian Kaiser Verlag, München 1980, S. 171
- 214 - Ferner Pinchas E. Lapide: Bonhoeffer und das Judentum, in: Ernst Feil
(Hg.): Verspieltes Erbe - Dietrich Bonhoeffer und der deutsche Nachkriegsprotestantismus,
Internationales Bonhoeffer Forum, Band 2, Christian Kaiser Verlag, München
1979, S. 116 - 130; Christine-Ruth Müller: Dietrich Bonhoeffers Kampf gegen
die nationalsozialistische Verfolgung und Vernichtung der Juden, Heidelberger
Untersuchungen zu Widerstand, Juden-verfolgung und Kirchenkampf im Dritten Reich
Band 5, Christian Kaiser Verlag, München 1990, S. 329ff; Asta von Oppen:
Der unerhörte Schrei - Dietrich
Bonhoeffer und die Judenfrage im Dritten Reich, Schalom- Bücherei Band
5, Lutherisches Verlagshaus, Hannover 1996. 4 Renate Bethge: Bonhoeffers Familie
und ihre Bedeutung für seine Theologie, in: Beiträge zum Widerstand
1933 - 1945, hg. von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin
1987, S. 4.
5 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 13): London 1933 - 1934, Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1994, S. 34f.
6 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 14): Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935 - 1937, Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1996, S. 924 - siehe dort auch Anmerkung 10: Einer der Anwesenden, der einen hohen Staatsposten bekleidete, weigerte sich wegen dieser Worte nach der Trauerfeier, Bonhoeffer die Hand zu geben.
7 Renate Bethge, a. a. O., S. 7.
8 Eberhard Bethge: Dietrich Bonhoeffer - Eine Biographie, Christian Kaiser Verlag, München 1967, S. 316.
9 Vgl. dazu Stephen A. Wise: Why isn’t Bonhoeffer honored in Yad Vashem? in: “The Christian Century” vom 25. Februar. 1998, S. 202f, ferner über den Streit um Bonhoeffers Anerkennung durch Yad Vashem in IBG-Bonhoeffer Rundbrief Nr. 57 - November 1998, S. 3-11 und IBGBonhoeffer Rundbrief Nr. 58 - März 1999, S. 11 - 15.
10 Nach der Darstellung von Christine-Ruth Müller, a. a. O. , S. 310f, dort auch die Belege für die Zitate.
11 Winfried Meyer: Unternehmen Sieben - Eine Rettungsaktion für vom Holocaust Bedrohte aus dem Amt Ausland/ Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht, Frankfurt a. M. 1993, S. 458; zu von Dohnanyi ferner: Christoph Strohm: Theologische Ethik im Kampf gegen den Nationalsozialismus - Der Weg Dietrich Bonhoeffers mit den Juristen Hans von Dohnanyi und Gerhard Leibholz in den Widerstand, Heidelberger Untersuchungen zu Widerstand, Judenverfolgung und Kirchenkampf im Dritten Reich Band 1, Christian Kaiser Verlag, München 1989, S. 231 - 289.
12 Hierauf macht Asta von Oppen in ihrer Studie “Der unerhörte Schrei ...”, S. 95, aufmerksam. Die Thematik “Mitleiden” bei Bonhoeffer” verdient es, besonders untersucht zu werden.
13 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 12): Berlin 1932 - 1933, Christian Kaiser Verlag/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, S. 308.
14 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 12): Berlin 1932 - 1933, Christian Kaiser
Verlag/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, S. 157, Anmerkung
20, Bonhoeffer habe gegen den Gegensatz, den die Gnostiker aufgebaut hätten:
“Judengott und Gott des NT”, festgestellt: “Wir dürfen
nicht spalten.
Aber auch nicht die Einzigartigkeit des Christus zerreißen. Gott ist einer.”
15 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 14): Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935 - 1937 Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1996, S. 113.
