Appell an Sharon: Teufelskreis der Gewalt durchbrechen

Genf, 13. März 2002 (LWI) - Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat nachdrücklich gegen die Besetzung und Beschädigung des lutherischen Schul- und Rehabilitationszentrums "Dar al Kalima" (Haus der Begegnung) in Bethlehem durch israelisches Militär protestiert. In einem Schreiben an den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon forderte der LWB-Generalsekretär die Einstellung derartiger militärischer Aktionen sowie den Wiederherstellung der beschädigten Gebäude.

"Orte wie diese Einrichtung sind Oasen der Hoffnung in einer Wüste der Gewalt, und die militärische Besetzung einer solchen Einrichtung stellt eine schwerwiegende Verletzung dieser Hoffnung sowie der Prinzipien des humanitären Völkerrechts dar", betonte Noko in seinem Schreiben.

Nach Berichten des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELKJ), Munib A. Younan, hatte die israelische Armee das Gelände des Schul- und Rehabilitationszentrums im Süden Bethlehems am 9. sowie erneut am 11. März mit Panzern besetzt.

Nach Angaben des Leiters der Schule, Pfr. Dr. Mitri Raheb, haben sich die israelischen Truppen inzwischen vom Schulgelände zurückgezogen, die Panzer stünden nun in 100 Meter Entfernung. Nach einer Besichtigung der Gebäude berichtete Raheb von einem Ausmass an Beschädigung und Zerstörung, dass nur als Vandalismus bezeichnet werden könne. Zahlreiche Türen und Fenster seien zerstört worden, ein Panzer habe die Eckwände eines Schulgebäudes eingefahren und die Schulräume seien verwüstet worden. Christliche Symbole wie Kreuze seien entfernt und zerstört worden, ebenso zahlreiche Zeichnungen und Bilder von SchülerInnen.

Er frage sich, so Raheb, was israelische Soldaten dazu habe treiben können, auf Kinderbildern herumzutrampeln. Die LehrerInnen hätten nun grosse Angst vor der Reaktion ihrer SchülerInnen, wenn sie dieses Ausmass der Zerstörung sehen, berichtet Raheb. Es sei immer versucht worden, den Kindern Gewaltlosigkeit zu vermitteln. Das Schulpersonal werde daran festhalten, die Kinder zu lehren, Unrecht nicht zu akzeptieren.

Die Schule ist eine Einrichtung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELKJ) und wird von rund 240 christlichen und muslimischen SchülerInnen besucht. Das Zentrum zur Behandlung traumatisierter Kinder und Erwachsener aus dem Gebiet von Bethlehem stand kurz vor seiner Fertigstellung und sollte am 24. Mai eröffnet werden.

In einer Erklärung verurteilte der palästinensische Bischof Munib A. Younan am 11. März die Besetzung der lutherischen Einrichtung durch die israelische Armee als Bruch des Völkerrechts. Er äusserte die Befürchtung, dass diese Besetzung offenbar Teil einer Reihe von Militäraktionen sei, in denen Schulen, Krankenhäuser und medizinisches Personal angegriffen würden.

Bereits am 8. März hatte LWB-Generalsekretär Noko in einem Schreiben an Ministerpräsident Scharon zu einer Beendigung der militärischen Besetzung des Gazastreifens und des Westjordanlands aufgerufen. Er appellierte an Scharon, sowohl im Interesse des israelischen als auch des palästinensischen Volkes, deren Kinder in dem Konflikt verwickelt seien, "die Initiative zu ergreifen und den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen, damit das palästinensische Volk neue Hoffnung schöpfen kann."

Die Beendigung der täglichen Demütigung und Unterdrückung der Palästinenser und die Rückkehr an den Verhandlungstisch stelle, so Noko, die einzige Hoffnung auf eine friedliche Zukunft sowohl für Israelis als auch für Palästinenser dar, die eine Möglichkeit finden müssten, "auf dem kleinen Stück Land, das sie beide bewohnen, nicht nebeneinander zu sterben", sondern zu leben.

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