Die Geschichte Israels

von Stefan Meißner


13.Das Nordreich Israel bis zu seinem Untergang

13.1 Die Quellen

Literatur
H. Donner: Geschichte Israels und seiner Nachbarn in Grundzügen, 2 Bde. 2. Aufl. Göttingen 1995
- Bd. 2: Von der Königszeit bis zu Alexander dem Großen. Mit einem Ausblick auf die Geschichte des Judentums bis Bar Kochba
H. Tadmor, in Ben Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes, München 1992, S. 140ff.

Empfohlene Literatur: Geschichte des jüdischen Volkes von Ben Sasson

Hier klicken! Dieses Standardwerk bietet einen Überblick über 3000 Jahre jüdischer Geschichte vom zweiten Jahrtausend v. Chr. bis zur Gründung des Staates Israel. Das von international renommierten Autoren verfaßte Werk gilt inzwischen als Klassiker. Eine vergleichbare Summe der jüdischen Geschichte wurde seither nicht mehr vorgelegt. Erzählt wird die Geschichte aus der Fülle der schriftlich und mündlich überlieferten Quellen. Zugleich aber werden die wichtigsten Beiträge der Archäologie und anderer Wissenschaften zur Erforschung der jüdischen Geschichte berücksichtigt. Über den Autor
Haim Hillel Ben-Sasson (1914-1977) lehrte seit 1949 Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Er war einer der wichtigsten Vertreter der jüdischen Geschichte in Israel. (Quelle: amazon.de)

Die Hauptquellen für die Königszeit sind die beiden Königsbücher und die Chronikbücher. Beide Werke sind erst im bzw. nach dem babylonischen Exil entstanden, enthalten aber z.T. alte Quellen. Dazu gehören die in 1 Kön 14,29; 15,23 u.ö. genannte Chronik der Könige von Israel und Juda, aber evt. auch Aufzeichnung aus dem Umkreis des Jerusalemer Tempels (vgl. 1 Kön 14,25-28; 1 Kön 18,14-16). Die Königsbücher gelten in der Regel als historisch ergiebiger als die Chronikbücher, da diese jenen in der Regel als Vorlage dienten, also näher am geschehen sind.

13.2 Allgemeine Charakterisierung der Epoche

Die beiden Teilstaaten Israel und Juda waren nach der Reichsteilung nur ganz selten wirklich unabhängig. Von einer jüdischen Eigenstaatlichkeit kann deshalb nur mit Einschränkungen gesprochen werden.
Sehr oft lehnte man sich an eine der Großmächte der Region an, oft nahm man sogar die Vasallität in Kauf, um dann wieder (v.a. in Zeiten von Thronwirren) von ihr abzufallen - was meist eine Strafexpedition nach sich zog mit mehr oder minder verheerenden Folgen.
In diesem ständigen Wechsel waren die politischen Verhältnisse im Südreich aufs Ganze gesehen deutlich stabiler als im Norden. Das liegt zum einen sicher daran, dass Juda im Vergleich zum nördlichen Bruderstaat ein ziemlich kleines bedeutungsloses Gebilde am Rande der Weltgeschichte war. Israel hingegen lag an wichtigen Verkehrsknotenpunkten und war auch durch seine geographische Lage leichter zugänglich als der gebirgige Süden. Außerdem beherbergte Israel eine wesentlich heterogenere Bevölkerung, was ebenfalls destabilisierend wirken musste. Ob an der Instabilität des Nordens auch das alte charismatische Königsideal schuld ist, das einer Dynastiebildung negativ gegenüber steht, ist umstritten. Nach H. Tadmor ist der dynastische Gedanke Allgemeingut im ganzen Alten Orient, also auch in Israel. Wenn Dynastien scheitern, dann „nicht infolge mangelnden Charismas, sondern aus politischer Schwäche“ (in: Ben-Sasson, 140).


13.3 Jerobeam I. (927-907) und seine „Sünde“

Bronzefigurine des
kaanäischen Gottes Baal
(Ugarith, 14.-12.Jhd.v.Chr.)