16 Vgl. hierzu Pinchas E. Lapide: Bonhoeffer und das Judentum, S. 116 - 130.
17 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 13): London 1933- 1935, Christian Kaiser Verlag/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1994, S. 204f, Brief vom 11. 9. 1934 aus London an Erwin Sutz.
18 Vgl. dazu den Briefwechsel zwischen dem rheinischen Sozialpfarrer Wilhelm
Menn und Generalsuperintendent Ernst Stoltenhoff in “Wir verwerfen die
falsche Lehre - Arbeits- und Lesebuch zur Barmer Theologischen Erklärung
und zum Kirchenkampf”, hg. von Günther van Norden/ Paul Gerhard Schoenborn/Volkmar
Wittmütz, Jugenddienst Verlag, Wuppertal 1984, S. 18f. Menn hatte unter
anderem geschrieben: “Die persönliche Verfolgung von Menschen, deren
‘Schuld’ entweder in einer politischen Überzeugung oder in
der Zugehörigkeit zu einer Rasse besteht und in nichts anderem, diese Verfolgung
mit der deutlichen Absicht der Existenzvernichtung, das schlägt der einfachsten
sittlichen Einsicht ins Gesicht. Es zeigt sich, daß man nicht jahrelang
Massen schreien lassen kann: ’Juda verrecke!’ ohne daß man
einmal diesem brutalen Vernichtungswillen Raum gibt. Und unser ‘christliches’
Volk jubelt. Ich habe noch nie so wie jetzt an meinem Volk innerlich gezweifelt.”
Stoltenhoff antwortete: “Dafür habe ich einiges Verständnis,
daß der
angesammelte Groll über das, was das Presse, Börse, Theater und so
weiter beherrschende Judentum uns angetan hat, sich auf einmal energisch Luft
macht ... Der einzelne vermag gegen die urgewaltige Bewegung unserer Gegenwart
so gut wie nichts. ... In meinem Herzen und in meinem Hause
haben die Farben Schwarz-Rot-Gold keine Sekunde einen Platz gehabt. Ich habe
bis auf diese Stunde immer sehr weit rechts gestanden.”
19 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 12): Berlin 1932 - 1933, Christian Kaiser
Verlag/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, S. 58f - Durch die
Verordnung “zum Schutz von Volk und Staat” vom 28. 2. 1933 waren
wesentliche Grundrechte, darunter auch das Post- und Fernsprechgeheimnis, außer
Kraft gesetzt.
20 Dietrich Bonhoeffer Werke( DBW 12): Berlin 1932 - 1933 Christian Kaiser
Verlag, Gütersloh 1997, S. 349 - 358. In: Wolfgang Huber/Ilse Tödt
(Hg.): Ethik im Ernstfall - Dietrich Bonhoeffers Stellung zu den Juden und ihre
Aktualität, Internationales Bonhoeffer Forum, Band 4, Christian Kaiser
Verlag, München 1982, - finden sich zwei gründliche Arbeiten zu diesem
Text: Heinz Eduard Tödt: Judendiskriminierung 1933 - der Ernstfall für
Bonhoeffers
Ethik (S. 139 - 183), und: Ernst Albert Scharffenorth: Die Kirche vor der Bekenntnisfrage
- Bonhoeffers Aufruf zur Solidarität mit den Juden (S. 184 234); ferner
die Arbeit von Christoph Strohm (siehe Fußnote 11).
21 DBW 12, S. 350.
22 Das ist Heinz Eduard Tödts gut begründete These.
23 Vgl. Eberhard Bethge, Status confessionis - was ist das? Anmerkungen aus
dem eigenen Erfahrungsbereich, in: Ders.:, Bekennen und Widerstehen - Aufsätze,
Reden, Gespräche, Kaiser Verlag, München 1984, S. 50 -86; Ludwig Kaufmann/
Nikolaus Klein, Ökumene der Märtyrer, S. 383 - 393,
besonders S. 388ff, in Edward Schillebeeckx (Hg.), Mystik und Widerstand, Theologie
im Ringen um Geschichte und Gesellschaft, FS für Johann Baptist Metz, Matthias
Grünewald Verlag, Mainz 1988.
