Jüdischer Friedhof Ingenheim

Feld: IV Reihe: 6 Grab: 11

Emil Siegel
1875 – 1833
Zum Andenken

Karolina Siegel
geb. Mayer
gest. i. Lager Gurs
Frankreich

Zum Andenken
Liesel Siegel
geb. Levy
Chana Siegel
Peter Siegel
gest. i. Lager Auschwitz

Fritz Siegel
1908 - 1978

 

 

Emil Siegel

geb.: 1875

gest.: 1833 (Suizid)

Beruf: Metzger

 

Karolina Siegel, geb. Mayer

geb.: 5.8. 1880 in Ingenheim

gest.: 23.2. 1942 in Gurs

 

 

Peter Siegel

geb.: 1942 in Marseille

gest.: 4.6.1944 in Auschwitz

 

Chana Siegel

geb.: 19.12.1938 in Landau

gest.: 4.06.1944(?), in Auschwitz

Fritz Siegel

* 05.07.1908 (Ingenheim) gest. 10.06.1978 (Landau)

Der gelernte Ingenieur aus Ingenheim war - entgegen einer anders lautenden Auskunft auf der Webseite von Jad-va-Schem - einer der wenigen Südpfälzer, die den Holocaust überlebt haben. Nachdem sich sein Vater Emil das Leben genommen und sein Bruder Karl ausgewandert war, musste er selbst die Leitung der väterlichen Metzgerei übernehmen. Weil er eine Rundfunkrede Görings kritisch kommentiert hatte, wurde er 1937 nach dem Heimtückegesetz zu fünf Monaten Haft in Dachau verurteilt. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde er weitere sieben Monate im KZ Buchenwald eingesperrt, bevor er dann nach Landau zog. Zusammen mit seiner Frau Elisabeth, geb. Levy, und ihrer Tochter Chana (geb. am 19. Dezember 1938 in Landau) wurde Fritz Siegel wie viele andere Pfälzer Juden auch am 22.10.1940 über Les Milles und Drancy ins das Lager Gurs am Rande der Pyrenéen deportiert. In einem Entbindungsheim in Marseille kam unter bedrückenden Umständen ihr Sohn Peter (Pierre) zur Welt, bevor die ganze Familie am 30.05.1944 mit dem Transport Nr. 75 weiter nach Auschwitz verschleppt wurde. Während Fritz Siegels Familie am 3.6.1944 dort in den Gaskammern ermordet wurde, nahm er selbst beim Rückzug der Deutschen an einem der mörderischen Todesmärsche teil. Schließlich wurde er nach Mauthausen in Österreich verbracht, wo er am 6.5 1945 die Befreiung des Lagers durch die amerikanischen Truppen erlebte.
Trotz seines schlimmen Schicksals kehrte er in seine Heimat zurück, wo er in der Nachkriegszeit Gründungsmitglied und später auch Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz. wurde. Eines seiner großen Anliegen war der Wiederaufbau des 1938 zerstörten jüdischen Altenwohnheims in Neustadt a.d.Wstr. Als SPD-Stadtrat (1948 – 1952) wirkte er am Wiederaufbau eines demokratischen Gemeinwesens in Landau mit, wo er forthin wohnte. Nach seinen ermordeten Kindern Chana und Peter wurde später eine der Versöhnung von Christen und Juden gewidmete Stiftung benannt, die 1990 in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit-Pfalz aufging. Fritz Siegel verstarb 1978 und ist wie seine Familie auf dem Ingenheimer Judenfriedhof bestattet. Dass man 2011 in Landau eine Straße im Wohnpark „Am Ebenberg“ nach ihm benannt hat, konnte er nicht mehr miterleben.

Stolpersteine für die Familie Siegel wurden in der Ostbahnstraße 16 in Landau verlegt.

 

Das Haus von Familie Siegel wurde von der Familie Pfalzgraf übernommen, abgerissen und an seiner Stelle ein Erweiterungsbau der Landmaschinenfirma Pfalzgraf errichtet. Heute befinden sich in den neu gestalteten Räumen ein Dönerladen.
Fritz Siegel mit seiner zweiten Frau
in der Rohrgasse in Ingenheim
Häftlings-Personalkarte von Fritz Siegel
vom KZ Mauthausen
Quelle: http://db.yadvashem.org/
Stolpersteine Ostbahnstraße 16 (eigenes Foto),
früher Adolf-Hitler-Straße