von Bernhard Gerlach
In allen Religionen spielt das Wasser eine besondere Rolle. Unter religionswissenschaftlicher und theologischer Betrachtungsweise lassen sich Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie historische Abhängigkeiten untersuchen.
JÜDISCHES TAUCHBAD MIKWE (Mikwé, Míkwe) |
CHRISTLICHE TAUFE (k.=kath./orth.) |
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Wasser |
„Lebendiges Wasser“, fließendes Wasser, Quellwasser, Grundwasser; eine Menge, die zum Untertauchen ausreicht |
Wasser, auch Leitungswasser Geweihtes Wasser (k.) |
Wo? |
Mikwe, Kellerquellenbad, Fluss (Das natürliche Wasser in der Mikwe kann heute mit zusätzlichem Wasser, evtl. erwärmt, ergänzt werden.) |
Taufbecken, Taufschale, Gewässer (Fluss, See), Schwimmbad, Baptisterium |
Wie? |
Ganz untertauchen (Tewilá) |
Untertauchen, übergießen, besprengen |
Segensspruch | Taufformel | |
Wer tauft/taucht? |
Männer und Frauen sich selbst |
Pfarrer(in), ein Christ |
Wer wird getauft/getaucht? |
Männer und Frauen |
Kleinkinder, auch Erwachsene |
Wie oft? |
Regelmäßig (traditionelles Judentum) |
Einmal Keine „Umtaufe“ (gegen die „Wiedertäufer“) Weihwasser (k.) als Erinnerung an die Taufe |
Wozu? |
Rückkehr
zur Quelle der Schöpfung, |
Christ werden, Zusage der Gnade Gottes, ein „neuer Mensch“ |
Untertauchen als Ritus, Symbol | Symbolische Handlung | |
Rituelle Reinheit, Heiligung | Sündenvergebung | |
Warum? |
Bei Konversion (Jude werden), d.h. Zugehörigkeit zum Judentum Nach Menstruation / Geburt (verheiratete Frauen) Vor Sabbat und Festtagen (Männer) Hygienische Reinigung jeweils vorher Untertauchen von neu erworbenem Geschirr (kaschern, toweln) |
Getauft auf den Namen Jesu Christi Zugehörigkeit zum Christentum Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde Zugehörigkeit zum Volk Gottes |
Seit wann? |
Schon im alten Israel (3. Mose 11-19) Tempeldienst (bis 70 .Chr.) Qumran Rabbinische Festlegungen seit dem 2. Jh. |
Jesus: Taufe durch Johannes im Jordan (Umkehrtaufe) Taufe als rituelle Handlung seit dem Urchristentum, Heidenmission |
Quellen |
3. Mose, Mischna Traktat Mikwaot, b.Chag, Schulchan Aruch, I.M.Lau 1993, M.M.Ydit1984 |
Mt 28,19 Joh 3,5 Joh 3,22 Röm 6 Apg 2,38 Apg 9,18 Apg 10,47f 1Petr 3,21 |
Heute |
Orthodoxes Judentum (feste Tradition, Familienreinheit) Konservatives Judentum (bestimmte Formen) Reformjudentum (nur bei Konversion) |
Taufe: gemeinsames Grundsakrament aller christlichen Kirchen |
Missver-ständnisse |
Mikwe dient nicht der „Sündenvergebung“ Untertauchen selbst kein Reinigungsbad |
Theol. Diskussion zur Kindertaufe |
Begriff |
Tauchbad, Ritualbad (nicht: Frauenbad, Reinigungsbad) andere Schreibweisen: miqwäh, mikwá, Plural: mikwaót, miqwa’óthَ |
baptism, baptême, battesimo, doop, крещение |
ISLAM
Grundlage für die rituelle Reinheit und die Reinigungsvorschriften sind die Suren 4,43 und 5,6 und verschiedene Hadithe. Es gibt zwei Grade der Unreinheit und deshalb die kleine (wudu) und die große Waschung (gusl). Die kleine Waschung (Hände, Gesicht, Arme, Kopf, Füße) wird z.B. vor dem salát (Pflichtgebet) durchgeführt. Die große Waschung besteht in einem Untertauchen des ganzen Körpers einschließlich der Haare in einem Tauchbecken mit reinem Wasser. Hier gibt es Parallelen zur Mikwe, ebenso in den Gründen für rituelle Unreinheit. (Vgl. Lexikon der islamischen Welt, 3 Bände, 1974ff)
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