24 Vgl. hierzu: Christine-Ruth Müller, Bekenntnis und Bekennen - Dietrich Bonhoeffer in Bethel (1933) - ein lutherischer Versuch, Studienbücher zur kirchlichen eitgeschichte, Band 7, Christian Kaiser Verlag, München 1989.
25 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 12): Berlin 1932 - 1933 Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1997, S. 376.
26 Vischer schrieb darüber an Karl Barth: DBW 12, S. 402, Fußnote 74: “Die Leute um Bodelschwingh haben von mir Sätze über die Stellung der Kirche zu den Juden verlangt. ... Sie wollten (auch) ... Sätze über die ungetauften Juden. Ich habe nun zusammengestellt, was, soweit ich höre, die Bibel dazu sagt. Ich wundere mich nicht darüber, daß die Leute, die sie wünschten - mit Ausnahme Bonhöffers (sic!) - , meinen Sätzen nicht zustimmen.”
27 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 12): Berlin 1932 - 1933, Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1997, S. 402 - 406.
28 Kurt Dietrich Schmidt, Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933, Verlag Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1934, S. 128.
29 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 12): Berlin 1932 - 1933, Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1997, S. 123.
30 Ebda, S. 408 - 415.
31 Ebda, S. 411f.
32 Ebda, S. 414.
33 Ebda, S. 141 - 144, Zitat S. 143f.
34 Kurt Dietrich Schmidt, Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen
zur Kirchenfrage des Jahres 1933, Verlag
Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1934, S. 77.
35 Aus einem Brief vom 15. Juni 1939 an Henry Smith Leiper, USA, in: Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 15): Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937 - 1940, Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1998, S. 188.
36 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 12): Berlin 1932 - 1933, Christian Kaiser
Verlag, Gütersloh 1997, S.133 - 135;
Übersetzung S. 527.
37 Vgl. dazu Christine-Ruth Müller, a. a. O., S. 57f.
38 Eberhard Bethge: Dietrich Bonhoeffer und die Juden, a. a. O. S. 195.
39 Dietrich Bonhoeffer, Gesammelte Schriften, hg. von Eberhard Bethge, Band
3, Christian Kaiser Verlag, München 1960, S. 323f. und: Dietrich Bonhoeffer
Werke (DBW 14): Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935 - 1937, Christian
Kaiser Verlag, Gütersloh 1996, S. 421.
40 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 14): Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde
1935 - 1937, Christian Kaiser
Verlag, Gütersloh 1996, S. 894.
41 Ebda, S. 904, Fußnote 97.
42 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 14): Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde
1935 - 1937, Christian Kaiser
Verlag, Gütersloh 1996, S. 425f - Dietrich Bonhoeffer, Gesammelte Schriften,
hg. von Eberhard Bethge, Band 3, Christian Kaiser Verlag, München 1960,
S. 327.
43 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 14): Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935 - 1937, Christian Kaiser Verlag, Gütersloh 1996, S. 756.
44 Ebda, S. 928.
45 Zitiert nach Robert Leicht: “Als Radikaler im religiösen Dienst
- Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das
Erdreich besitzen”, Teil III der ZEIT-Serie über die Bergpredigt,
Die ZEIT, Nr. 16, 15. April 1999, S. 55.
46 Zitiert nach:“Wir verwerfen die falsche Lehre - Arbeits- und Lesebuch
zur Barmer Theologischen Erklärung und zum
Kirchenkampf”, hg. von Günther van Norden/Paul Gerhard Schoenborn/Volkmar
Wittmütz, Jugenddienst Verlag,
Wuppertal 1984, S. 154.
47 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 4), Nachfolge Christian Kaiser Verlag, München 1989, S. 123.
