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Die Idee einer Ökumene der Religionen vergleichbar der Ökumene zwischen
den christlichen Konfessionen sei ein Irrweg. Dies stellen Leitlinien fest,
die der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nun veröffentlichte.
Der Rat wirbt mit dem Text "Christlicher Glaube und nichtchristliche Religionen"
für eine gegenseitige Verständigung und Achtung der Religionen, doch
er wendet sich gegen eine gegenseitige Teilhabe an der religiösen Praxis
anderer Religionen. Beim gemeinsamen Gebet müsse im konkreten Fall an dem
Kriterium entschieden werden, ob solches gemeinsames Beten der
befreienden Wahrheit des Evangeliums von Gottes schöpferischer Nähe
beim sündigen Menschen die Ehre gibt oder ob es dieser Wahrheit in den
Rücken fällt", heißt es in EKD-Text
77.
Der Rat der EKD hat die von der Kammer für Theologie ausgearbeiteten Leitlinien "Christlicher Glaube und nichtchristliche Religionen" entgegengenommen und einer Veröffentlichung zugestimmt. Sie erscheinen als EKD-Texte Nr. 77 am 1. August. Damit will sich der Rat der EKD an der Diskussion um die Bedeutung der Religion und des Dialogs zwischen den Religionen beteiligen. Die Leitlinien sollen zu einer Profilierung dieses Dialogs aus evangelischer Sicht beitragen.
Die Argumentation der Leitlinien ist von vier Gesichtspunkten bestimmt:
Erstens: Ausgegangen wird von der Eigenart und dem charakteristischem Profil der jeweiligen Religion und nicht von dem Konstrukt eines allgemeinen theoretischen Religionsbegriffs. "Daraus folgt aber, dass Recht und Sinn der Beanspruchung des Begriffs der 'Religion' an der jeweils konkret bestimmten Gestalt einer Religion ausgewiesen werden muss." Es gilt, "sie als Religionen differenziert wahrzunehmen und sich so in ein Verhältnis zu ihnen zu setzen." Nur so kann ein fruchtbarer Dialog geführt werden. Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung müssen in ein Verhältnis gesetzt werden. "Theologisch zureichend wird eine andere Religion demnach nur verstanden, wenn in dieses Verständnis eingeht, dass sie sich selbst anders versteht. Aber auch dann bleibt die christlich-theologische Betrachtungsweise anderer Religionen dadurch charakterisiert, dass sie diese im Licht des christlichen Glaubens thematisiert."
Zweitens: Die Religionen und die Menschen, die
sie praktizieren, werden von Christen im Lichte der christlichen Botschaft wahrgenommen.
"Das Evangelium besagt, dass Gott schon als Schöpfer allen Menschen
nahe ist. Menschsein heißt: in der Nähe Gottes sein. Darin sind alle
Menschen gleich, welcher Religion sie auch immer angehören. Diese Nähe
des Schöpfers zu allen Menschen erschließt sich in ihrem ganzen Reichtum
und unwiderruflich in Jesus Christus." Dieses Verbindende ist aber zugleich
auch das Trennende. Denn "durch den Glauben an Jesus Christus unterscheidet
sich das Christentum von allen anderen Religionen." Daraus folgt, dass
"ein 'neutraler' Vergleich einzelner mehr oder weniger ins Auge fallender
Gemeinsamkeiten zwischen dem christlichen Glauben und den Religionen schwerlich
als Basis einer
Verständigung zwischen den Religionen taugt." Daraus folgt auch: "Die
Idee einer der christlichen Ökumene vergleichbaren 'Ökumene der Religionen'
ist ... als Irrweg anzusehen."
Drittens: Dass Christen jeden Menschen als Geschöpf
Gottes verstehen, begründet für sie die Unantastbarkeit der Menschenwürde
und veranlasst sie, "sich mit anderen Religionen darüber zu verständigen,
ob ihre Religion nicht auch Impulse enthält, die mit der Intention des
christlichen Schöpfungsglaubens zusammenfallen und darum gemeinsam zur
Geltung gebracht werden können. Dabei werden Christen Angehörige anderer
Religionen fragen, ob und wie sie von ihren Voraussetzungen her die Menschenwürde
und die Menschenrechte zu bejahen oder zumindest anzuerkennen vermögen."
Viertens: Die Leitlinien fordern auf, andere religiöse
Überzeugungen zu achten. Wechselseitige Achtung und Teilhabe an der religiösen
Praxis werden aber klar unterschieden. Zur Achtung gehört es, die eigenen
Positionen offen zu benennen und außerdem "Überzeugungen zu
widersprechen, wenn man Grund hat, sie nicht zu teilen, und es Anlass gibt,
dem Ausdruck zu geben... Christen können aus diesem Grunde auch nicht guten
Gewissens an der religiösen Praxis einer anderen Religion teilnehmen".
Der zuletzt genannte Gesichtspunkt hat auch Konsequenzen für "die
schwerwiegende Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen Christen mit Vertretern
anderer Religionen gemeinsam beten können".
Dies "muss im konkreten Fall an dem Kriterium entschieden werden, ob solches
gemeinsames Beten der befreienden Wahrheit des Evangeliums von Gottes schöpferischer
Nähe beim sündigen Menschen die Ehre gibt oder ob es dieser Wahrheit
in den Rücken fällt."
Quelle: Hannover, 31. Juli 2003, Pressestelle der EKD, Christof Vetter
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