Die Befreiung der Nordstämme von drückenden Joch der salomonischen Fron geschah wahrscheinlich unter Berufung auf den Gott der Väter, der Israel aus der ägyptischen Knechtschaft befreit hatte (1 Kön 12,28b). Es gibt auffällige erzählerische Parallelen zwischen dem Jerobeamaufstand und der frühesten literarischen Ausgestaltung der Exodustradition, die hier ihre entscheidende Prägung erhalten haben könnte (R. Albertz).
Mit der Errichtung von Staatsheiligtümern in Dan und Betel (1 Kön 12,28) schuf Jerobeam ein Gegengewicht zum Tempel in Jerusalem.
Hier ließ er Stierbildern aufstellen, wovon die Erzählung vom Goldenen Kalb (Ex 32) ein Reflex sein mag. Diese Stierbilder, dessen Aufstellung das DtrG als die „Sünde Jerobeams“ anprangert, können verstanden werden als
Attribut Baals,
Symbol für Manneskraft, aber auch als
Darstellung Jahwes (Bilderverbot!) bzw. als Thron bzw. Fußschemel des unsichtbar gedachten Jahwes.
Außerdem wird Jerobeam die Einrichtung von Höhenheiligtümern („bamot“) und die Einsetzung nicht-levitischer Priester (1 Kön 12,31) vorgeworfen.
Er residierte (abwechselnd oder nacheinander?) in Sichem, Tirza und Penuel.
Dass er in Bedrängnis gerät durch den (bereits erwähnten) Feldzug des ägyptischen Königs Schischak/Schoschenk, ist erstaulich, schließlich hatte Ägypten Jerobeam einst Schutz gegen Salomo angeboten. Hatte Jerobeam vielleicht während seinem Exil vielleicht ein Versprechen abgegeben, dessen Einhaltung der Pharao jetzt mit Gewalt erzwingen wollte? Wir kommen hier leider nicht über Vermutungen hinaus.

Kurz nach der Reichsteilung gab es permanent Grenzstreitigkeiten zwischen Israel und Juda, aus denen der Süden gestärkt hervorging: Im gelang die Eroberung des ursprünglichen benjaminitischen Stammesgebietes.

Externer Link
http://www.bautz.de/bbkl/j/Jerobeam_1.shtml

13.4 Omri und seine Dynastie


Erwähnung Omris als König Israels auf der Mesha-Stele

Nach dem Tod Jerobeams I. kommt sein Sohn Nadab (907-906) an die Macht (1 Kön 15,25-32), der aber nach nur kurzer Amtszeit bei einem Philisterfeldzug von einem gewissen Baesa aus Issachar erschlagen wird. Dieser Baesa regiert immerhin 23 Jahre, aber außer den Grenzstreitigkeiten mit Asa von Juda erfahren wir fast gar nichts über diesen König (1 Kön 15,33-16,7). Baseas Sohn Ela (883-882) fällt dem Usurpator Simri zum Opfer, der nach nur sieben Tagen von Einheiten des israelitischen Heerbannes seinerseits aus dem Amt gejagt wird. In den folgenden vier Jahren streiten sich Omri, ein General und ein sonst unbekannter Tibni um den Thron.

Omri (882/878-871) gelingt es nicht nur gegen seinen Widersacher zu obsiegen, sondern eine Dynastie zu errichten, die dem Nordreich eine relativ sichere und ruhige Zeit bescherte. H. Donner zählt die Omriiden „zu den begabtesten und tatkräftigsten herrschern auf dem Thron Israels“ (Geschichte Israels, Bd. 2,289).

Eine seiner wichtigsten Amtsmaßnahmen war die Schaffung der Hauptstadt Samaria (2 Kön 16,24ff.), die ähnlich wie Jerusalem im Süden eine rechtliche Sonderstellung inne hatte. Omri kaufte das Gelände für seine neue Residenz von einem Mann namens Schemer (1 Kön 16,24), von dem Donner vermutet, dass er ein Kanaanäer gewesen sein muss, weil nach israelitischem Recht eine solche Bodentransaktion gar nicht möglich gewesen wäre. Während diese Vermutung zutreffend sein könnte, geht eine andere Vermutung für mein Dafürhalten zu weit: Samaria (hebr.: Schomron) sei – so Donner weiter - die Residenz für die kanaan. Bevölkerung gewesen, während für die Israeliten Jesreel (=Zer´in) die Hauptstadt gewesen sei (H. Donner, Bd. 2, 297).

