von Faten Mukarker, orthodoxe Christin in Beith Jala
Liebe Freunde in der Ferne
Wer die Wahl hat, hat die Qual, oder ein Gruß aus meinem Gefängnis!
Der Müll vorm Haus häuft sich zu einem Berg an. Die Müllabfuhr
war schon seit Tagen nicht mehr da. Vielmehr seit zum letzten mal die Ausgangssperre
aufgehoben war. In unser Nachbarschaft befindet sich ein Metzger und ein Mann
der Hühner schlachtet. Die Hitze dazu macht den Rest. Ein übler Gestank
der sich ausbreitet sobald man das Fenster öffnet. Vor der Wahl von dem
beißendem Geruch zu ersticken oder von der brodelten Hitze die im Haus
bei geschlossenen Fenstern ist, war die Frage die mich heute den ganzen Tag
beschäftigte.
Zum ersten mal waren so viele Tage vergangen, ohne das wir raus durften Ich muss an Gefangene in einem Gefängnis denken die mindestens einmal am Tag auf einen Hof dürfen um Frische Luft einzuatmen und sich die Beine zu vertreten. Ich spaziere von einer Wand zur anderen, auf und ab und ab und auf .Mein Haus ist mein Gefängnis geworden, doch ohne Hof. Die Tage sind lang geworden, nicht mehr so wie im April. Der Uhrzeiger geht so langsam vorwärts, oder kommt es mir nur so vor? Wochentag und Datum gehören nicht mehr zu meiner Welt. Wie kann Scharon ein ganzes Volk hinter Mauern bringen? Vor den Augen der Welt? Ganz Palästina ist wie ausgestorben, die Strassen Menschenleer. Wo sind die Kinderstimmen und das Kinderlachen? Draußen geblieben. Nur die Panzer ,die Herrscher über Leben und Tod bewegen sich auf unsere Strassen.
Seit dem 19. Juni leben wir unter Ausgangssperre und ein Ende ist nicht abzusehen.
Die Menschen sind am Ende ihrer seelischen, körperlichen und wirtschaftlichen
Grenzen angelangt. Gott gib mir Kraft das alles auszuhalten.
Wir haben einen Todesfall in der Familie, er ist schon mehrere Tage tot , doch
man konnte ihn nicht beerdigen, wir warten auf die wenigen Stunden wo man uns
raus lässt. Auch die Hochzeit meiner Cousine ist schon zweimal verschoben.
Beerdigung und Hochzeit haben kein Datum mehr. Alles heißt nur noch, bis
zur der nächsten Aufhebung. Wir bekommen dadurch westliche Züge. Man
fängt an sich einen Zeitplan vorzubereiten. Ich fange an auszurechnen ob
ich es schaffe, zur Beerdigung , zur Hochzeit, zum Zahnarzt, und das allerwichtigste
einkaufen zu gehen bevor die Panzer wiederkehren.
Salam Faten Mukarker
Virginstr.
Beit-Jala/Bethlehem
Palästina
(Quelle: "EMS-Informationsdienst zur Lage im Nahen Osten", 12.7.02)
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