„Vorbei – es ist nie vorbei“
Beiträge zur Geschichte der Juden in Neustadt an der Weinstraße

Hg. von Paul Habermehl und Hilde Schmidt-Häbel
Schriftenreihe der Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein Pfalz 13
Bezug über Paul Habermehl, 06321/ 80714


Vergangenes und gegenwärtiges jüdisches Leben in der Pfalz – ein lange noch nicht vollständig aufgearbeitetes Thema. Mit ihrem Buch „Vorbei – Nie ist es vorbei“ ist den Herausgebern Paul Habermehl und Hilde Schmidt-Häbel ein außergewöhnlich vielseitiger Wurf gelungen, Geschichte und Gegenwart der Juden in der Region neu ins Licht zu rücken.

„Tiefen und Untiefen der Vergangenheit“ werden mit „Biographischen Notizen“ von Menschen jüdischen Glaubens aus der Region und mit Beispielen „Jüdischen Lebens“ verbunden. Dabei spannt Berthold Schnabel den Bogen vom mittelalterlichen Neustadt bis in die Neuzeit, gefolgt von Friedrich Burckhardt, Hilde Schmidt-Häbel, Hannes Ziegler und Martina Ruppert-Kelly, die Einzelaspekte des Lebens und der Verfolgung von Juden in Neustadt dokumentieren. Das Interview Paul Habermehls mit dem langjährigen Geschäftsführer der jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz rundet den Blick in die Geschichte ab, schlägt die Brücke zur aktuellen Situation der Gemeinde in Neustadt und den Biographischen Notizen von Claus Peter Westrich, Hilde Schmidt-Häbel und Heiko Müller. Hier werden Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts wie der Pädagoge Ignaz (Isaak) Lehmann (1812-1875), Mitbegründer des Pfälzer Schulblattes (1842) und Gründer einer Knaben-Lehranstalt in Neustadt oder der „Stadtschreiber“ (Verwaltungsleiter) Neustadts Leon Levi (1814.1902) vorgestellt. Das Schicksal von Karl Strauß, Lehrer am Altsprachlichen Gymnasium (heute Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium), der in der NS-Zeit aus dem Dienst entfernt wurde, steht neben der Geschichte heute noch existierender Häuser mit jüdischen Bewohnern in den Jahren bis zur NS-Herrschaft. Die Geschichte deren Bewohner wird weiterverfolgt und lässt so, wie dies die Neustadter „Stolpersteine“ tun, Gebäude der Gegenwart von der Vergangenheit sprechen und zu Steinen des Anstoßes werden.

Die Aufbereitung des Buches gibt, mit den Quellen, den historischen Fotographien und Lithographien, den Zeitungsausschnitten und den Detailaufnahmen von Gebäuden, einen kurzweiligen und bildhaften Eindruck der Vielfalt jüdischen Lebens. Dabei ist noch nie veröffentlichtes Bildmaterial wie eine Postkarte aus dem Konzentrationslager Gurs oder ein historischer Stadtplan von Neustadt, auf dem Häuser mit jüdischen Bewohnern markiert sind. Das Buch eignet sich so bestens zur persönlichen Lektüre, als ein etwas anderer Stadtführer durch Neustadt und zur Bildungsarbeit in Schule oder mit Erwachsenen.

Michael Landgraf

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