Links:
http://www.bautz.de/bbkl/o/omri.shtml
http://members.aon.at/bjaros/Samaria.htm
http://members.aon.at/bjaros/SichemArea.htm


13.5 Ahab, der Gegenspieler Elias

Stadttor von Hazor, zur Zeit König Ahabs

Wie schon Omri wird auch sein Sohn und Nachfolger Ahab (871-852) von den Autoren des DtrG kritisiert wegen seiner Religionspolitik, die den kanaanäischen Einflüssen zu positiv gegenüber stand. Zu den Förderern dieser Einflüsse gehörte wohl auch Ahabs Frau Isebel, die aus dem benachbarten Phönizien (1 Kön 16,31: Sidon; Josephus, Ant, 8,324: Tyros) stammte. Dass Ahab einen Baalstempel bauen Bilder der Aschera aufstellen ließ, empörte aber nicht erst die Nachgeborenen, sondern bereits einige seiner Zeitgenossen, die in dem Propheten Elia von Tisbe (Ostjordanand) einen Wortführer fanden. Man wird aber (entgegen der Tendenz der biblischen Texte) sagen müssen, dass nicht Ahab es war, der eine angeblich reine Jahwereligion mit dem kanaanäischen Virus infizierte. Es waren im Gegenteil seine Widersacher, die einen bis dahin weithin unbestrittenen Synkretismus (= religiösen Mischkult) plötzlich in Frage stellten. In der Forschung fasst man diese nun erstarkenden Befürworter eines reinen Monotheismus in Israel unter dem von M. Smith eingebrachten Begriff „Jahwe-allone-Party“ zusammen.

Die bekannte Geschichte von Nabots Weinberg (1 Kön 21), den sich der König entgegen dem israelitischen Landrecht einverleiben will, scheint seine Distanz zur Jahwe-Religion zu unterstreichen. Andererseits fällt auf, dass die Namen seiner Söhne Ahasja und Joram „Jahwe-haltig“ sind.

Von Ahab wird weiter berichtet, dass er israelit. Städte hat ausbauen lassen (1 Kön 22,39). Nicht erwähnt im AT, aber durch eine Inschrift bezeugt ist seine Teilnahme an der Schlacht von Qarqar (853), wo eine antisyrische Koalition auf den Assyrerkönig Salmanassar III. trifft (H. Donner: Geschichte Bd.2, 290f.). Wenn diese Information stimmt, ist es aber ganz unwahrscheinlich, dass die Aramäerkriege von 1 Kön 20 und 22 in Ahabs Regierungszeit fallen. Wahrscheinlich fanden diese erst unter König Jehu statt (vgl. H. Donner, ebd.).


13.6 Die Ahab-Söhne Ahasja und Joram

Die Informationen über die Ahab-Söhne Ahasja (852-851?) und Joram (852-851[?], nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Südreichkönig!) sind spärlich: Beide scheinen religionspolitisch auf den Spuren ihres Vaters gewandelt zu sein, weshalb das DtrG ein negatives Urteil über sie fällt. In ihre Regierungszeit fällt der auch durch die Mescha-Stele belegte Abfall Moabs von Israel. Dass Joschafat von Juda Joram bei dessen Feldzug gegen Moab unterstützte, zeigt das mittlerweile entspannte, ja freundschaftliche Verhältnis der beiden Nachbarn. Manche Forscher vermuten sogar eine versteckte Vasallität des Südens gegenüber dem Norden.


13.7 Der Staatsstreich Jehus


Inschrift von Tel Dan

Literatur
W. Gugler: Jehu und seine Revolution. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen. Kampen 1996
Guglers These: Ursache des Umsturzes sei eine Rebellion der Peripherie gegen das Zentrum gewesen; hierarchisch-zentralistische Herrschaftsstruktur versus Autonomie der Stämme [Rez. http://academic.sun.ac.za/]

