Franz von Hammerstein, Theologe, Mitgründer und Ehrenvorsitzender des
Kuratoriums von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste starb in den frühen
Morgenstunden des 15. August 2011 im Alter 90 Jahren. Franz von Hammerstein
gehörte über Jahrzehnte zu denjenigen evangelischen Theologen, die
sich nach 1945 für eine intensive gesellschaftliche und innerkirchliche
Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus einsetzten. Aus den persönlichen
Erfahrungen seiner Familie und der eigenen Haft als „Sippenhäftling“
in den Konzentrationslagern Buchenwald, Regensburg und Dachau – entstand
von Hammersteins lebenslanges Engagement für den christlich-jüdischen
Dialog und internationale Verständigung. Dafür wurde er im Jahr 2001
mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Im Jahr 2003 erhielt er gemeinsam mit Günter Särchen und Richard Nevermann
den Lothar- Kreyssig-Friedenspreis. Bis ins hohe Alter hinein blieb Franz von
Hammerstein seinem Engagement treu: Als Ehrenvorsitzender des Kuratoriums von
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, deren Generalsekretär er von
1968 – 1975 war, als Vorsitzender der Stiftung West-Östliche Begegnungen
und im Arbeitsausschuss der Stiftung „Topographie des Terrors“.
„Sein Mut, schon frühzeitig und gegen viele Widerstände die
Mitverantwortung von Gesellschaft und Kirchen an den Verbrechen des Nationalsozialismus
zu thematisieren und Konsequenzen zu fordern, haben Generationen ermutigt und
vieles und viele bewegt,“ sagt Dr. Elisabeth Raiser, Vorsitzende von Aktion
Sühnezeichen Friedensdienste. „Insbesondere sein Engagement für
den christlich-jüdischen Dialog und internationale Verständigung über
konfessionelle und weltanschauliche Grenzen hinweg sind uns bleibender Auftrag.“
„Wir sind dankbar für dieses Leben,“ sagt Dr. Christian Stafffa,
ASF-Geschäftsführer. „Franz von Hammerstein hat uns und viele
andere über Generationen hinweg inspiriert und ermutigt, die Auseinandersetzung
mit dem Nationalsozialismus kreativ, lebendig und international weiterzuführen.“
Als junger Mann im nationalsozialistischen Deutschland schloss Franz von Hammerstein
eine Ausbildung zum Industriekaufmann ab und arbeitete bei Krupp. Sein Vater
Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord trat 1934 aus Protest gegen die nationalsozialistischen
Machthaber von seinem Posten als Generaloberst der Wehrmacht zurück. Seine
Brüder Kunrat und Ludwig von Hammerstein-Equord waren an der Planung und
Durchführung des gescheiterten Attentats vom 20. Juli 1944 beteiligt. Franz
von Hammerstein wurde daraufhin im August 1944 verhaftet und als sog. „Sippenhäftling“
u.a. in den Konzentrationslagern Buchenwald, Regensburg und Dachau inhaftiert.
Er wurde schließlich auf dem Todesmarsch von us-amerikanischen Soldaten
befreit. Von 1948 bis 1950 studierte Franz von Hammerstein evangelische Theologie
an der Universität Göttingen, am Theological Seminary Chicago und
an der Howard University in Washington D.C.. Das Examen und Vikariat absolvierte
er 1954 in Deutschland. Er heiratete 1952 die Schweizer Theologin Verena Rordorf.
Als Leiter der Evangelischen Industriejugend gehörte er zu den Unterstützern
und Förderern der Gründung von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste
1958 durch den damaligen Präses Lothar Kreyssig. Von 1968 bis 1975 war
von Hammerstein Generalsekretär von Aktion Sühnezeichen. Zwischen
1978 und 1986 arbeitete er als Direktor der Evangelischen Akademie in Berlin.
Quelle: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Auguststr. 80, 10117 Berlin, www.asf-ev.de, Tel. 030-28395184
Unterstützen Sie uns, indem Sie Ihre Buchbestellung dirket online bei unserem Partnerversand tätigen! Büchersendungen werden in Deutschland versandkostenfrei verschickt, die Bezahlung erfolgt einfach per Rechnung oder Bankeinzug.