Natzweiler Struthof

Die Geschichte eines Konzentrationslagers

ANDREAS SCHEYDT 

Das Lager Natzweiler Struthof ist auf einer 800 Meter hohen Erhebung der Vogesen, etwa 50 Kilometer südlich von Straßburg gelegen. Es handelte sich zunächst um eines der kleineren Lager, das Anfangs nur als Konsequenz einer zufälligen Entdeckung eines deutschen Feriengasteszum Abbau von Granitgestein durch die Häftlinge eingerichtet wurde. Kurz nachdem 1940 die DEST (Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH) zu Rate gezogen wurde wird der Abbau des hochwertigen Gesteins vorbereitet und im Mai 1941 werden 300 deutsche ‚Sträflinge‘ nach Natzweiler verlegt, die bis sie die Baracken fertiggestellt hatten, im nahegelegen umfunktionierten Hotel Struthof untergebracht wurden, dem Struthof. Im Vergleich zu anderen Lagern blieb die Zahl der Häftlinge zunächst relativ konstant, was aber nicht nur an der geringen ‚Zufuhr‘ sondern auch an der hohen Sterberate lag. Erst am 15. August 1942 wurde Natzweiler unter der Leitung von Kommandant Egon Zill für reguläre Einweisungen des RSHA (Reichssicherheitshauptamtes) geöffnet.

Seziertisch

Bis zum Ende des Jahres 1943 waren über 2000 Gefangene als Zwangsarbeiter oder als Testobjekte für grausame medizinische Experimente im KZ. Zu dieser Zeit war wie in ganz Deutschland ein Großteil der Arbeitskraft der Rüstungsindustrie zugeteilt während im Steinbruch nur noch knapp 500 Häftlinge schufteten. Noch im Sommer dieses Jahres wurde die Granitförderung wegen zu hoher Erschließungskosten abgebrochen, und der Steinbruch wurde zu einer Werkstatt für Flugzeugmotoren umfunktioniert, die militärischen Produktionsstätten tief im Stollen vor feindlichen Luftangriffen geschützt.

Im August wurde in einem Nebengebäude der Gaststätte Struthof eine Gaskammer eingerichtet. Zusätzlich zur sowieso schon überdurchschnittlich hohen Sterberate wurden hier weit über 100 Menschen für eine Skelettausstellung am anatomischen Institut Straßburg ermordet. Zudem folgten viele Menschenversuche mit verschiedenen Giftgasen und Prototypen von Gegenmitteln.

1944 wurden weitere Einrichtung der deutschen Rüstungsmaschinerie in den Berg verlegt, was zu einem starken Wachstum des Lagers führte; stark daran beteiligt auch die Flugzeugmotorenwerke von Daimler Benz. Natzweiler-Struthof wurden folglich mehrere Nebenlager zugeteilt, die der Gewinnung von Rohstoffen und deren Weiterverarbeitung zu militärisch nützlichen Gütern dienten. Im Oktober waren in diesen Außenlagern schon 19000 Häftlinge untergebracht, während im Stammlager Natzweiler fast 8000 Gefangene einquartiert wurden; inzwischen auch französische Revolutionäre und Friedenskämpfer.

Verbrennungsofen

Mit dem Jahr 1944 endet auch die grausame Geschichte des Konzentrationslagers und seiner Peripherlager; wegen der nahenden Bedrohung durch die Alliierten werden die Häftlinge in Natzweiler und den Außenlagern zwar teilweise evakuiert, hauptsächlich aber exekutiert oder auf Todesmärsche in Richtung Dachau und durch anderer „Krisengebiete“ geschickt.

 

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