Eine Revolution, angezettelt oder zumindest unterstützt durch die „Jahwe-allein-Partei“ (M. Smith), setzt der Dynastie Omris ein jähes Ende. Während der Auseinandersetzungen mit den Aramäern wird König Joram schwer verwundet. Während seiner Abwesenheit von der Truppe taucht im Heerlager der Israeliten ein Schüler des Propheten Elisa auf, der den Heerbann-Kommandanten Jehu ben Joschafat ben Nimschi (845 - 817) zum König salbt (2 Kön 9,1ff.). Nach seiner Designierung wird der neue Herrscher auch von seiner Truppe zum König ausgerufen: „Jehu ist König geworden“ (2 Kön 9,13b). Der Usurpator eilt nach Jesreel und beseitigt seinen Widersacher Joram, samt den ihn besuchenden Ahasja von Juda. Seine nächste Bluttat war es, die verhasste Isebel aus dem Fenster ihres Palastes werfen zu lassen (9,33). In 2 Kön 10 schließlich wird erzählt, wie er das gesamte Haus Ahabs auslöscht und damit die Omriidendynastie endgültig beendet. Das dieses Rücksichtslose Vorgehen auch in Jahwe-Kreisen keine ungeteilte Zustimmung fand, zeigt das Wort des Nordreich-Propheten Hosea: „...es ist nur noch eine kurze Zeit, dann will ich die Blutschuld von Jesreel heimsuchen am Hause Jehu und will mit dem Königreich des Hauses Israel ein Ende machen“ (1,3b+4)

Eine steinerne Siegesstele (Bild oben!), die man 1993 auf dem Tel-Dan, im äußersten Norden Israels, gefunden hat, steht in auffälligem Gegensatz zur Darstellung des Königsbuchs: Hier berichtet der Aramäerkönig Hazael von einem Sieg über 70 Könige, darunter die Könige Ahazja und Joram: “Ich tötete Joram, den Sohn Ahabs, den König von Israel. Und ich tötete Ahasjahu, den Sohn Jorams, den König vom Haus David.” Hat nun Hazael oder Jehu die beiden ermordet? 2 Chr 22 unterstützt die Version des DtrG, steht aber im Verdacht, von diesem abhängig zu sein. So muss Antwort wohl offen bleiben.

Anders als seine Vorgänger betreibt Jehu eine assurfreundliche Außenpolitik. Er unterwirft sich freiwillig Salmanassar III., wovon eine Inschrift auf dem sog. Schwarzen Obelisken (Original im British Museum, London; vgl. Zwickel, Abb. 32) zeugt (dort: Jehu, Sohn Omris!). Diese Koalition bringt Konflikte mit den Aramäern mit sich, die ihm schwere Verluste v.a. im Ostjodanland zufügen.

Durch die Revolution Jehus kommt es im Nordreich um zweiten Mal zur Dynastiebildung: Nach ihm besteigt der schwache Joahas (818-802?) den Thron, unter dem die einst ansehnliche Streitmacht Israels auf 50 Reiter, 10 Wagen und 10000 Mann Fußvolk zusammenschmilzt (2 Kön 13,7). Unter Joasch (802-787) beruhigt sich die außenpolitische Lage wieder, da die Assyrer die Aramäer so stark schwächen, dass sie für Israel keine ernsthafte Bedrohung mehr darstellen.

Externer Link
http://www.bautz.de/bbkl/j/Jehu.shtml


13.8 Properität und innerer Niedergang unter Jerobeam II.

Literatur
Rainer Albertz: Grundrisse zum Alten Testament, Bd.8/1, Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit: Von den Anfängen bis zum Ende der Königszeit: Bd. 8/1, 2. Auflage Göttigen 1996

Die Regierung Jerobeams II. (787-747) beschert Israel noch einmal eine Zeit des Friedens und der wirtschaftlichen Prosperität. Vom Propheten Amos erfahren wir von Leuten, die auf elfenbeingeschmückten Lagern schlafen, sich auf Ruhebetten strecken, die Lämmer und gemästete Kälber essen, die auf der Harfe spielen und Lieder dichten wie David, Wein aus Schalen trinken und sich salben mit dem besten Öl (Am 6,4-6). Das zeigt den Wohlstand der Oberschicht in Samaria, der freilich in scharfem Kontrast zur Armut der einfachen Landbevölkerung steht. Neben der ungleichen Verteilung der Güter prangert der Prophet auch Korruption und Rechtsbeugung im Reiche Jerobeams an. Das äußerlich noch intakte Gemeinwesen scheint im Inneren bereits im Verfall begriffen gewesen. Auch das Königsbuch würdigt zwar die „tapferen Taten“ des Königs in der Außenpolitik, stellt ihm aber doch wegen seiner religionspolitischen Verfehlungen insgesamt ein negatives Zeugnis aus (2 Kön 14,23-29).

