von Anne Lehmann
Die ursprüngliche Heimat des Volkes Sinti und Roma ist das indische Punjab.
Heutzutage bezeichnet man sie meistens als Zigeuner, wie diese Minderheit allerdings
nicht genannt werden möchte. Sprachwissenschaftler bezeichnen sie als „Ciganch“
(Musiker, Tänzer) oder als „Atciganoi“ (Unberührbare).
Ihre Sprache heißt Romanes, die sich aus dem indischen Sanskrit entwickelt
hat.
Zwischen dem 8. und 12 Jahrhundert kamen sie nach Europa, wo sie ihren Lebensunterhalt
als Schmiede, Werkzeugmacher, Kesselflicker, Scherenschleifer, Korbflechter,
Pferdehändler und manche auch als Musikanten oder Künstler. Große
Gruppen ließen sich im osteuropäischen Raum nieder, andere zogen
weiter nach Westeuropa. Wo 1932 in Hildesheim Sinti erstmals urkundlich erwähnt
wurden. Den Sinti und Roma wurde schon immer eine Außenseiterrolle zugesprochen,
dadurch wurden etwa ab dem 16. Jahrhundert in ganz Europa Zigeuner-feindliche
Gesetze erlassen.
1926 trat in Deutschland das Gesetz zur Bekämpfung von Zigeunern, Landfahrern
und Arbeitsscheuen in Kraft, was die Basis für die Ausrottungspolitik der
Nazis war.
Während des dritten Reiches erreichte die menschenverachtende Behandlung
der Sinti und Roma ihren Höhepunkt, was schon gleich nach der Machtübernahme,
Anfang der Dreißiger mit der Erhöhung der Mieten und verminderten
Rechten begann. Dann wurden auch schon die ersten Sinti und Roma in sogenannte
„Zigeunerlager“ deportiert.
Am 1 Juni 1938 wurde der Runderlass zur Bekämpfung der Zigeunerplage (Asozialenerlass)
herausgegeben.
Ab Mitte Oktober veranlasste Heinrich Himmler den Festschreibungserlass. Die
Sinti und Roma bekamen feste Wohnsitze zugeordnet, die sie nicht mehr verlassen
durften. Diese Einrichtungen dienten zur Zählung und Einteilung dieses
Volkes, um sie später zu deportieren. Gleichzeitig veranlasste Himmler
die rassenbiologische Forschung für Zigeuner und Zigeunermischlinge. Als
die Sinti und Roma 1940 ins polnische Generalgouvernement eingewiesen waren,
wurden von Reichsärzten Zwangssterilisationen durchgeführt, um minderwertig
eingestufte Bevölkerungsgruppen auf diese Weise auszurotten.
Im Herbst 1941 brach im „Zigeunerlager“ im Ghetto Lodz die Typhus-Epidemie
aus. Die Opfer dieser Epidemie wurden auf dem jüdischen Ghettofriedhof
begraben. Ende 1941 bis Anfang 1942 wurden in Südosteuropa Zehntausende
Roma systematisch ermordet und in Serbien wurden sie gezwungen, zur Erkennung,
gelbe Armbinden mit der Aufschrift „Zigeuner“ tragen.
Im Mai 1942 erging die Anordnung in Kroatien alle Sinti und Roma zu deportieren.
Im Lager Jasenovac wurden 10.000 bis 40.000 von ihnen ermordet.
Am 16. Dezember wurde von Himmler angeordnet alle noch lebenden Sinti und Roma
in Konzentrationslager zu bringen.
1943 starben in Auschwitz-Birkenau im Lagerabschnitt B2e 20.000 „Zigeuner
an Hunger, Misshandlungen, Krankheiten und medizinischen Experimenten. Im Januar
wurden die letzten Angehörigen des „Zigeunervolkes“ nach Auschwitz
gebracht, diesmal wurde allerdings eine Selektion durchgeführt. Arbeitsfähige
blieben vorerst am Leben, Arbeitsunfähige wurden auf direktem Weg in die
Gaskammer geschickt.
Am 16. Mai konnten die „Bewohner“ des Zigeunerlagers ihre Ermordung
mit einer einmaligen Widerstandsaktion abwenden, indem sie sich mit Steinen
und Werkzeugen bewaffneten und verbarrikadierten.
Am 3. August 1944 wurde, nach der Vergasung der letzten 3000 überlebenden Sinti und Roma, das „Zigeunerlager“ in Auschwitz-Birkenau aufgelöst.
Insgesamt fielen 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma dem Rassenwahn der Nationalsozialisten und systematisch geplanten Völkermord zum Opfer.
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