48 Ebda, S. 123.
49 Ebda, S. 252f.
50 Es handelt sich um das “Memorandum zur Judenfrage” vom Oktober
1938 des Schweizerischen evangelischen
Hilfswerkes für die Bekennende Kirche in Deutschland: “Das Heil kommt
von den Juden”. Verfasser ist Wilhelm Vischer, der damals nicht mehr in
Bethel, sondern in Basel arbeitete. Dieser Text kursierte in Abschriften im
radikalen Flügel der Bekennenden Kirche. 51 Eberhard Bethge, Bonhoeffer
unter den Verstummten? Bonhoeffers Situation am 9. 11. 1938, in: ders.: ”Erstes
Gebot und Zeitgeschichte - Aufsätze und Reden 1980 - 1990, Christian Kaiser
Verlag, München 1991, S. 100 - 111.
52 Vgl. hierzu Eberhard Bethge, Dietrich Bonhoeffer und die theologische Begründung
seines Widerstands, S. 57ff, in:
ders.: Am gegebenen Ort, Aufsätze und Reden, Christian Kaiser Verlag, München
1979, S.48-62.
53 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 15): Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate
1937 - 1940, Christian Kaiser
Verlag, Gütersloh 1998, S. 210 Dietrich Bonhoeffer, Gesammelte Schriften,
hg. von Eberhard Bethge Band 1, Christian Kaiser Verlag, München 1958,
S. 577, vgl. S. 320.
54 Siehe hierzu: Christoph Strohm, Teilnehmen am Schicksal Deutschlands -
Dietrich Bonhoeffers Weg und ntscheidung,
in: IBG Bonhoeffer Rundbrief - Mitteilungen der internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft,
Sektion Bundesrepublik Deutschland Nr. 46, Februar 1995, S. 5-39.
55 Der Darmstädter Historiker Christof Dipper sieht hier die entscheidende
Differenz zwischen Bonhoeffers Familie und der Mehrheit der Verschwörer.
Er schreibt in “Die ZEIT” vom 1.7.1994, S.70: “Die Überzeugung,
es gebe wirklich eine ‘Judenfrage’, die der Staat zu lösen
habe, schwächte von vornherein die Kritikfähigkeit und Abwehrbereitschaft.
... Waren die Offiziere erst zwischen 1939 und 1941, und zwar durch schockierende
Begegnungen mit den Vernichtungspraktiken,
zu Gegnern des Regimes geworden, .... so hatte Bonhoeffer solcher Erlebnisse
nicht bedurft. Rassenantisemitismus
war ihm seit jeher gänzlich fremd, der Unrechtscharakter des Regimes erschloß
sich ihm, sobald dieses die Juden zu verfolgen begonnen hatte, also schon 1933
und später. Dies war auch das wichtigste Motiv seines Entschlusses zum
politischen Widerstand. “Für die Mehrheit der Verschwörer hingegen
gelte - im Unterschied zu den Angehörigen der Familie Bonhoeffer oder zu
von Dohnanyi - “daß die ‘Judenpolitik’ des Nationalsozialismus
bis 1938 und unter Umständen sogar bis 1940 kein Motiv zum Widerstand war.”
56 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 16): Konspiration und Haft - 1940 - 1945,
Christian Kaiser Verlag/Gütersloher
Verlagshaus, Gütersloh 1996, S. 214 -217.
57 Winfried Meyer, Unternehmen Sieben - Eine Rettungsaktion für vom Holocaust Bedrohte aus dem Amt Ausland/ Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht, Frankfurt a. M. 1993.
8 Christian Gremmels, “To rescue one or several Jews” - War Dietrich Bonhoeffer an der Rettung von Juden direkt beteiligt? in: IBG: Bonhoeffer Rundbrief Nr. 57 - November 1998, S. 9-11.
59 W. Meyer, Unternehmen Sieben, S. 79f.
60 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 6): Ethik, Christian Kaiser Verlag, München 1992, S. 95.