Externer Link
http://www.bautz.de/bbkl/j/Jerobeam_2.shtml


13.9 Das Ende des Nordreiches durch die Assyrer

Mit Jerobeams Sohn Sacharja (747), der nur 6 Monate im Amt ist, endet die Dynastie Jehus. Sein Mörder und Nachfolger Schallum ben Jabesch regiert nur einen Monat, erst unter Menachem (747-738) kehrt wieder halbwegs Ruhe und Stabilität zurück.
Freilich dehnt Assur seinen Einflussbereich unter Tiglat-Pileser III. (745-727) weiter nach Süden aus. Er unterwirft zunächst die syrisch-amaräischen Kleinstaaten, dann wird auch Menachem selbst tributpflichtig, wie 2 Kön 15,19f. (übereinstimmend mit außerbiblischen Quellen; vgl. Donner Bd. 2, 335) berichtet: „Und es kam Pul [so der babylon. Thronname Tiglatpilesers; S.M.], der König von Assyrien, ins Land. Und Menahem gab Pul tausend Zentner Silber, damit er's mit ihm hielte und sein Königtum befestigte.“ Um diese immense Summe aufzugeben, legte Menahem „eine Steuer auf die Reichsten in Israel, fünfzig Silberstücke auf jeden Mann, um es dem König von Assyrien zu geben. So zog der König von Assyrien wieder heim und blieb nicht im Lande.“ Nach dem Tod Menachems regiert für zwei Jahre Pekachja, ein Sohn Menachems, in Samaria. Er fällt einem Mordkomplott seines Ritters Pekach ben Remaljas zum Opfer, der seinerseits immerhin 20 Jahre an der Macht ist.


13.10 Der syrisch-ephraemitische Krieg

Quellen: 2 Kön 16; Jes 7+8, bes. 7,1-9, Hos 5,8-66; Assyr. Inschriften (ANET 282-84; TUAT I,370ff.)

König Pekach von Israel verbündet sich mit Rezin von Damaskus gegen die assyrische Oberherrschaft. Die beiden Könige versuchen 733 auch Juda in diese Koalition hinein zu zwingen. König Ahas wendet sich, entgegen dem Rat des Propheten Jesaja, nach Assyrien um Hilfe. Tiglatpileser III. (744-727) greift auch sofort ein und reduziert Israel auf das Stammesgebiet von Ephraim und Manasse (733). Der Rest des Nordreichs wird wie auch Aram-Damaskus assyrische Provinz.

Nach seiner militärischen Niederlage fällt Pekach einer Verschwörung zum Opfer. Seine Nachfolge tritt ein gewisser Hosea ben Ela an, der wie sein Vorgänger zunächst ein Vasalle Assyriens bleibt. Kurz nach der Thronbesteigung Salmanassars V. (726-722) aber stellt Hosea die Tributzahlungen ein, wohl weil er das Assyrerreich durch den Machtwechsel geschwächt sieht. Vielleicht auch, weil er sich Hilfe aus Ägypten verspricht, mit dem er diplomatische Kontakte aufnimmt. Doch er sollte sich in dieser Einschätzung täuschen. Die Strafaktion der Assyrer bedeutet das endgültige Ende des Nordreiches. Die Hauptstadt Samaria fällt 722 (2 Kön 17,6). Die jüdische Oberschicht wird deportiert, - Sargon II., Salmanassars Nachfolger, beziffert die Verschleppten auf 27 280 Israeliten. Eine fremde Oberschicht wird angesiedelt, wodurch im zentralpalästinischen Gebirge eine Mischbevölkerung entsteht, aus der in späterer Zeit die Samaritaner hervorgehen sollten.

Bildernachweis
Baal: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Baal_Ugarit_Louvre_AO17330.jpg (pubic domain)
Hazor: Stefan Meißner, Israel-Museum, Jerusalem
Tel Dan http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tel_dan_inscription.png (Schreiber)
Mescha-Stele: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Omri.melek.israel.gif