61 Ebda, S. 130f.
62 Text in: Joachim Beckmann (Hg.): Kirchliches Jahrbuch für die Evangelische Kirche 1933 - 45, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, 2. Auflage 1976, S. 383 - 387.
63 Ebda S. 387f.
64 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 8): Widerstand und Ergebung - Briefe und
Aufzeichnungen aus der Haft,
Christian Kaiser Verlag/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1998, S.
23.
65 Ebda, S. 33f.
66 Ebda, S. 38.
67 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 16): Konspiration und Haft - 1940 - 1945,
Christian Kaiser Verlag/Gütersloher
Verlagshaus, Gütersloh 1996, S. 432ff (Anklageakten gegen Dietrich Bonhoeffer).
68 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 8): Widerstand und Ergebung, S. 226.
69 Ebda, S. 226f.
70 Ebda, S. 499f.
71 Ebda, S. 500f.
72 Ebda,, S. 515f.
73 Ebda, S. 534 - 537.
74 Bertold Klappert, “Weg und Wende Dietrich Bonhoeffers in der Israelfrage
- Bonhoeffer und die theologischen
Grundentscheidungen des Rheinischen Synodalbeschlusses 1980” in: Wolfgang
Huber/Ilse Tödt (Hg.), Ethik im
Ernstfall - Dietrich Bonhoeffers Stellung zu den Juden und ihre Aktualität,
Internationales Bonhoeffer Forum, Band
4, S. 77 - 135, besonders S. 117ff.
75 Dorothee Sölle: “Zum christlichen Antijudaismus”, in:
diess.: Träume mich, Gott - Geistliche Texte mit lästigen
politischen Fragen, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1994, S. 125ff.
76 Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW 16): Konspiration und Haft - 1940 - 1945,
Christian Kaiser Verlag/Gütersloher
Verlagshaus, Gütersloh 1996, S. 468; vgl auch Jørgen Glenthøj:
Die letzten Worte Dietrich Bonhoeffers - das
Motto von Maria Stuart? in: Heinz Eduard Tödt (Hg.), Wie eine Flaschenpost
- Ökumenische Briefe und Beiträge
für Eberhard Bethge, Christian Kaiser Verlag, München 1979, S. 103ff.
Wiedergabe des Artikels mit der freundlichen Genehmigung von: E. Bertel, Redaktion imprimatur, Walter Gieseking Straße 12, 66123 Saarbrücken (29.1.2006); ebenfalls veröffentlicht bei: Transparent Nr. 54 vom Juli 1999
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Externe Links:
http://www.dadalos-d.org/deutsch/Vorbilder/Vorbilder/bonhoeffer/bonhoeffer.htm
Link zur englischen Website der internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft mit Biografie, Bibliografie und vielen weiteren Links zu Forschungsprojekten etc.: www.dbonhoeffer.org
Die Website des Religionspädagogischen Institutes Loccum bietet einen
Unterrichtsvorschlag zum Film:
http://www.rpi-loccum.de/pagbon.html
Das US Holocaust Memorial Museum bietet auf seiner Website eine ‘Online-Ausstellung’
über Bonhoeffer (engl.):
http://www.ushmm.org/bonhoeffer
Website der Internationalen Bonhoeffer Gesellschaft, u.a. von Eberhard Bethge
initiiert:
www.ekir.de/esz/ibg/
Vortrag von Robert Leicht, "Über die Bedeutung Dietrich Bonhoeffers
für den Protestantismus heute.” auf den Webseiten der Evangelischen
Kirche Deutschlands:
http://www.ekd.de/vortraege/154_bonhoeffer.html
Website der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg:
http://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/
Bonhoeffer-Biografie mit Bildern im “lemo” dem “lebendigen
virtuellen Museum” des Dt. historischen Museums:
www.dhm.de/lemo/html/biografien/BonhoefferDietrich/index.html
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